Icon Menü
Icon Schließen schliessen
Startseite
Icon Pfeil nach unten
Main-Spessart
Icon Pfeil nach unten
Gemünden
Icon Pfeil nach unten

GEMÜNDEN: Ex-Hundsgrübbl trifft Frau Bindestrich

GEMÜNDEN

Ex-Hundsgrübbl trifft Frau Bindestrich

    • |
    • |
    Wenn bei einer Darmspiegelung fünf Meter Gartenschlauch zu verarbeiten sind, macht auch ein Klaus Karl-Kraus kein glückliches Gesicht mehr. Seine wenigen Zuschauer im Foyer der Gemündener Scherenberghalle bogen sich auch – vor Lachen.
    Wenn bei einer Darmspiegelung fünf Meter Gartenschlauch zu verarbeiten sind, macht auch ein Klaus Karl-Kraus kein glückliches Gesicht mehr. Seine wenigen Zuschauer im Foyer der Gemündener Scherenberghalle bogen sich auch – vor Lachen. Foto: FOTO Michael Fillies

    Bei seinem ersten Auftritt in Gemünden vor drei Jahren war die Scherenberghalle ausverkauft – bei seinem zweiten diesmal reichte das Foyer, und sogar dort blieben Plätze leer. Ob's am Überangebot der Unterfränkischen Kulturtage oder an Michl Müllers ausverkauften Gastspiel vorige Woche in Adelsberg lag, wie Eleonore Schuch von der Tourist-Info vermutete?

    „KKK“ war's scheinbar gleich. „Im Foyer is schee“, befand er, freute sich, „wie Sie den leeren Saal mit so viel Applaus füllen“, und entledigte sich sogar für einige Zeit seines Headsets. Echte Kleinkunst halt, auf Tuchfühlung mit dem Publikum, das am Donnerstagabend aus dem harten Kern der hiesigen Fans des middelfrängischn Wortakrobaten bestand. Eine Wernfelderin lachte schon – und hörte kaum mehr auf – gerade dass der 57-Jährige die kleine Bühne besetzt hatte. Im bekannten Outfit: Charakterkopf mit Pferdeschwänzchen, rotes T-Shirt, rote Sportschuhe und roter Fingernagel am kleinen Finger der rechten Hand.

    „Dem (widerspenstigen) Mikro zeiche mers!“, sagte Karl-Kraus, als er es abstreifte und bekam sogleich eine schlagfertige Antwort eines Zuhörers: „Wenn nit, komme mir vüür!“ So wurde es ein amüsanter, fast intimer Abend, an dem ein munterer Klaus Karl-Kraus seine G'schichtli verzählte, vom Hundertsten ins Tausendste und zurück springend. Zurufe nahm er meistens spontan auf. Und eine Frau trug dem Reporter auf, ja zu schreiben, dass die Hälfte der Leute aus Rieneck kam, was hiermit geschehen ist. Das Publikum ging mit, lachte mal lauthals, mal kichernd – und schwieg betroffen, als Karl-Kraus auf die Vorfälle von Ansbach und Solln hinwies und damit die eigentliche Botschaft seines Programms „Papa, sag ja!“ ansprach: Erziehungsfehler. Eingeleitet hatte er mit dem urkomischen Lied vom „Kleinen König“, dem süßen Säugling, der sich als unbarmherziger Tyrann entpuppt und die Eltern zu Sklaven macht. Nah am Erfahrungsschatz seiner Zuhörer ging es weiter: „Ich waas noch, wie ich schwanger war: Ich hab' ab dem dritten Monat nichts mehr Schweres getragen.“ Als die lieben Kleinen dann in die Schule kamen, tauchte auch eine alte Bekannte aus KKKs Bühnenleben auf, Frau Bindestrich aus Düsseldorf. Diese nervende, diskussionsfreudige Dame, die ihren Spross Fabian über alles stellt, kennen wohl alle Eltern (und Lehrer) aus Schulversammlungen. Klar, dass auch der bodenständige Klaus Karl-Kraus mit ihr kollidiert. Zum Beispiel, wenn er dem kleinen Racker, der ihm zu Halloween an der Haustür „Süßes oder Saures“ vorkräht, mit „Pudel oder Kampfhund“ antwortet. Normalerweise geht man an Allerheiligen auf den Friedhof – „jetzt an Halloween kumma die Leichn zu mir!“

    Gegen „Delphintherapie und Reit-Ergo“ setzte Karl-Kraus – grob vereinfachend – seine Mutter, die „immer dahaam“ war und die ihn und seinen Vater ausschließlich „Hundsgrübbl“ genannt und öfters mit und ohne Grund hieglangt habe. Denn, so die Kernthese, problematische Jugendliche seien oft das Produkt von Eltern, die ihren Kindern Kumpel sein wollten statt ihnen Grenzen zu setzen. KKK bekennt: „Ich habe meine Mutter geliebt – und geachtet!“

    Dass es nicht zu ernst wurde, dafür sorgten unter anderem fast schon philosophische Betrachtungen über Grünkernbrätlinge – die natürlich gut zu Frau Bindestrich passen – und eine genüsslich geschilderte Darmspiegelung. Einige Zuschauerinnen versuchten sich außerdem am Rande der Vorstellung an einer Denksportaufgabe: Das Kind hat er mit Sabine, aber jetzt spricht er von ,seiner Gisela‘?! Die Frage bleibt offen, aber KKK versprach ja trotz des schwachen Besuchs: „Ich kumm scho widder, wenn Ihr kummt!“

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden