Kaum zu bremsen war Bürgermeister Georg Ondrasch beim diesjährigen Bieranstich zur Bierprobe. Er hätte auch noch weitere Schläge mit dem Schlegel auf den Zapfhahn ausgeführt, wäre nicht Verkaufsleiter Thorsten Müller gewesen, der ihn gebremst hätte. Dafür schaffte Ondrasch den Bieranstich, ohne einen Spritzer des köstlichen Inhalts zu vergeuden. Genauso wie im Vorjahr. Dafür ersparte er heuer der versammelten Festbierprobenmannschaft seine fränkische Übersetzung des üblichen „O'zapft is“.
Eine der letzten Hürden für das 63. Gemündener Kirchweih- und Heimatfest ist damit genommen. Traditionell begutachtete am Mittwochabend ein Kreis von geladenen Probanden das eigens für das Fest eingebraute Festbier. Zwei Schläge benötigte Bürgermeister Georg Ondrasch im historischen Keller der Scherenburg für den Anstich des Probierfasses.
„In diesem Jahr noch kürzer“, versprach der Bürgermeister unter dem Gelächter der Anwesenden, solle seine Eröffnungsrede zum Bieranstich ausfallen. So wie nach dem jährlichen Motto: „Fdk“ (Fasse dich kurz), „damit wir schnell in den Genuss des köstlichen Festbieres kommen“. Lediglich ein paar Bierweisheiten von Heinz Erhard und anderen Zeitgenossen gab Ondrasch zum Besten.
Korrigieren lassen musste er sich von Verkaufsleiter Müller, den er auch als gewesenen Faschingsprinz 2012/2013 vorgestellt hatte. „Ich bin immer noch Faschingsprinz bis zur Proklamation des neuen Prinzen“, klärte ihn Müller, der nun seit drei Jahren Gesamtverkaufsleiter der Würzburger Brauerei ist, auf. Als Gegenleistung und „Lohn für den steilen Weg hierauf“, versprach Müller ein hervorragendes Festbier aus dem Hause Keiler-Bier. Unter dieser Marke werden mittlerweile sieben Biersorten angeboten. Das Jahr 1986 gilt als die Geburtsstunde des ersten Lohrer Keiler-Bieres.
Das Festbier des Jahres 2013 fällt etwas stärker als im vergangenen Jahr aus. Braumeister Manuel Müller erläuterte bei seinem ersten Auftritt beim Gemündener Heimatfest die Merkmale des Bieres. Es wurde bereits im März in Würzburg in einem Sud eingebraut und hatte genügend Zeit zur Reife. Es besitzt eine Stammwürze von 13,9 Prozent (Vorjahr 13,3 Prozent) und einen Alkoholgehalt von 5,9 Prozent (5,8 Prozent). Für den Sud wurden nur beste Zutaten verwendet, wodurch der Festtrunk seine bernsteinfarbene Prägung und einen feinen Malzgeschmack erhalten hat.
Mit seiner mit Spannung erwarteten, wie immer humorvollen Festrede hatte Landrat Thomas Schiebel auch in diesem Jahr wieder die Lacher auf seiner Seite. „Ich widerstehe nur knapp der Versuchung, die festliche und fröhliche Stimmung des heutigen Abends mit Fragen an die Vertreter der Keiler Bier GmbH zu trüben, wie ,Wer, wann, wie und warum das Brauwasser aus welchem Brunnen geschöpft hat‘ oder ,Ob sich der Brauvorgang anhand des Braubuches minutiös nachvollziehen lässt‘“, so Schiebel. „Fakt ist – das Bier ist gut und es schmeckt!“ Doch er schob nach: „Aber vielleicht hebe ich mir die Fragen für die Bierprobe in Lohr auf?“
Was wäre, wenn die Fluten des Mains beim jüngsten Hochwasser später gekommen oder länger geblieben wären?, sinnierte der Landrat. Dann müsste nicht nur die Bierprobe im Burgkeller vollzogen werden sondern das gesamte Heimat- und Kirchweihfest fände über den Dächern der Stadt zwischen Scherenburg und Ronkarzgarten statt. „Der Festbetrieb wird auf 24 Stunden ausgedehnt“, so sein Notfallplan. Der Festbesuch finde im Drei-Schichtbetrieb statt. Die Autoskooter würden am hängigen Gelände angesiedelt, die vorhandenen Fahrzeuge durch geländegängige ersetzt. Kettenkarussell und Freefall-Tower am Burgfried befestigt.
Über die Einhaltung wache natürlich das Landratsamt, das als Aufsichtsbehörde nicht nur für das rechtmäßige Handeln der Stadt zuständig ist, sondern auch Verantwortung trägt „für die Schulen, das Hallenbad und die Mainbrücke“, sagte Schiebel unter großem Beifall und Gelächter. Doch glücklicherweise kann das gesamte Festgeschehen an den angestammten Plätzen stattfinden. Schiebel sieht ein attraktives Festprogramm und „eine gesunde Mischung aus Bekanntem und Bewährten, gepaart mit innovativen und geradezu revolutionären Neuerungen“. Das Festbier und das gesamte Heimatfest stehen nach Schiebels Worten für Tradition und Beständigkeit. „Beides kommt Jahr für Jahr so sicher wie Weihnachten und Ostern – und ,Dinner for one‘ am Silvesterabend.“
Abschließend rief der Landrat „meine lieben Bierpoeten“ auf. Mit „Poesie, Lyrik oder in Prosa“ sollten sie ihrem Festbier schmeicheln und einen Werbespruch, so wie bei den großen „Fernsehbieren“, kreieren. Kleine Anregung von ihm: „Nicht immer, aber wenn, dann richtig!“; „Spessart und Bier – das rat ich Dir!“; „Leben wie die Sau im Spessart“; „Drei Flüsse – ein Bier“ oder „Wer schätzt Wasser, Wild und Wald – den lässt Gemündner Festbier nicht kalt“. Zusammen mit den lieben Festbierfreunden stieß Thomas Schiebel auf das 63. Gemündener Kirchweih- und Heimatfest mit dem Spruch „Verdammt nicht die, die an Bier sich laben, verdammt die, die andere Laster haben!“ an.