Die evangelische Pfarrkirche aus Heßdorf, einem Gemeindeteil der Gemeinde Karsbach, beherbergt eine Orgel aus dem 18. Jahrhundert. Die Spielanlage, das Gehäuse und die Mechanik sind noch im Originalzustand. Nun entschied der Kirchenvorstand aufgrund der Einschätzung des Orgelsachverständigen der Landeskirche sowie der Beratung der Organisten, dieses wertvolle, denkmalgeschützte Instrument wieder neu instand setzen zu lassen. Nach fast 50 Jahren wird die Barockorgel aufwendig gereinigt und renoviert.

Die Orgel wurde 1744 von Jakob Theodor Berns gebaut und hat eine ausführliche Ornamentik. In jedem Jahrhundert wurden bereits große Veränderungen vorgenommen. Im Jahre 1869 gab es den ersten Umbau. Drei bis vier Register wurden komplett getauscht – das bedeutet, der Klang der Orgel wurde verändert, weil er nicht mehr den damaligen Vorstellungen entsprach. 1977 wurden die Windladen ausgebaut, überholt und renoviert. Wieder wurden zwei Register getauscht, weil sie nicht gefielen und nicht mehr in die Zeit passten.
Der historische Zustand muss weitgehend erhalten bleiben
Orgelbauer Michael Weller von der Orgelmanufaktur Vleugels hat sich der Instandsetzung angenommen und ist seit drei Wochen mit seinen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern an der Arbeit. "Natürlich soll und muss der historische Zustand weitgehend erhalten bleiben. Dennoch bedarf es auch vielen technischen Notwendigkeiten, um den Klang der insgesamt 13 Register wieder zu einem harmonischen Einklang zu bringen", sagt Weller.

Ein Register ist bei einer Orgel eine über den gesamten Tonumfang reichende Reihe von Pfeifen gleicher Klangfarbe, die als Einheit ein- oder ausgeschaltet werden kann. Alle Pfeifen – manche sind aus Holz – werden jetzt einzeln ausgebaut und nach der Reinigung wieder in die vorhandene Windlade eingesetzt. Das Verfahren ist schon "tricky" und an manchen Stellen nicht unkritisch, sagt Michael Weller.
Zuerst wird mit einer Druckluftpistole der Staub, der sich über die Jahrzehnte in den Öffnungen der Pfeifen festgesetzt hat, entfernt. Dies sollte in der Regel alle 25 Jahre geschehen. Dreck- und Rußpartikel, die den Klang beeinträchtigen und verändern können, werden dabei ausgeblasen. Mit einer Rohrbürste werden zudem festsitzende Teilchen beseitigt. Nichts darf dabei beschädigt werden.

Nachdem jede einzelne der Pfeifen gereinigt und technisch überprüft wurde, erfolgt der Wiedereinbau und die genaue Einstellung der Klangfarbe – die Intonation. Hierbei muss jede einzelne Pfeife klanglich geprüft und aufeinander abgestimmt werden, um am Ende ein gelungenes Zusammenspiel, einen Wohlklang, zu erreichen. Dies verlangt oftmals eine Korrektur und ist daher ein langwieriger Prozess, sagt Michael Weller.
Über viele Jahre Spenden gesammelt
Für die präzise Einstellung wird ein Abzugsdraht für die Tonventile und eine Edelstahlpulpete für die Abdichtung in dünne Holzschleifen eingearbeitet, um einen Ausgleich zwischen Dichte und Bewegung schaffen zu können, der für den richtigen Klang verantwortlich ist. Dafür wurden manche Teile erneuert, da im Laufe der Jahre vieles undicht geworden war.

Der Holzwurm wurde behandelt, die Klaviatur sowie Taschenbelege überarbeitet, und ein neues Register im Pedal wird noch ausgetauscht. Aufgrund zusätzlicher Maßnahmen, wie beispielsweise das Abdichten der Windlade, ist die Renovierung zeitaufwendig. "Insgesamt kostet die Instandsetzung dieses historischen Instruments weit über 40.000 Euro, aber die Kirchengemeindemitglieder haben über viele Jahre gesammelt und sehr viel gespendet", sagt Pfarrerin Marina Rauh.
In weiteren zwei Wochen sollte die Renovierung abgeschlossen sein und, wenn fachlich alles abgenommen wurde, kommt die Orgel schon am 12. Mai dieses Jahres zum Konfirmationsgottesdienst wieder zum Einsatz – ganz nach historischem Vorbild wiederhergestellt und im harmonischen Zusammenspiel aller Klänge.
