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KARLSTADT: „Es ist nicht so, wie es aussieht“

KARLSTADT

„Es ist nicht so, wie es aussieht“

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    Peinliche Situation: Diese Szene mit Ellen Berger-Thesen und Thomas Trummer hat weniger mit prickelnder Erotik als viel mehr mit bewusster Täuschung zu tun.
    Peinliche Situation: Diese Szene mit Ellen Berger-Thesen und Thomas Trummer hat weniger mit prickelnder Erotik als viel mehr mit bewusster Täuschung zu tun. Foto: Foto: Günter Roth

    Mit der unglaublich rasanten Farce „Love on all Floors - Wer ist schon gern der Trottel?“ steigt die Theaterbühne Karlstadt turbulent in die neue Theatersaison ein.

    Der Inhalt der Komödie ist eigentlich gar nicht so wichtig, die Handlung bietet schließlich nur den neun bestens aufgelegten Akteuren Gelegenheit, sich nach Herzenslust auf der Bühne auszuleben und ihre schauspielerischen Fähigkeiten auszuloten. Dass dies bestens gelungen ist, zeigte unter anderem der Schlussapplaus: Keiner der neun bekam mehr Beifall als der andere – der Applaus galt dem ganzen Team.

    Schon die Frage nach dem Hauptdarsteller erübrigt sich. Marc Sigmund zeigt sich in der Paraderolle als ewig hektischer, gestresster, ehrgeiziger Nachwuchsmanager von seiner besten Seite. Sein Partner Thomas Trummer darf viele Nuancen seines mimischen Könnens auf brillante Weise in der anspruchsvollen Doppelrolle des Warren ausloten: ein arbeitsloser Schauspieler und gehörnter Ehemann sowie ein alkoholabhängiger Lebemann und Firmenchef.

    Die übrigen Mitspieler stehen dem kaum nach. Besonders Tine Grundig besticht in ihrem Part als köstlich vorwitzige „Zimmer-Service-Managerin“. Zuerst professionell und kühl, schockiert und abgestoßen von den unglaublichen Vorkommnissen auf drei Stockwerken, wird sie zunehmend sarkastischer in ihren Kommentaren, bis sie schließlich Gefallen daran findet und zum umwerfenden Vamp mutiert.

    Wandelbar zeigt sich auch Ellen Berger-Thesen als Mercedes aus Brasilien. Zunächst getrieben von Rachegelüsten, verfällt sie dem Gigolo, der eigentlich der harmlose Doppelgänger ist und gibt dann Anlass für komisch-erotische Szenen, die schließlich im rückenfreien Nonnenkostüm enden. Rainer Kenner verkörpert den japanischen Mister Kurasowa – natürlich jenseits jeglicher political correctness. Strenge traditionelle Rituale, vermischt mit eher befremdlichen sexuellen Vorlieben, sind Anlass für jede Menge Spaß auf der Bühne.

    Waltraud Flederer liefert sich sowohl mit ihrem Ex, oder doch noch Ehemann, Warren, und ihrem neuen Lover Alec (Volker Eckstein) eine Fülle amüsanter Dialoge und Situationen, wobei sie jede Menge Sexappeal und große Gefühle versprühen darf. Mit dabei ist auch Theres Henke in der kurzen Rolle als Maria, die schwangere Schwester von Mercedes.

    Nebenrollen gehören manchmal zu den besten. So auch bei Barbara Hubrich: Bob, der unfähigste Bühnenarbeiter, hat die Aufgabe, den Fortgang der Geschichte in drei Stockwerken darzustellen und die eigentlich identischen Zimmer entsprechend mit Wandbildern, Zimmernummern und verschiedenen Requisiten zu verändern. Dass er sich dabei blöd-möglichst anstellt, versteht sich von selbst. Das aber kommt bei Hubrich so umwerfend herüber, dass sie alleine schon ein Grund für den Theaterbesuch ist.

    Die Bühnenbildner Peter Gesell und Werner Gasser übertreffen sich von Mal zu Mal, wie bei der geschmackvoll gestalteten Hotelsuite mit offenem Balkon und raffiniert arrangiertem Szenenwechsel. Der Knüller schlechthin ist das hydraulisch aus der Wand ausklappbare Lotterbett.

    Das Stück lebt von Situationskomik, von einer tüchtigen Portion Klamauk und vor allem von sehr schönem Wortwitz. Das Bonmot „Es ist nicht so wie es aussieht“, zieht sich durch das ganze Stück. Denn: Es ist eigentlich nie so wie es aussieht. Alec beklagte sich, seine Sally habe ein Verhältnis mit ihrem eigenen Mann und nach einer Bettszene jammerte Warren gegenüber Mercedes: „Wenn sie hätten was ich habe und jemand würde drauf knien...“.

    Bei „Love on all Floors“ geht selbstverständlich alles gut aus, die Verwicklungen entwirren sich und was bleibt, ist ein großer Spaß. Das liegt in erster Linie an der unbändigen Spielfreude der neun Schauspieler und lässt die Besucher, die sich darauf einlassen, einen äußerst vergnüglichen Abend erleben.

    Termine weiterer Vorstellungen: Freitag, 11., und Samstag, 12. April, Donnerstag, 24., und Freitag, 25. April, Freitag, 2., und Samstag, 3. Mai, Samstag, 10. Mai, Montag, 12. Mai, Freitag, 16., und Samstag, 17. Mai, Samstag 24. Mai, Mittwoch, 28. Mai, Samstag, 31. Mai und Sonntag, 1. Juni. Beginn jeweils 19.30 Uhr, sonntags um 18 Uhr.

    Mitarbeiter hinter der Theaterbühne Karlstadt

    Technik, Licht, Ton: Ralf Mahlo, Werner Gasser.

    Maske, Frisuren: Angela Nickel.

    Bühnenbild, Aufbauten: Peter Gsell.

    Kostüme, Fundus: Thomas Trummer. Requisite, Inspizienz: Teresa M. Henke.

    Souffleuse: Simone Sigmund.

    Regieassistenz: Barbara Hubrich.

    Regie: Werner Hofmann.

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