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MAIN-SPESSART: Elstern machen Lärm und nerven

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Elstern machen Lärm und nerven

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    Neulich erst hat er es wieder von seinem Arbeitszimmer aus beobachtet: Ein Türkentäubchenjunges hatte sich die Elster dieses Mal geschnappt. Kaum mehr kenntlich ragte es aus ihrem Schnabel. „Ich bin ein Freund von Singvögeln. Elstern hingegen räumen Nester leer, machen Hetzjagd auf Jungvögel und Krach. Sie sind die Ratten der Lüfte“, sagt der Karlstadter Michael Gütling. Vor allen Dingen aber werden sie seiner Meinung nach mehr. Das sieht nicht nur er so.

    „Viele Leute rufen auch an“, sagt Werner Ühlein, Jagdsachbearbeiter im Landratsamt Karlstadt. Sie klagen über die vielen Elstern in der Stadt: auf Spielplätzen, Pausenhöfen, Abfallcontainern und am Straßenrand. „Ich wohne seit 16 Jahren in Karlstadt und ich weiß, dass früher weniger Elstern in der Stadt waren“, sagt Michael Gütling. Auch Werner Ühlein vom Landratsamt hat den Eindruck, dass die Zahl der Elstern zugenommen hat. Aber ist das so?

    „Grundsätzlich nicht“, sagt Hartwig Brönner, Kreisgruppenvorsitzender des Landesbund für Vogelschutz (LBV) aus Lohr. Sie wird nur wieder mehr wahrgenommen. „Die Elster ist ein Rabenvogel, ein Allesfresser, sie ernährt sich auch von Abfällen oder von Aas am Straßenrand“, erklärt Brönner. Zudem habe sie nur noch wenige natürliche Feinde wie zum Beispiel den Habicht, der mittlerweile auch zu den seltenen Greifvögeln gehört.

    So also geht es der Elster in der Nähe menschlicher Siedlungen gut und sie vermehrt sich hier prächtig. Wie alle Rabenvögel sei sie allerdings auch ein Räuber und vergehe sich nicht nur an Nestern, sondern auch an der frisch geschlüpften Brut der heimischen Singvögel.

    Was tun? „Für uns stellt die Elster im Hinblick auf die anderen Vögel keine Gefahr dar“, sagt Brönner. Der Hintergrund: Ein Schachzug der Evolution. „Es ist zwar nicht wissenschaftlich belegt, aber anscheinend haben sich die Arten, die unter Druck stehen, weiterentwickelt und die Anzahl ihrer Eier erhöht“, erklärt der Vogelkundler. An die 13 Eier lägen mittlerweile in einem Meisennest. Und die Zahl der Meisen schrumpfe nachweislich nicht. „Katzen räubern auch, das vergessen viele“, nimmt der Vogelkundler die Elster in Schutz. Ganz zu schweigen von den vielen Kleinvögeln, die im Straßenverkehr umkommen.

    Was aber tun, wenn der listige Vogel doch so arg nervt? Zwischen dem 16. Juli und dem 14. März dürfen Elstern außerhalb des Ortes und in den Jagdrevieren geschossen werden, heißt es aus dem Landratsamt. 442 Tiere schoss man dort im Jahr 2007, 421 im Jahr 2008, letztes Jahr waren es 447. „Die Zahlen stammen meist aus einzelnen Revieren“, sagt Werner Ühlein vom Landratsamt. Es sei eben sehr von der Persönlichkeit des Försters abhängig, ob er Elstern schießt oder nicht. Schließlich erlegt der Jäger nur Tiere, die er verwerten kann.

    Den genervten Städtern nutzt der Abschuss im Wald wenig. In der Nähe von Gärten und Siedlungen darf nicht gejagt werden. Michael Gütling hat trotzdem einen Tipp, wie man die Tiere zumindest nicht noch durch die eigene Hausmannskost in den Garten lockt: Füttern verboten! Essensreste auf dem offenen Komposthaufen sind bei den Gütlings mittlerweile tabu. Darauf hätten Landratsamt und Vogelschützer die Bevölkerung seiner Meinung nach schon längst einmal hinweisen können. „So zieht man sich die Elstern ja regelrecht heran.“

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