„10, 9, 8 . . . 3, 2, 1 – Abschuss. Der Countdown vor dem Aufstieg der Flugkörper lief wie beim Start große Raketen. In einer Ferienspaßaktion der Stadt Gemünden bastelten die Kinder am Samstag unter der Anleitung von Markus Wessely Wasserraketen aus PET-Flaschen, die sich tatsächlich in die Luft erhoben.
„Wie und warum fliegen Raketen eigentlich?“ Ein kleines Pensum an Theorie mussten die vier Buben und zwei Mädchen am Anfang des dreistündigen Programms in Adelsberg und Wernfeld zunächst absolvieren. „Grundlagen der Raketentechnik“ hatte Markus Wessely diesen Teil überschrieben. Dabei hätte er tief in die Physik einsteigen können, denn diese hat der 36-Jährige ausgiebig studiert. Er ist gelernter Luftfahrttechniker und hat diesen Beruf 13 Jahre bei den Heeresfliegern der Bundeswehr ausgeübt. Beim Bau der Wasserraketen im Hof der ehemaligen fürstbischöflichen Zollstation Zwing beschränkte er sich aber auf das Notwendigste, sodass die Grundlagen für die Raketenbauer Michaela, Angelina, Kilian, Fabian, Florian und Lukas gut zu verstehen waren.
Rekord bei 670 Meter Höhe
„Der Rückstoß ist das A und O beim Raketenflug“, für Lukas war das „sonnenklar“. Der Rückstoß wird in der Rakete erzeugt und bestimmt schließlich die Reichweite. Wasser und Luft sollten die Raketen der Ferienkinder antreiben. Je nach Bauart, Größe und Tankinhalt können diese eine enorme Flughöhe erreichen. „Bei 670 Metern“, sagte Markus Wessely, „liegt der aktuelle Rekord“. Deutlich niedriger wird die Flughöhe der Ferienspaßraketen betragen. Größere Höhen lassen sich nur unter großem Aufwand und unter Beachtung einer Menge von Sicherheitsvorschriften erreichen, so der Fachmann.
Ganz ohne Sicherheitsbestimmungen geht es auch beim Raketenbau im kleineren Stil nicht. So eignet sich nicht jede Plastikflasche als Grundkörper für eine Wasserrakete. „Nur Flaschen, in denen zuvor kohlesäurehaltige Getränke waren“, kommen nach den Worten des Luftfahrttechnikers infrage. Nur sie halten den Druck, der später in der Flasche aufgebaut werden muss, aus, und nur sie lassen keine Luft entweichen. Allerdings haben sie auch einen Nachteil: Es gibt kaum einen Klebstoff, mit dem das, für einen stabilen Flug erforderliche, Leitwerk dauerhaft angebracht werden kann.
Die Ferienspaßkinder benutzten beim Jungfernflug ihrer Raketen eine Heißklebepistole.
Handwerkliches Geschick war beim Aussägen der Leitwerksflügel mit der Laubsäge aus einer kleinen Sperrholzplatte gefragt. Dabei begnügten sich die kleinen Raketenbauer mit einer einfachen Version, dem Deltaflügel. „Der Fantasie sind hier keine Grenzen gesetzt“, sagte Wessely. Es gibt es verschiedene Formen und für die Anbringung auch andere Möglichkeiten. Geübte Modellbauer verpassen ihrer Wasserrakete auch einen innen liegenden, kleinen Fallschirm, der den Flugkörper über einen Mechanismus nach dem Erreichen der Flughöhe eine sanfte Landung auf der Erde ermöglicht.
Kleinteile aus dem Baumarkt oder Modellbaufachgeschäft ergänzen den Raketengrundkörper aus PET-Flasche und Leitwerk und machen erst eine richtige Wasserrakete daraus. Alle diese beim Kurs benötigten Materialien hatte Markus Wessely zuvor besorgt.
Auch die Abschussrampe, die zunächst beim Probeflug im Hof der ehemaligen Zollstation zum Einsatz kam. Der große Augenblick für den Jungfernflug der Wasserraketen der Marke Eigenbau kam später neben dem Sportplatz in Wernfeld. Genau wie die Bodenstationen bei den großen Vorbildern, den Raketentypen Ariane, Apollo oder Saturn, wünschten sich die Kinder Bilderbuchstarts für ihre Flugkörper. „Mit geringem Luftdruck beginnen und dann ausprobieren“, lautete der fachmännische Ratschlag von Markus Wessely. Dabei galt: Viel Wasser und weniger Luft im Raketenkörper ergibt geringere Startgeschwindigkeit, aber mehr Flughöhe. Etwa fünf Bar Druck reichten für den ersten Probeflug aus. Höhen von knapp 20 Metern erreichten die Wasserraketen der Ferienkinder.
Mehr Informationen zum Bau von Wasserraketen finden sich im Internet unter: www.wasserraketen.de, www.physikfuerkids.deoder www.raketenmodellbau.org