Mit einem Nationalpark Spessart könnten sich die Marktgemeinderäte wohl mehrheitlich anfreunden, nicht aber damit, den direkt betroffenen Spessartgemeinden den Park und seine mutmaßlichen Einschränkungen gegen ihren Willen überzustülpen. Dieses Stimmungsbild ergab sich in der Ratssitzung am Dienstagabend in der Diskussion über den Antrag der IB (Initiative Burgsinn), eine Resolution pro Nationalpark im Sinne des Vereins „Freunde des Spessarts“ zu beschließen.
Machbarkeitsstudie abwarten
Am Ende der ausführlichen Diskussion – fünf Marktgemeinderäte fehlten – zog IB-Rat Marco Scholz den Antrag zurück. Es soll zunächst abgewartet werden, was die Machbarkeitsstudie des Bayerischen Umweltministeriums ergibt. Darauf hatte Anette Willecke plädiert, denn noch gebe es zu viele Unklarheiten über die Auswirkungen eines Parks. Auch Bürgermeister Robert Herold hatte zuvor bedauert und scharf kritisiert, dass die Einschränkungen durch den Nationalpark noch nicht konkret benannt seien.
Noch vier Wochen Zeit
Der SPD-Politiker und Nationalpark-Befürworter Harald Schneider aus Karlstadt, der die IB-Resolution unterstützt, war unter den elf Zuhörern der Sitzung und sagte, man könne sich mit einem Beschluss durchaus noch vier Wochen Zeit lassen. Hilfreich wäre so eine Resolution ans Ministerium aber doch. Im Übrigen gebe es so viele Unklarheiten nicht mehr: In einem Nationalpark Spessart blieben die Wege frei, behielten die Holzrechtler ihre Rechte, könne man weiterhin Pilze sammeln . . .
Herold befürwortet Nationalpark
Eingangs hatte Robert Herold – als Forstwirt auch in der Holznutzung bewandert – ausführlich Stellung bezogen: „Ich stehe einem Nationalpark durchaus positiv gegenüber.“ Bedauerlich sei, dass man vom Umweltministerium keine fakten bekomme, um damit an der Basis Überzeugungsarbeit leisten zu können.
Bürgermeister verdrossen
Verdrossen berichtete er, auf einen Brief in diesem Sinne ans Ministerium hin habe ihn der Amtsleiter angerufen und gefragt: „Was wollen Sie eigentlich? – Ich habe gesagt: Ja, mehr Information! Zur Holznutzung, welche Einschränkungen, was wir zu erwarten haben . . .“ Und als Krönung habe er, der Bürgermeister, dann am 10. Februar eine Einladung zur Informationsveranstaltung an eben diesem Tag in Aschaffenburg erhalten!
Wann entscheidet Seehofer?
Weiter verlangte Robert Herold, dass zunächst Konzepte zur Rechtholznutzung vorgelegt werden. Bitter sagte er weiter: Man habe schon gehört, dass Ministerpräsident Horst Seehofer eine Entscheidung auf die Zeit nach der Bundestagswahl verschieben wolle – „wie er's immer macht“.
Schwierige Abwägung
Ratsmitglied Ernst Müller merkte zu einer Resolution an, auch wenn der Nationalpark dem Gemeinwohl diene, stelle sich dennoch die Frage, ob dieses Gemeinwohl über das Wohl der direkt Betroffenen zu stellen sei, die in dem neuen Nationalpark leben. Ähnlich äußerte sich Reiner Knöll. Gerhard Scheidt berichtete, die Bayerische Staatsregierung habe im NP Bayerischer Wald bis heute bestimmte Zusagen an die Landwirte nicht erfüllt.
Außerdem müssten die dort mit dem hohen Aufkommen an Touristen und ihren üblen Hinterlassenschaften allein klarkommen.
„Da müsst' mer zugreifen“
Der frühere Landtagsabgeordnete Harald Schneider führte aus, 20 bis 30 Millionen Euro würde der Freistaat in der Region investieren, zehn Millionen jährlich kämen für laufende Maßnahmen hinzu: „Gerade das können wir hier für den Sinngrund gebrauchen, für den Landkreis Main-Spessart.“ Er wiederholte seinen Appell: „Da müsst' mer zugreifen und sich nicht wegducken!“ Reiner Knöll spottete: „Ich rechne mit einer sinkenden Kreisumlage!“
Aufwertung des Naturparks?
Frank Pechmann hält nichts davon, Naturschutz als „Käseglocke“ zu betreiben: So wie die Natur an einer Stelle geschont werde, so werde sie an anderer Stelle umso heftiger ausgebeutet, sagte er. Matthias Muthig ergänzte, man solle lieber eine Resolution fassen, den Naturpark Spessart aufzuwerten, beispielsweise mit einem Aussichtsturm. Von den versprochenen Millionenbeträgen, bekäme die heimischen Bevölkerung nichts ab, die würden auswärtige Investoren abgreifen. Wie Pechmann wandte er sich dagegen, mit einer Resolution auf die betroffenen Gemeinden „Druck aufzubauen“ und ihnen „reinzureden“.
Resolution als Rückenwind
Die Stimmung seiner Kollegen fasste Marco Scholz zusammen: „Irgendwie dafür, aber nicht mit einer Resolution. Ich befürchte, dass eine Chance vertan wird. Die Gegner schreien lauter als die Befürworter – eine Resolution wäre da ein Rückenwind.“ Letztlich stimmte auch Scholz der von Willecke vorgeschlagen Vertagung des Beschlusses zu.