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FELLEN: Einzige Forstbaumschule im Kreis von Klimawandel betroffen

FELLEN

Einzige Forstbaumschule im Kreis von Klimawandel betroffen

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    Erntezeit: Annerose Althaus und Mitarbeiter der Forstbaumschule Hornung in Fellen bündeln und sortieren vierjährige Setzlinge.
    Erntezeit: Annerose Althaus und Mitarbeiter der Forstbaumschule Hornung in Fellen bündeln und sortieren vierjährige Setzlinge. Foto: Foto: Björn Kohlhepp

    Wenn nach einem langen Winter die Sonne scheint, ist vielen zum Bäumeausreißen zumute. Bei Annerose Althaus in Fellen müssen gleich reihenweise Bäume dran glauben. In der Forstbaumschule Hornung ist dann Erntezeit bei Fichten und Douglasien. Eine Maschine pflügt und rüttelt die vierjährigen Setzlinge zu Tausenden aus dem Boden, Angestellte bündeln und sortieren die etwa 50 Zentimeter hohen Bäumchen. Abnehmer sind Forstämter, Privatwaldbesitzer und Kommunen.

    Angefangen hat bei der Baumschule einst alles mit Obstbäumen. 1890 gründete Annerose Althaus' Großonkel Gregor Fischer den Betrieb. Als der starb, übernahm sein Schwager Emil Hornung aus Estenfeld, Althaus' Großvater, die Firma. Da nach dem Krieg ein großer Bedarf an Forstbäumen herrschte, sattelte die Baumschule um. Die 62-jährige Annerose Althaus führt das Familienunternehmen nun in dritter Generation. Ihr Vater Emil Hornung kümmert sich mit seinen 88 Jahren noch immer um die Christbaumkulturen.

    Sinkender Christbaumanteil

    Aber Christbäume machen nur noch einen kleinen Teil des Geschäfts aus. In den 80er Jahren habe die Firma beim Christbaumanbau ihre „Glanzzeit“ gehabt, erzählt die Chefin. Ein ganzer Hang sei damals voll von Bäumen gewesen. Insgesamt 50 Hektar.

    Mittlerweile sind nur noch einige Hektar übrig. Wenn ihr Vater mal nicht mehr könne, wisse sie nicht, ob sie das arbeitsintensive Christbaumgeschäft überhaupt noch weiterführen werde. Zumal die Preise sich in 40 Jahren nicht verändert hätten.

    Heute könne eine Baumschule ohne Spezialisierung nicht überleben, ist sie sich sicher. „Der Preisdruck ist zu groß.“ Die Crux an Fellen ist, dass der steinige Boden und das Klima dort eigentlich nicht besonders für eine Baumschule geeignet sind. Aber als einzige Forstbaumschule im Landkreis Main-Spessart kann sie sich gut behaupten. Die Abnehmer kommen aus einem Umkreis von 150 Kilometern. Der nächste Konkurrent der Baumschule Hornung sitzt in Miltenberg.

    Zwar verkauft der Betrieb alle möglichen Bäume und Sträucher, aber „verschult“, also gezogen, werden auf den 20 Hektar des Betriebs nur Forstbäume – Fichten, Douglasien und Bergahorn. Früher einmal hat der Betrieb seine Bäume alle selbst aus Samen gezogen, sagt die 62-Jährige. Heute kauft er vorgezogene, zwei Jahre alte Sämlinge aus Norddeutschland, wo Boden und Klima dafür günstiger sind, pflanzt die für zwei Jahre ein und erntet sie dann wieder. 20 Leute sind fest angestellt, in der Erntezeit kommen noch fünf dazu, oft Rentner aus Fellen, zum Ausfahren der Bäumchen. Im Spätherbst werden die Laub-, im Frühling die Nadelbäume gerodet.

    Klimawandel trifft Baumschulen

    Über den Klimawandel macht sich Annerose Althaus einige Gedanken. Als Inhaberin einer Baumschule ist sie mehrfach davon betroffen: Der Staat kaufe mit Ausnahme von Douglasien keine Nadelhölzer mehr und Christbäume treiben – abgesehen von diesem Jahr – bei wärmeren Temperaturen früher aus, weshalb sie anfällig für späte Fröste werden. An einer Christbaumkultur zeigt sie, dass dort im vergangenen Jahr alle jungen Triebe erfroren sind.

    Aber die Baumlehrerin steckt deswegen nicht auf. „Es ist ein ständiger Wandel“, sagt sie. Vor einem Jahr hat sie zur Probe schnell wachsende Hybridnussbäume, eine Kreuzung aus Wal- und Schwarznuss, angepflanzt, außerdem versucht sie ihr Glück mit Baumhasel. Da der Betrieb aber auch mit Bäumen handelt und sie nicht nur zieht, kann er sich dem Wandel anpassen.

    Annerose Althaus' Vater hat schon in den 70ern mit dem Garten- und Landschaftsbau begonnen, sagt Annerose Althaus. Inzwischen ist daraus ein zweites Standbein geworden. Ihr Sohn Claus hat folgerichtig auch Landschaftsarchitektur studiert. Irgendwann soll er mal den Betrieb übernehmen.

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