Seit vielen Jahren forscht der frühere Lehrer Kurt Schüll aus Marktheidenfeld über Flugzeugabstürze während der Kriegszeiten in unserer Heimat. Er will die Opfer und ihre Schicksale vor dem Vergessen bewahren. Dafür recherchiert er in Archiven, spricht – wenn möglich – mit Zeitzeugen und sucht selbst nach Absturzstellen. So hat er schon Abstürze im gesamten Spessart, außerdem in Remlingen, Birkenfeld, Billingshausen und Roden dokumentiert. Sein neuester Fall: Ansbach.
Dort gab es eine Notlandung und einen Monat später einen Absturz, hat Schüll herausgefunden. Nur noch wenige ältere Bürger von Ansbach erinnern sich an diese Ereignisse, sagt der Heimatforscher. Das sei verständlich, da man damals die weiträumig abgesperrten Unfallstellen nicht betreten durfte. In den von den Nationalsozialisten zensierten Zeitungen wurde über solche Dinge wie eigene Verluste der Luftwaffe nicht berichtet.
Notlandung nach einem Motorschaden
Am Samstag, 19. Juli 1941, musste um 15 Uhr ein deutsches Jagdflugzeug vom Typ Ju 87 auf Ansbacher Gemarkung notlanden. Das Flugzeug wurde von einem Piloten und einem Bordfunker geflogen. Ursache der Notlandung war ein Motorschaden. Die Ju 87a hatte die Werknummer 5016 und war auf dem Fliegerhorst in Wertheim stationiert. Der Sturzkampfbomber landete auf einer Wiese, ohne dabei einen größeren Schaden zu erleiden. Beide Besatzungsmitglieder blieben unverletzt.

Nicht so glimpflich aus ging ein Vorfall vier Wochen später. Damals stürzte ein weiteres Flugzeug vom gleichen Typ Ju 87 auf Ansbacher Gemarkung in der Feldabteilung „Bühl“ ab. Es war Montag, 11. August 1941, 16 Uhr. Der in Ansbach wohnende Hauptlehrer Appel verständigte sofort den Fliegerhorst Wertheim und den zuständigen Gendarmerie-Posten in Urspringen.
Die Absturzstelle wurde weiträumig abgesperrt. Das Flugzeug war, wie Kurt Schüll berichtet, eine Ju 87/5/27 mit der Werknummer 58659-37. Flugzeugführer war der gebürtige Münchner Fähnrich Wilhelm Erb. Er war 21 Jahre alt und wurde von dem Wachpersonal bewusstlos und mit einigen Knochenbrüchen aus der Flugzeugkanzel geborgen. Nach Anlegen eines Notverbandes wurde er, nach Eintreffen eines Arztes der Luftwaffe aus Wertheim, sofort nach Würzburg in ein Krankenhaus transportiert.
Propeller und Motor lagen Hunderte Meter entfernt vom Wrack
Das Flugzeug wurde beim Aufprall schwer beschädigt, das Heck war abgebrochen. Der Propeller lag in einem Rübenacker rund 150 Meter vom Flugzeug entfernt. Den Motor fand eine Suchmannschaft 400 Meter weit vom Flugzeug, daran hängend eine Propellerspitze. Über die Ursache des Unfalls gab es damals nur Vermutungen wie etwa, dass das Flugzeug einen Baum oder einen anderen festen Gegenstand gestreift haben könnte.
Der in Waldzell wohnende, damals 50-jährige Forstaufseher Bernhard Gerling gab als Augenzeuge des Absturzes gegenüber dem Militär zu Protokoll: „Ich beobachtete drei Flugzeuge, die aus Richtung Waldzell in etwa 1000 Meter Höhe angeflogen kamen. Die Flugzeuge stießen im Gleitflug auf etwa 100 Meter Höhe herunter. Ich sah, dass das letzte Flugzeug in etwa 100 Meter Höhe trudelte. Ein Stück, ich glaube es war der Propeller, löste sich vom Flugzeug. Gleichzeitig sah ich eine Rauchfahne und im nächsten Moment sackte das Flugzeug ab. Dass der Motor sich löste, habe ich nicht gesehen. Ich ging auf das Flugzeug zu und fand den Flugzeugführer bewusstlos im Führersitz. Ich habe nicht gesehen, dass das Flugzeug irgendwo angestoßen ist“.
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