Zum Gründungsfest der Lebenshilfe hatten sich rund 60 Gäste in der Aula der Einrichtung in Marktheidenfeld eingefunden. Die Festrede hielt Barbara Stamm, Landtagspräsidentin a.D. und Vorsitzende der Lebenshilfe Bayern. Sie bezeichnete den 50. Geburtstag der Lebenshilfe Marktheidenfeld als "etwas ganz Besonderes". Und sie lobte das große Engagement Armin Greins, seit über 44 Jahren Vorsitzender, und des ehrenamtlichen Vorstands.
Sie wagte aber auch einen kritischen Ausblick in die Zukunft und fragte: "Können wir auf gleicher Höhe weitermachen? Gibt es zukünftig ausreichend neue qualifizierte Mitarbeiter? Engagieren sich auch weiterhin Menschen ehrenamtlich für die Anliegen von Menschen mit Behinderung?" Die Frage "Was darf der Mensch kosten?" sei für sie nicht erlaubt. Vielmehr müsse die Frage lauten: "Was braucht der Mensch?" Stamm warnte eindringlich vor dem heutigen Rechtsruck in der Gesellschaft: "Haben wir aus der Geschichte wirklich nichts gelernt?"
Zwei Gründungsmitglieder der Lebenshilfe unter den Festgästen
Unter den Gästen waren zwei Gründungsmitglieder, zahlreiche Vertreter aus Politik und Kirche, Wirtschaft und Gesellschaft, die Direktoren der Marktheidenfelder Schulen, langjährige Partner und Sponsoren, viele Freunde, ehemalige Angestellte und natürlich Mitarbeiter sowie Kinder und Jugendliche der Lebenshilfe.
Der Vorsitzende der Lebenshilfe, Armin Grein, erinnerte in seiner Begrüßungsrede an die Anfänge. Begonnen hatte es mit einer Elterninitiative am 20. Juli 1969. Ziel war es, für Kinder und Jugendliche ein Bildungs- und Betreuungsangebot zu schaffen. Die Teilhabe am Leben sollte damit allen Menschen mit Behinderung weitestgehend ermöglicht werden. Bereits 1971 folgte die Schulgründung mit drei Klassen, die im alten Rathaus untergebracht waren. Heute werden über 250 Kinder im Förderzentrum in Marktheidenfeld betreut und unterrichtet. Das Angebot umfasst die Frühforderung, den integrativen Kindergarten, die Förderschule, die Tagesstätte, Physiotherapie, Logopädie, Ergotherapie, Einzelintegration und Schulbegleitung. Aktuell ist ein Neubau für die Berufsschulstufe mit einem Etat von 2,9 Millionen Euro geplant.
Den Reigen der Grußworte eröffnete Dekan Hermann Becker. Er sprach Segensworte und man gedachte gemeinsam den verstorbenen Schülern und Mitarbeitern. Die Staatssekretärin im Bayerischen Staatsministerium für Unterricht und Kultus, Anna Stolz, nannte die gleichberechtigte Teilhabe von Menschen mit und ohne Behinderung eine wichtige gesamtgesellschaftliche Aufgabe.
Bezirkstagspräsident: "Förderzentren müssen gestärkt werden"
Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel bezog sich auf Artikel 1 des Grundgesetzes "Die Würde des Menschen ist unantastbar". "In der Arbeit der Lebenshilfe steht der Mensch im Mittelpunkt", so Dotzel. "Daher müssen Förderzentren gestärkt werden", so sein Credo. Unter Armin Grein habe sich die Lebenshilfe Marktheidenfeld zu einem Vorzeigeprojekt im Bezirk entwickelt.
Für die stellvertretende Landrätin Sabine Sitter ist die Förderung und Betreuung von Menschen mit Behinderung eine Pflichtaufgabe. Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder überbrachte auch im Namen des Vorsitzenden der Verwaltungsgemeinschaft Marktheidenfeld, Achim Müller, Grüße und Glückwünsche: "Inklusion ist eine große Aufgabe. Es ist täglich harte Arbeit, die auch entsprechend geschätzt und bezahlt werden muss."
Geschäftsführerin dankt Armin Grein
Marlies Grollmann, Geschäftsführerin der Lebenshilfe Marktheidenfeld, dankte Barbara Stamm besonders auch für die Wertschätzung der Mitarbeiter. Und sie überraschte den Vorsitzenden Armin Grein, der am 11. Juni 1975 zum Vorsitzenden der Lebenshilfe gewählt wurde, mit einem Blumenstrauß. "Ihm ist der Mensch und die Kinder und Jugendlichen wichtig. Und auch die Mitarbeiter liegen ihm am Herzen."
Musikalisch begleitet wurde die Feier von der Veeh-Harfen-Gruppe der Heilpädagogischen Tagesstätte, der Flötengruppe der Lebenshilfe und dem Duo Annette Kieselbach-Walser am Klavier und Peter Walser am Cello. Bestens bedient wurden die Gäste von Schülern der Berufsschulstufe der St.-Nikolaus-Schule.