Die Erinnerung an das einstige Traditionsunternehmen ist noch lange nicht verblasst: "Mörtl" steht in großen Lettern neben dem Tor geschrieben, das Kunden und Zulieferern Zutritt zu dem von hohen Mauern umgebenen Areal ermöglicht.
15 unterschiedliche Firmenschilder lassen sich beim Rundgang über das Gelände zählen. Die Bandbreite ist groß: Einen Hersteller von Feuerungsanlagen gibt es da, Betriebe für Montagebau oder Recyclingsysteme, eine Spenglerei, einen Verputzer, auch ein Anbieter für "Car-Styling" ist dabei.
Vor sieben Jahren hatte das Traditionsunternehmen Mörtl, das sich auf die Fertigung von Schleppergeräten spezialisiert hatte, Konkurs angemeldet. Die in Pöttmes bei Augsburg ansässige Ziegler Maschinenbau GmbH hatte den Betrieb daraufhin übernommen. Optimistisch und hochmotiviert war es nach dem Konkurs weitergegangen, vier Jahre herrschte Hoffnung, die einstige Größe auf dem Schleppergerätemarkt wieder zu erlangen.
Im August 1999 stellte jedoch auch der neue Inhaber nach einem unerwartet hohen Auftragseinbruch die Produktion ein. Nur ein Zwischenlager mit Kundendienst blieb vorerst erhalten; die Produktionshallen und Bürogebäude wurden an verschiedene Betriebe vermietet. Inzwischen wurde auch das Zwischenlager geschlossen, Kundendienst wird nicht mehr angeboten: Die Ziegler GmbH hat das Gelände verlassen.
Der einzige, der für den Vermieter die Stellung hält, ist Markus Neumann. "Ich bin Hausmeister, Pförtner und Verwalter in einem", beschreibt der 28-Jährige seine Tätigkeit. Seit rund einem Jahr pflegt er das Areal, erledigt anstehende Reparaturen, weist Besuchern und Zulieferern den Weg zu den einzelnen Firmen und nimmt Lieferungen entgegen.
Doch nicht nur der gemeinsame Hausmeister verbindet die Betriebe. "Die vorhandene Infrastruktur wird firmenübergreifend genutzt", sagt Neumann. Reinigungskräfte, Sanitäranlagen, auch den großen Parkplatz vor dem Gelände teilen sich die Firmen, denen so vieles erleichtert wird.
Von einem Gründerzentrum will Richard Frinzl, der bei der Ziegler Maschinenbau GmbH in Pöttmes bei Augsburg für die Vermietung des Geländes zuständig ist, dennoch nur "unter Vorbehalt" sprechen. Frinzl: "Es wird zwar einiges gemeinsam genutzt, aber die für ein richtiges Gründerzentrum nötige Infrastruktur, wie beispielsweise gemeinsames Sekretariat oder Poststelle ist einfach nicht vorhanden." Immerhin: "Das Mörtl-Areal ist fast schon ein Gewerbepark", so Frinzl.
Dass es dazu gekommen ist, sei allerdings eher dem Zufall zu verdanken als der Idee, ein privates Gründerzentrum aufzubauen: "Als wir in Gemünden die Produktion einstellen mussten, haben wir das Gelände eben vermietet, anstatt es zu verkaufen."
Dabei solle es auch in Zukunft bleiben, versichert Frinzl. An der Vermietung des Areals will die Ziegler Maschinenbau GmbH festhalten; für drei Hallen werden derzeit neue Mieter gesucht. Trotz Pleiten und Übernahmen: Für das Mörtl-Areal ist die Zeit wohl noch lange nicht abgelaufen.