Das Ausflugsschiff „Main-Spessart“ gibt mittlerweile ein trauriges Bild ab. Seit 2006 liegt die einstige Gemündener Attraktion mit kaputtem Motor im Schutzhafen. Die früher strahlend-weiße Farbe wird immer stärker von grünen Algen und Moosen überdeckt, eine Deutschland- und eine Bayernfahne hängen zerfetzt am Bug, ein Fenster ist eingeworfen. Die rote Aufschrift hat auch schon mal bessere Zeiten gesehen. Das 22 Meter lange Schiff, Baujahr 1928, liegt außerdem sehr tief im Wasser.
Gar nicht glücklich darüber ist auch Andrea Ammersbach-Walk, deren Familie das Schiff gehört. Eigentlich wollte die Wernfelder Familie Ammersbach das flügellahme Schiff schnell wieder flott machen. Doch: „Es hat nicht so hingehauen, wie wir uns das vorgestellt haben.“ Jetzt steht das Schiff zum Verkauf. Die Familie war schon drauf und dran, die „Main-Spessart“ zu reparieren, so die Tochter von Kapitän Arthur Ammersbach. Die Möglichkeiten, einen Ersatz für den über 55 Jahre alten 128-PS-Motor zu besorgen, haben sich indes immer wieder zerschlagen.
„Es hat nicht so hingehauen, wie wir uns das vorgestellt haben.“
Andrea Ammersbach-Walk Eigentümerin
Der alte Motor stammte aus einer Lokomotive. Einen erschwinglichen baugleichen Ersatzmotor, der problemlos hätte eingebaut werden können, fand die Familie nicht. Die Lok-Motoren seien sehr gefragt, sagt Andrea Ammersbach-Walk. Einen hätte es damals sogar im Verkehrsmuseum in Gemünden gegeben, doch die Stadt stand 2006 in Verhandlungen mit einem Interessenten, der die Lok als Ganzes kaufen wollte. Die Familie suchte deshalb nach einem Lastwagenmotor, dafür hätte jedoch das Getriebe umgebaut werden müssen und es hätte weitere teure Komplikationen gegeben.
Die „Main-Spessart“ wurde einst als Fähre in Köln in Betrieb genommen. Die Ammersbachs haben sie 1989 in Berlin gekauft, wo sie auf dem Tegeler See als „Tegler Charter Perle“ herum schipperte. Das putzige Schiff mit Platz für 120 Personen fuhr nach Lohr, Marktheidenfeld und Würzburg, außerdem konnte die „Main-Spessart“ für private Feiern gebucht werden.
Für Gemünden wichtig: Im Gegensatz zu großen Passagierschiffen konnte das Schiff der Familie Ammersbach an der Gemündener Mainlände anlegen. Am 20. August 2006 machte der Motor schließlich bei einer Talfahrt von der Harrbacher Schleuse zur Anlegestelle Gemünden seinen letzten Zucker.
Im Jahr darauf waren die Eigentümer trotz der Schwierigkeiten mit dem Ersatzmotor noch guter Dinge, dass sie ab 2008 wieder Ausflugsfahrten würden anbieten können. Die veranschlagten Kosten wuchsen den Ammersbachs jedoch irgendwann über den Kopf. 40 000 Euro hätten wohl nicht ausgereicht. „Das ist mir zu heiß“, habe sich Andrea Ammersbach-Walk irgendwann gedacht. Hinzugekommen wäre noch, dass für ihren Vater, einen erfahrenen Binnenkapitän, teurer Ersatz hätte besorgt werden müssen, wenn dieser einmal ausgefallen wäre. Dann hätten sich die Fahrten nicht mehr rentiert, erklärt Andrea Ammersbach-Walk.
Kapitän Arthur Ammersbach, inzwischen 72 Jahre alt, hat nach dem Motorschaden der „Main-Spessart“ noch einmal auf Binnenschiffen angeheuert. Inzwischen könne er jedoch aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr arbeiten, berichtet seine Tochter.