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GRÄFENDORF: Faschingszug des Wilden Haufens: vom Gag zum Selbstläufer

GRÄFENDORF

Faschingszug des Wilden Haufens: vom Gag zum Selbstläufer

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    Weiß-blau: Unter dem Motto „Ein Münchner im Himmel“ trat der Wilde Haufen im Vorjahr beim Faschingszug an.
    Weiß-blau: Unter dem Motto „Ein Münchner im Himmel“ trat der Wilde Haufen im Vorjahr beim Faschingszug an. Foto: Fotos: A. Silberbach

    Mit einem Leiterwagen, der Gemeindeschelle und ACDC-Songs zog vor 20 Jahren der Stammtisch „SV Wilder Haufen – Tote Hosen Gräfendorf“ am Faschingssonntag durchs Dorf und skandierte ausgelassen: „Wir sind ein Faschingszug.“ Seitdem ist der Gaudiwurm von Jahr zu Jahr gewachsen, denn immer mehr Vereine schlossen sich an. Das hätten sich die einstigen Jugendfußballer, damals im Alter von 19 bis 23 Jahren, nicht träumen lassen: „Wir haben den Faschingszug seinerzeit in Gräfendorf nach knapp 15 Jahren Brache wieder ausgegraben und heute ist er fast ein Selbstläufer.“

    Die acht wilden und stürmischen Jugendkicker hatten nie den Kontakt zueinander verloren, trafen sich immer wieder mal zu einem Stammtisch. An einem legendären Abend vor 20 Jahren entstand spontan die Idee, maskiert durchs Dorf zu ziehen. Vom Kassettenrekorder dröhnten ACDC- und Tote-Hosen-Songs: „Die Leute in der Hauptstraße haben erstaunt die Fenster aufgemacht.“

    Schon im nächsten Jahr war der Wander- und Anglerverein mit von der Partie. Auch der Musikverein Gräfendorf ließ sich nicht lange bitten. Inzwischen ist das ganze Dorf auf den Beinen und die Nachbargemeinden bringen sich ein. Auch Faschingsgruppen aus dem benachbarten Sinngrund und dem Altlandkreis Hammelburg ziehen mit. Viele Mitwirkende und Zuschauer reisen mit der Saaletalbahn an, denn Parkplätze sind rar. „Ohne die Mitverantwortung und Hilfe der Gemeinde und der Feuerwehr wäre der Faschingszug gar nicht mehr zu realisieren“, sagt das Organisationsteam. Denn Versicherungen müssen abgeschlossen werden und die Verkehrssicherheit muss gewährleistet sein.

    Der Gräfendorfer Faschingsumzug erfreut sich in der Region großer Beliebtheit. „Bestimmt auch, weil wir nur gute Süßigkeiten auswerfen“, mutmaßt Gründungsmitglied Thorsten B. Die Süßigkeiten kauft der „Wilde Haufen“. „Ein eingespieltes Sammelteam, unsere Faschingspolizei, treibt bei Unternehmern und Geschäften Spenden ein“, erzählt Joachim S. Die Naschereien werden vor dem Start des Gaudiwurms an alle teilnehmenden Gruppen zum Auswerfen verteilt.

    „Tradition hat bei uns der Bau eines Themenwagens“, sagt Joachim G. Das Motto ist immer ein gut gehütetes Geheimnis. Heimlich spitzen jedoch die alten Gräfendorfer immer mal ins Feuerwehrhaus, um einen Blick zu erhaschen, und es gibt jährlich gut unterrichtete Kreise. 1996 karikierten sie den Neubau der Abwasseranlage und liefen in Sträflingskleidung auf. „Einfach umwerfend“ war das Motto vom Elchtest: Auf einem Anhänger war ein umgekipptes Auto aus Karton drapiert. Als Waldgeister, Drachen oder Kannibalen waren sie schon unterwegs und vergangenes Jahr als „Münchner im Himmel“.

    Mit von der Partie sind immer die Frauen der einstigen Jugendmannschaft: Sie denken sich die fantasievollen Kostüme aus, schneidern und nähen alles selbst. Auch der Nachwuchs des „Wilden Haufens“ wird integriert und liebt das Faschingstreiben.

    Inspiriert vom Faschingszug hat die Chorgemeinschaft Gräfendorf die Tradition des Kinderfaschings vor vielen Jahren wieder aufleben lassen. Sie organisiert ein kindgerechtes Programm für die kleinen Faschingsnarren in der Turnhalle. Die Großen treffen sich nach dem Umzug in einem Partyzelt auf dem Schulpausenhof. Stets übernimmt ein anderer Verein die Bewirtung. Die harten Getränke besorgt der „Wilde Haufen“. Klar, es gab auch schon mal Probleme mit Alkohol und Schlägereien. Deshalb achtet nun ein Security-Team auf den reibungslosen Ablauf und greift bei Bedarf schlichtend ein. „Das hat sich bewährt.“

    Ein Teil des Erlöses wird alljährlich gespendet: „Das Klettergerüst auf dem Schulgelände haben wir finanziert, Noten für den Kinderchor angeschafft, die Kinderkrippe und Schule bei der Ausstattung unterstützt“, sagt Jan O. Was als Gag begann, hat sich zu einem erfolgreichen Gesellschaftsereignis entwickelt, was das Organisationsteam jedes Jahr auf Neue animiert, weiterzumachen. „Jedoch wollen wir uns langsam aus der Verantwortung zurückziehen“, sagen die inzwischen gestandenen Männer und Familienväter, von denen manche inzwischen bei den „Alten Herren“ mitkicken.

    Doch dieses Mal lassen sie es noch mal richtig krachen – auch mit Songs von ACDC und den Toten Hosen. Ersetzt wurde die Gemeindeschelle: Erstmals wird auf dem Internetportal Facebook für den Faschingsumzug geworben. Mit Erfolg. Über 20 Gruppen haben sich bisher für den Gaudiwurm am Faschingssonntag, 19. Februar, angemeldet, der wie immer um 13.31 Uhr beginnt.

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