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KARLSTADT: Eine Pizza – aber bitte glutenfrei!

KARLSTADT

Eine Pizza – aber bitte glutenfrei!

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    Salat statt Nudeln: Für Menschen, die an einer Lebensmittelunverträglichkeit leiden, ist die Essensauswahl oft nicht leicht.
    Salat statt Nudeln: Für Menschen, die an einer Lebensmittelunverträglichkeit leiden, ist die Essensauswahl oft nicht leicht. Foto: Foto: Jennifer Brach

    Stellen Sie sich Folgendes vor: Sie sitzen gemütlich mit der Familie oder Freunden im Restaurant, studieren die Speisekarte und finden kein Gericht, das Sie essen dürfen. In allem ist etwas enthalten, auf das Sie allergisch reagieren oder das Sie nicht vertragen. Während die anderen genussvoll schlemmen, begnügen Sie sich schließlich mit einem Salat – natürlich ohne Joghurt-Dressing, Nüsse oder Croutons. Für viele Menschen, die von einer Lebensmittelunverträglichkeit betroffen sind, stellt der Besuch im Restaurant jedes Mal aufs Neue eine Herausforderung dar.

    „Im Laufe der vergangenen Jahre ist die Zahl der Betroffenen deutlich gestiegen“, sagt Ilse Krämer vom Ernährungsamt in Karlstadt. In Deutschland leidet jeder Vierte an einer Nahrungsmittelunverträglichkeit. Gesundheitsexperten schätzen, dass rund 15 Prozent der Deutschen von einer Laktoseintoleranz betroffen sind – das heißt, sie haben Probleme, milchzuckerhaltige Produkte wie zum Beispiel Joghurt oder Quark zu verdauen. Etwa 33 Prozent leiden an einer Fructoseintoleranz.

    Andere haben Zöliakie und vertragen keine glutenhaltigen Lebensmittel. Dazu gehören viele Getreidesorten, Brot, Backwaren und Nudeln. Wer eine Unverträglichkeit hat, leidet nach dem Verzehr bestimmter Nahrungsmittel oft an Bauchschmerzen, Blähungen oder Durchfall. Nur durch eine Umstellung der Ernährung lassen sich diese Symptome vermeiden. Viele Betroffene meiden es deshalb, in Restaurants zu essen. Auch der Urlaub oder der Besuch bei Freunden gestaltet sich oft schwierig.

    Wenn Karin Reichert in ein Restaurant geht, meidet sie die Gerichte, die sich nicht verträgt. Bei der gelernten Diätassistentin wurde vor sechs Jahren eine Laktoseintoleranz diagnostiziert. Ernährungsberaterin Daniela Hanisch rät ihren Patienten, schon am Tag vorher in der Gaststätte anzurufen, damit die sich darauf einstellen können. Allerdings haben viele Betroffene Hemmungen und empfinden das als unangenehm. „Ich will keine Extra-Wurst“, sagt Reichert. Nur einmal habe sie ein laktosefreies Viergänge-Menü serviert bekommen, weil ihr Mann im Vorfeld dort angerufen und das bestellt habe.

    Carmen Heine ist Leiterin der Zöliakie-Gruppe für Kinder und Jugendliche in Karlstadt. Ihr Sohn leidet bereits seit seiner Geburt an Zöliakie. „Es ist schwierig, sich auf die Aussagen der Restaurants zu verlassen. Vielen fehlt einfach das Wissen“, erzählt sie. Eine Pizza essen gehen? Fast unmöglich für die Familie. Nur wenige Pizzerien bieten glutenfreie Pizzen an. Auch mit Brot und Backwaren sei es schwierig. Nur wenige Bäckereien in der Region würden glutenfreie Ware anbieten.

    „Das Problem ist, viele Restaurants nehmen einen nicht ernst“, beklagt Heine. Grund dafür sei die momentan herrschende Modeerscheinung, sich glutenfrei zu ernähren, auch wenn gar keine Unverträglichkeit vorliegt. Gute Erfahrungen habe die Mutter dagegen mit den Gaststätten „Fehmelbauer“ und „Kegelstuben“ sowie dem Italiener „Punta del Sud“ in Karlstadt gemacht. Dort habe das Küchenpersonal nicht nur Verständnis für die Familie gezeigt, sondern auch das nötige Fachwissen gehabt.

    Thomas Gsell, Küchenmeister im Hotel „Mainpromenade“, ist die Kommunikation mit dem Gast wichtig. „Wenn jemand eine Nahrungsmittelunverträglichkeit oder Allergie hat, wird das natürlich berücksichtigt und wir suchen in Absprache mit dem Gast nach Alternativen“, sagt der Küchenmeister.

    Leider denken nicht alle Gastwirte wie Gsell. Gabriele Schäfer ist Ernährungsberaterin und hat vor zwei Jahren einen Vortrag zum Thema Lebensmittelunverträglichkeiten gehalten, zu dem alle Gastwirte eingeladen waren. „Die meisten Wirte sehen das nicht als Chance, um sich zu profilieren, sondern als lästig an.“

    Informationen zu Inhaltsstoffen

    Seit Dezember sind alle Gaststätten dazu verpflichtet, die 14 wichtigsten Allergene zu kennzeichnen. Viele Gastwirte haben eine extra Speisekarte, auf der alle Informationen zu den Inhaltsstoffen aufgeführt sind. Hat ein Gast eine Unverträglichkeit, erhält er die gesonderte Karte und kann so sehen, welche Zutaten in den einzelnen Gerichten enthalten sind. Viele Wirte sehen das kritisch. Zum einen könnten die Gäste abgeschreckt werden, wenn sie sehen, was alles im Essen ist, zum anderen würden die Köche dadurch ihre Rezepte verraten. Für die Betroffenen hingegen wird der Restaurant-Besuch dadurch ein Stück weit einfacher.

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