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GEMÜNDEN: Erwin Pelzig mit hohem Tempo

GEMÜNDEN

Erwin Pelzig mit hohem Tempo

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    Frank-Markus Barwasser bei seinem Auftritt als Erwin Pelzig in der Scherenberghalle.
    Frank-Markus Barwasser bei seinem Auftritt als Erwin Pelzig in der Scherenberghalle. Foto: Foto: Ute Brummer

    Wie ein Maschinengewehr feuerte Frank-Markus Barwasser alias Erwin Pelzig am Mittwochabend in Gemünden den rund 800 Zuschauern in der ausverkauften Scherenberghalle in Gemünden seine teils bissige, teils humorvolle Weltanschauung entgegen. Das Publikum war ordentlich gefordert, um den Alltagsweisheiten, politischen Analysen und philosophischen Betrachtungen in diesem Tempo zu folgen. Nur nicht zu lange lachen hieß die Devise, sonst könnte man die nächste Pointe verpassen.

    Mit „Weg von hier“ ist das aktuelle Programm überschrieben – entstanden ist es vor gut einem Jahr, in der heißen Phase des Bundestagswahlkampfes und während der ersten Amtsmonate des amerikanischen Präsidenten Donald Trump. Und genau hier zeigt sich die Qualität von Barwasser. Die politischen Ereignisse sind tagesaktuell im Programm eingebaut. „Wenn man Markus Söder länger als 12,5 Sekunden zuhört, weiß man, dass auch hier schlichtes Denken vorherrscht“, bekommt zum Beispiel der neue bayerische Ministerpräsident sein Fett ab.

    Niveaulos tut gut

    Mit geschürzten Lippen imitiert Pelzig Donald Trump, der gar kein Mensch sei, sondern ein Reptilienwesen das sich Mühe gäbe, wie Marilyn Monroe auszusehen. Und Peter Altmaier bringe in diversen Talkshows Verstand und Stühle an die Grenze der Belastbarkeit. Schmunzelnd kritisiert Pelzig sich selbst. Er wisse, dass manche seiner Witze niveaulos seien und nichts brächten – aber manchmal tue es einfach gut!

    In die Geschichte blickend stellt Pelzig fest, die Hauptursache aller Probleme seien die weißen, heterosexuellen Männer. Also wie sie zum Beispiel in Mecklenburg-Vorpommern wohnen, dort, wo die Gegend viel Gegend ist und die AfD bei der letzten Wahl mehr Stimmen als die CDU erhalten hat. Dann fordert Pelzig zum gelegentlichen Perspektivwechsel auf. Besonders eigne sich hier die Walt-Disney-Methode. Dieser hatte drei Stühle. Einen für die Position des Träumers, einen für die des Kritikers und einen für die des Realisten. Vor wichtigen Entscheidungen nahm Disney nacheinander darauf Platz - und war danach meist erfolgreich. Verdeutlicht hat Pelzig dies am Beispiel Gemünden. Der Träumer sagt: „Gemünden ist schön“, der Kritiker: „So schön dann auch wieder nicht“ und der Realist: „Musst ja nicht übernachten“.

    Drei Rollen am Stammtisch

    Auch Martin Schulz habe die Methode angewandt. Allerdings ohne zu merken, dass er sich drei Träumerstühle hat andrehen lassen. Und Seehofer sei sich nicht sicher gewesen, welches der zwölf Stuhlbeine von Söder angesägt gewesen sei.

    Das schauspielerische Potenzial Barwassers zeigt sich am Stammtisch. Hier schlüpft er neben der Figur Erwin Pelzig in die Rollen seiner Freunde Hartmut und Dr. Göbel. In dreierlei Tonlagen, Dialekten und Sprachstilen verkörpert er die unterschiedlichen Charaktere und entfacht hitzige Diskussionen über Nationalsozialismus, Filterblasen und soziale Netzwerke.

    Geschickt führt Pelzig immer wieder die inhaltlichen Fäden zusammen. Ob Sex-Roboter, Big-Data, Fake News oder Customer Live Time Value, irgendwie landet er immer wieder in Mecklenburg-Vorpommern, am Stammtisch oder bei der Walt-Disney-Methode. Tosender Beifall und Rufe nach Zugabe waren der Lohn für einen Abend auf hohem kabarettistischem Niveau. Aus Rücksicht auf die Nachtruhe der Anwohner um die Scherenberghalle konnte die Zugabe leider nicht gewährt werden.

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