Die erste CD des Künstlers Leen Kainum ist ein Statement: Der Name „Opus 1“ ist angelehnt an die Werke klassischer Komponisten, die mit Opus 1, 2, 3 und so weiter – opus ist lateinisch für Werk – gezählt wurden. Mit mehr ist also zu rechnen. Kurz vor Weihnachten wurde das Album veröffentlicht. Das Cover ist weiß mit einer großen roten „1“, die Selbstbewusstsein ausstrahlt. Die CD selbst ist schwarz und wie der Rest von schlichter Eleganz. Und ebenso professionell klingt die Musik darauf. Hinter dem Künstlernamen Leen Kainum steckt der 19-jährige Rienecker Lewin Krumpschmid, ein hagerer junger Mann, der gern schwarz trägt und Festivalbändchen am Arm hat.
Nach dem Abitur am FLG im Sommer hat sich Krumpschmid extra eine Auszeit genommen, um das Album zu produzieren. „Man will ja die Musik möglichst gut und vollkommen haben“, sagt er. Aber was heißt „Auszeit“? Für ihn war es ein Vollzeitjob. Fünf Stunden täglich, so erzählt er, hat er an der Musik gefeilt. Und auch die restliche Zeit habe er laufend an das Album denken müssen, das mehr Arbeit machte, als er sich vorgestellt hätte. Er musste sich ja nicht nur um die Musik kümmern, sondern auch um Logo, Covergestaltung, Booklet, Druck, ein CD-Presswerk, die GEMA.
Eigenes Tonstudio daheim in Rieneck
Zu Hause in Rieneck hat er sich nach und nach ein eigenes Tonstudio eingerichtet. Dort hat Krumpschmid, der seit 13 Jahren Klavierunterricht an der Musikschule Gemünden nimmt, die Stücke alle selbst am Keyboard komponiert, das mit einem Computer verbunden ist. Die Texte stammen zur Hälfte von fünf beteiligten Sängern und Sängerinnen, denen er die Stücke mit der Bitte vorlegte, einen Text dazu zu schreiben und zu singen. Zu seinem Vorgehen sagt der 19-Jährige: „Ich habe mich erst mal überraschen lassen, mit was der Sänger dann ankommt.“ Das sei für ihn auch Feedback zu seinen Liedern gewesen, die Ideen der Sänger waren für ihn oft überraschend. Manchmal habe er das Stück hinterher dann noch etwas an den Gesang angepasst. Als musikalische Unterstützung spielten Bekannte Bass und Gitarre. Wie man Musik produziert, hat er sich über das Internet, mit Magazinen und Workshops beigebracht.
Manche der durchweg englischsprachigen Stücke sind schon ein Jahr alt. Krumpschmid hat sie für das Album noch einmal ein wenig „aufpoliert“. Für die gesamte Musik habe er drei, vier Monate gebraucht. Am Ende hat er sie noch einmal endbearbeiten – mastern – lassen, damit sie professionell klingt. Das tut sie denn auch. Die Stücke haben unterschiedliche Stile, oft elektronisch über pop- und rockmäßig bis zu filmmusikhaft. Hört man sie durch, fühlt man sich bei einem Stück an Lady Gaga erinnert, bei einem anderen an Rammstein. Der Rienecker sagt, er habe einen sehr breitgestreuten Musikgeschmack.
„Manche Stücke könnten im Radio laufen“
„Ich wollte viele Seiten von mir zeigen und mich nicht festlegen auf eine Richtung“, sagt er. Die elektronischen Stücke seien vielleicht weniger etwas für Ältere, während andere „ein bisschen mehr Mainstream“ und „allgemein anhörbar“ seien. „Manche davon könnten im Radio laufen, könnte ich mir vorstellen“, sagt der Nachwuchs-Musikproduzent und -Songschreiber selbstbewusst. Dabei sollten die Stücke nicht gefällig sein, allenfalls ihm gefallen. Eingängig sind sie alle.
Was ihm wichtig ist: „Bei jedem Stück ist mein persönlicher Stil zu erkennen.“ Sollten sie im Radio laufen, wird er sich schleunigst bei der Rechteverwertung GEMA anmelden. Einstweilen hat er von ihr nur das OK gebraucht, dass die Stücke nicht abgekupfert sind und er also nichts zahlen muss.
Der 19-Jährige ist mit Musik großgeworden. Sein Vater spielt Klavier, auch seine Mutter ist musikalisch. Sein Großvater Franz Krumpschmid hat in der Karlstadter 60-er-Jahre Band „Towers“ mitgespielt. Folgerichtig möchte der 19-Jährige ab Herbst auch etwas mit Musik studieren: Musikproduktion, Komposition oder Klavier.
Album bei ihm erhältlich
Wer das Album, Preis 15 Euro, kaufen möchte, schreibe eine Mail an kontakt@leenkainum.de. Reinhören kann man im Internet beim Online-Musikdienst Soundcloud, soundcloud.com/l-k-records. Eine Veröffentlichung auf Amazon, Spotify und iTunes könnte er sich vorstellen, was aber insofern kompliziert ist, als die Sänger und Sängerinnen an den Einnahmen beteiligt werden müssen. Bislang haben sie für ihre Dienste nur einen warmen Händedruck erhalten. Krumpschmid: „Aber ein cooles Stück haben sie.“ Er spielt mit dem Gedanken, eine Band zu gründen, und die Musik auf einer Bühne zu präsentieren – wohl wissend, dass sie dann anders klingen würde.
Wer den begabten Pianisten Lewin Krumpschmid erleben möchte, ist am Sonntag, 15. Januar, ab 18 Uhr in der Alten Kirche Wernfeld richtig, wo er mit weiteren Nachwuchspianisten auftreten wird. Er spielt dort unter anderem Stücke von Chopin und Debussy. Eintritt frei.
Zur Person
Lewin Krumpschmid saß als Vierjähriger zum ersten Mal am Klavier. Mit fünf Jahren nahm er Unterricht an der Musikschule Gemünden, mit zwölf Jahren komponierte er sein erstes Stück. Seine Musikstücke waren bisher schon auf Internetportalen zu hören und zu kaufen, nun bringt er die erste CD heraus. Der musikalisch begabte Rienecker spielte in der Schulband und im Schulorchester des Friedrich-List-Gymnasiums, tritt Solo als Pianist auf und komponiert für Orchester und Ensembles wie auch elektronische Musik. Dreimal hat der 19-Jährige den „Justi“, den Jugendkulturpreis des Landkreises Main-Spesart gewonnen und nahm viermal am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teil; im Januar will der Rienecker beim Regionalentscheid in Würzburg noch einmal antreten.