Naturalien wie Brennholz und Messwein bekamen Pfarrer früher von der Gemeinde für ihren Lebensunterhalt oder als Bezahlung für bestimmte Dienste. Was "fassionsmäßige Leistungen" genannt wird, geht bis in die Anfänge des vergangenen Jahrhunderts oder noch weiter zurück.
Die Naturalien wurden freilich längst durch Geld ersetzt. Für dieses Jahr stellte das Bischöfliche Ordinariat dem Markt Zellingen rund 1200 Euro in Rechnung. Der Gemeinderat rang sich allerdings dazu durch, diese Leistungen durch eine Einmalzahlung von rund 30.560 Euro für alle Zeit abzulösen. Dieses Angebot, das dem 25-fachem Jahresbetrag entspricht, hatte das Ordinariat schon häufiger gemacht, auch um den relativ hohen Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Diesmal griff das Thema die neue Kämmerin Ines Rössler auf.
So setzten sich die jährlichen fassionsmäßigen Leistungen bisher zusammen: Für Duttenbrunn fielen 205 Euro für den Organistendienst an. Auf die katholische Kaplanstiftung entfielen 46 Euro. Vom katholischen Pfarramt Retzbach wurden 260 Euro für die Trennung von Schul- und Kirchendienst angesetzt.
In Zellingen ist der Ursprung von Naturalien noch zu erkennen. 138 Euro teilen sich auf in 82 Euro anstelle von 2,2 Ster Buchenholz (zum Heizen) und 29 Euro Besoldung für den Messner, 27 Euro für den Messwein und einen Euro für Wallgänge.
Die Katholische Pfarrpfründerstiftung setzt 110 Euro Gehaltsbeitrag für einen ehemaligen Kaplan an. Ihre Ansätze für den Messner sind kompliziert: Das Messnerholz (vier Klafter Buche und sechs Klafter Eiche) sowie anderthalb Ster Schlagwellen sind 1130 Euro Wert, jedoch werden 720 Euro Hauerlohn abgezogen, knapp 50 Euro Fuhrlohn und 1,30 Euro Gehaltsbeitrag dazugezählt. So ergeben sich weitere 465 Euro (über den Gehaltsbeitrag hinaus).
Im Gemeinderat gab es zunächst kritische Stimmen. Zwei Räte nahmen irrtümlich an, es gehe um eine Vorauszahlung. Auch die Hoffnung auf ein Gerichtsurteil zur grundsätzlichen Abschaffung wurde geäußert. Stefan Wohlfart erklärte, die fassionsmäßigen Leistungen bestünden letztlich seit der Säkularisation. Da sie in Staatsverträgen festgehalten seien, sei die Ablösung der einzige Weg, "sonst werden die uns überleben und unsere Kinder auch."
Rudi Röder wusste, dass viele andere Gemeinden diese Leistungen längst abgelöst haben. Günter Krönert sprach von einem Stück mehr Trennung von Kirche und Staat.
Als der Gemeinderat mit 15 zu zwei Stimmen beschloss, die fassionsmäßigen Leistungen mit der Einmalzahlung "für immer und ewig" abzulösen, war ganz leise ein "Amen" im Gremium zu vernehmen.