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KARLSTADT: Eine kleine Arche Noah gesichert

KARLSTADT

Eine kleine Arche Noah gesichert

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    Maschendraht und Abort: Dieter Stockmann zeigt den Verhau.
    Maschendraht und Abort: Dieter Stockmann zeigt den Verhau.

    Der Name „Maingestellsgraben“ ist sperrig, aber er passt zu dem Verhau, der sich dort derzeit noch befindet. Worum geht es überhaupt? Der „Maingestellsgraben“ ist ein kleines Seitental, das hinter dem Karlstadter Gewerbegebiet vom Maintal aus abzweigt. Er gehört zum Naturschutzgebiet Grainberg-Kalbenstein. Doch über die Jahre ist das Gelände reichlich zugewuchert. Es befinden sich außerdem etliche vermüllte Gebäude und verrostete Zäune dort. Das soll sich ändern.

    Wie Dieter Stockmann von der unteren Naturschutzbehörde berichtet, hat der Landkreis die meisten Grundstücke der 50 000 Quadratmeter großen Fläche aufgekauft. Zunächst sollen die ehemaligen Häuschen abgerissen, die Zäune entfernt und der Müll beseitigt werden. Dann wird entbuscht. Auch Ziegen und Schafe sollen zur Pflege eingesetzt werden. Die Erstpflege soll kommenden Winter beginnen.

    Offene Flächen schaffen

    Bekanntlich sind die Naturschutzgebiete rund um Karlstadt so wertvoll, weil dort auf kargen Böden trockenheits- und wärmeliebende Arten gedeihen. Es gibt viele seltene Pflanzen als auch Insekten hier. Daher sei vor allem die obere Hälfte des Südhangs naturschützerisch besonders wertvoll, erklärt Stockmann. Sie ist am meisten der Sonne ausgesetzt. Dort soll wieder Offenlandcharakter geschaffen werden.

    Vom gegenüberliegenden Nordhang des „Maingestellsgrabens“ war schon bisher ein großer Teil im Eigentum der Stadt Karlstadt und damit der öffentlichen Hand. Hier wurde schon damit begonnen, einzelne Bäume zu entnehmen. So entstanden hier Halbschattenflächen, die wiederum Standort für bestimmte Arten sind. Zudem geht es darum, eine Brücke zu schaffen zwischen dem nördlichen und südlichen Teil des Naturschutzgebiets, damit ein genetischer Austausch stattfinden kann.

    Detektivarbeit Eigentümersuche

    Seinen Anfang hatte das Projekt vor einem Jahr genommen. Da wurden die Eigentümer der insgesamt 27 Grundstücke nach ihrer Verkaufsbereitschaft gefragt. Ein Gutachterausschuss hatte den Preis vorgegeben. Etwa 90 Prozent der Fläche sind inzwischen so gut wie angekauft. Gerade läuft der grundbuchrechtliche Vollzug. Die restlichen zehn Prozent gestalten sich schwierig, sind richtiggehende Detektivarbeit. So hat eines der Grundstücke rund 40 Eigentümer, die weit verstreut in aller Welt leben.

    Bei einem anderen Grundstück ist seit 1911 eine Dame eingetragen, die aber längst gestorben ist. Hinterbliebene sind nicht bekannt. Bei der Gelegenheit wurde entdeckt, dass auch niemand Grundsteuer dafür zahlt. Ein anderer Eigentümer verkauft nicht, ein weiterer vielleicht später einmal.

    Einer würde gerne gegen guten Ackerboden tauschen. Mit einem weiteren Eigentümer wird gerade verhandelt. Die Bauwerke im „Maingestellsgraben“ sind nach Stockmanns Einschätzung in den 1960er Jahren entstanden.

    „Da haben sich etliche ihre Datscha gebaut, was im Naturschutzgebiet eigentlich nicht erlaubt war, aber zunächst nicht verfolgt wurde.“ Um 1980 habe dann das Landratsamt genauer hingeschaut. Stockmann meint: „Wir hätten jetzt sogar die Entsorgung verlangen können.“ Insofern seien die Eigentümer bei der Sache eigentlich gut weggekommen. Finanziert wird der Ankauf zu 50 Prozent aus LIFE-Mitteln der EU, zu 40 Prozent vom Freistaat und zu zehn Prozent vom Landkreis. LIFE ist die Abkürzung für „L’Instrument Financier pour l’Environnement“. Das bedeutet, dass die EU Gelder zur Förderung von Umweltmaßnahmen in Europa zur Verfügung stellt.

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