
Die Buntglasfenster, die jahrelang an einer Seitenwand der Karlstadter Grundschule hinter einem Carport ein wenig beachtetes Dasein fristeten, wurden aus ihrem Dornröschenschlaf erweckt und verschönern jetzt die Fenster an der Westfront der Pfarrkirche "Zur Heiligen Familie". Bei einem Vorabendgottesdienst segnete Stadtpfarrer Simon Mayer das restaurierte Werk.
Die ursprüngliche Anschaffung der Fenster im Jahr 1962 für den Neubau der Grundschule war damals ein kleiner Skandal, schließlich gab es dafür keinen Stadtratsbeschluss. Und die Kosten von mehr als 4000 Mark waren für damalige Verhältnisse enorm, sie entsprachen fast dem Jahresverdienst eines Handwerkers.
Energetische Gründe sprachen gegen die Fenster
Geschaffen hatte die Fenster der Würzburger Künstler Curd Lessig, von dem auch die Fenster in der Aussegnungshalle auf dem Ostfriedhof stammen. Im Zuge der Grundschulsanierung musste das Glas aus energetischen und sicherheitstechnischen Gründen ausgebaut werden und wurden – mehr oder weniger versteckt – am Schulhaus gelagert.
In diesem Frühling machte sich Peter Heid, der Schlosser des Karlstadter Bauhofs, daran, die Buntglasfenster neu zusammenzustellen und in einen neuen Rahmen zu fassen. Anschließend wurden sie als drei Teile in den hohen Westfenstern der Kirche "Zur Heiligen Familie" und in einem Fenster im Altarraum hinter die bestehenden Scheiben montiert. Sie zeigen Motive der Schöpfungsgeschichte von der Erschaffung der Gestirne, die Scheidung von Nacht und Tag sowie die Schöpfung der Pflanzen.
Buntes Glas leuchtet in der Abendsonne
Im anderen Westfenster ist die Schöpfung der belebten Natur aus dem Wasser mit Vögeln, Fischen und Dinosauriern zu sehen. Im Zentrum stehen Adam und Eva mit dem Sündenfall. Das dritte kleinere Fenster wurde im Altarraum untergebracht und zeigt die Heilig-Geist-Taube.
Pfarrer Mayer segnete die neuen Fenster und bedankte sich bei Bürgermeister Paul Kruck und der Stadt mit ihrem Bauhof für die Überlassung und den Einbau der Fenster. Kruck freute sich, dass die Fenster nun einen würdigen Platz gefunden hätten, an dem sie deutlich mehr wahrgenommen würden.
Bei den Gottesdienstbesuchern an diesem Abend wurde die Neuerung positiv aufgenommen. Die Fenster passten so gut in die Kirche, als wären sie schon immer dagewesen und extra für diesen Ort gemacht, meinte einer. Ein besonderer Eindruck entsteht natürlich beim abendlichen Sonnenschein.
Der offizielle Abschluss der Kirchenfenstersanierung ist für Samstag, 21. März, um 17 Uhr in der Stadtpfarrkirche St. Andreas geplant. Dazu sind alle Spender schon heute herzlich eingeladen.