Ereilt das Lohrer Werk des Automobilzulieferers Faurecia das gleiche Schicksal wie den früheren Konzernstandort in Unna (Nordrhein-Westfalen)? Diese Frage beschäftigt viele der Lohrer Mitarbeiter, und das nicht erst, seit Faurecia am Dienstag verkündet hat, sein Lohrer Werk schließen und Teile der Produktion an die Kokinetics GmbH verkaufen zu wollen.
Wie berichtet, hat der potenzielle Käufer die Absicht, die Lackiererei ebenso wie die Produktion von Sitzelementen für den Mercedes-Sprinter in Lohr fortzuführen. Deswegen, so Faurecia am Dienstag, könnten „mindestens 30“ der aktuell 108 Lohrer Mitarbeiter auf eine Weiterbeschäftigung hoffen.
Insider sehen in der derzeitigen Entwicklung etliche Parallelen zu der Geschichte des früheren Faurecia-Standortes in Unna. Der war Anfang 2009 mit seinen damals knapp 400 Mitarbeitern verkauft worden. Zuvor war damals auch in Unna als Alternative im Gespräch, dass Faurecia den Standort schließen könne.
Den bevorstehenden Verkauf wertete der Betriebsratsvorsitzende des Unna-Werkes Ende 2008 noch als „vorgezogenes Weihnachtsgeschenk“. Und eine in Unna erscheinende Tageszeitung titelte: „Alle 383 Arbeitsplätze gerettet.“ Doch es kam anders: Wenige Monate später meldete der Käufer Pampus Insolvenz an, die Mitarbeiter des Werkes in Unna verloren ihre Arbeitsplätze. Wegen der kurzen Betriebszugehörigkeit zu Pampus gab es so gut wie keine Abfindungen.
Der damals zunächst als Retter gefeierte und dann in die Insolvenz gegangene Automobilzulieferer Pampus existiert nach dem Durchschreiten des Insolvenzverfahrens auch heute noch. Allerdings eben ohne ein Werk in Unna. Die früher dort erledigten Aufträge wurden an einen Standort in Tschechien verlagert.
Nach der Insolvenz kaufte damals Faurecia Teile der Produktion in Unna wieder zurück – allerdings auch nur, um die Aufträge nach Tschechien zu verlagern. Insgesamt gingen 372 Arbeitsplätze verloren.
Diese Vorgeschichte nährt nun bei etlichen Lohrer Mitarbeitern die Befürchtung, dass selbst der eventuelle Fortbestand von rund 30 Arbeitsplätzen nicht von Dauer sein könnte. Zusätzlich wird diese Befürchtung nach Aussage eines Insiders dadurch befeuert, dass Führungskräfte, die damals während der Abwicklung des Werks Unna vor Ort waren, heute am Standort Lohr angesiedelt sind.
Der Betriebsratsvorsitzende des Lohrer Werkes, Peter Mähler, äußerte beispielsweise die Befürchtung, dass hinter dem Verkauf von Teilen der Lohrer Produktion letztendlich „nur eine Abwicklung“ stecken könnte.
Bis jetzt, so Percy Scheidler, erster Bevollmächtigter der IG-Metall Aschaffenburg, habe sich jedenfalls noch kein Vertreter des potenziellen Käufers das Lohrer Werk angesehen.