Den optischen Eindruck, dass die Forensik viel größer geworden ist, konnte Chefarzt Dr. Martin Flesch nicht bestätigen. Durch den Neubau seien die 25 Patienten, die bisher außerhalb der Forensik untergebracht waren, in ein zentrales Gebäude verlegt worden, erklärte er. Durch einen Anbau seien lediglich 16 Betten hinzugekommen.
In die Lohrer Forensik wurden in den vergangenen zwölf Jahren insgesamt 20 Millionen Euro gesteckt. Der Bezirk habe nicht damit gerechnet, dass der Freistaat den Sicherheitsaspekt derart berücksichtigen würde, sagte Bezirkstagspräsident Erwin Dotzel.
„Bedeutet das jetzt, dass Sie jetzt arbeitslos sind?“, wollte MAIN-POST-Redakteur und Moderator Andreas Brachs vom Sicherheitsbeauftragten Hans-Peter Thamm wissen. „Nein“, antwortete dieser. Er müsse sich um die gesamte innere und organisatorische Sicherheit kümmern. Die Sicherheitsstandards in Lohr sind hoch: den letzten Ausbruch gab es laut Thamm vor sieben Jahren aus Haus 1.
Ein Bürger wollte von dem am Würzburger Landgericht tätigen Richter Michael Schaller wissen, wann festgelegt werde, ob ein Straftäter nach Lohr komme? Im Ersturteil werde der Maßregelvollzug festgelegt, so Schaller. Wie man höre, sei die Klinik trotz Neubau schon wieder fast überbelegt, monierte ein Besucher. „Wo werden die Leute dann untergebracht?“ In Bayern gibt es 2000 Behandlungsplätze und 14 Forensische Kliniken. Die Patienten im Maßregelvollzug seien in der Vergangenheit um zehn Prozent angestiegen, seit Mitte 2006 stagniere die Zahl, so Flesch. Er erinnerte daran, dass die Klinik vor dem Neubau 118 Patienten hatte und danach nicht wesentlich mehr.
„Mach' auf durchgedreht, dann kommst du nach Lohr“ – so habe er aus Kreisen der Justizvollzugsanstalt gehört, berichtete ein anderer Besucher. Ihm seien aus der letzten Zeit eher gegenteilige Fälle bekannt, sagte Richter Schaller. Also Patienten die die Therapie in der Forensik abgebrochen hätten, weil sie ihnen zu „stressig“ war. Die Leute müssen sich mit der Vergangenheit und ihrer Tat auseinandersetzen, bestätigte Flesch. Sie haben einen straff durchstrukturierten Tagesablauf, was manchen Schwierigkeiten bereite. „In der Forensik kann man sich keinen lockeren Lenz machen.“
Was für Leute sitzen in der Forensik? Im Allgemeinen werde gedacht, in der Forensik sitzen nur Sexualstraftäter, so Flesch. Dies sei falsch, diese Gruppe mache in Lohr gerade mal zehn bis 15 Prozent aus. Die Palette der Straftaten der derzeit 119 Patienten reiche von mehrmaligem Fahren ohne Führerschein im betrunkenen Zustand, über leichte bis schwere Körperverletzung, Brandstiftung, Drogendelikte bis hin zu Totschlägern.
Was ein Tagessatz in der Klinik kostet? Für einen Tag müsse der Freistaat pro Patient 229 Euro bezahlen, sagte Dotzel. „Das ist kein Fass ohne Boden“, ergänzte Klinikmanagerin Margit Schmaus. Seit 2007 gelte für alle Kliniken eine Budgetierung. „Wir sind gedeckelt, das heißt, wir haben eine Obergrenze an Kosten, über die wir nicht hinausgehen dürfen.“
Ein Bürger interessierte sich für die Lockerungsstufen der Patienten. Er wollte wissen, ob es in Lohr oft Verstöße dagegen gebe? Die Rate sei sehr niedrig, sagte Chefarzt Flesch. „Bislang gab es erst einen Lockerungsmissbrauch 2007.“ „Wir haben deutlich weniger zu tun“, bestätigte der Lohrer Polizeichef Peter Gärtner. Die Polizei stehe im ständigen Dialog mit der Forensik. Sie werde bei Patienten mit einem besonderen Sicherungsbedarf über alle Lockerungsstufen informiert.
Viele Fragen drehten sich auch um den konkreten Tagesablauf der Patienten. Ein Mann wollte wissen, ob die Patienten auf dem Zimmer fernsehen und sich jeden Film „reinziehen“ dürften? „Das ist unterschiedlich“, erklärte Flesch. Es gebe feste Fernsehzeiten. Manche könnten im Zimmer fernsehen, andere therapiebedingt nur im Gruppenraum oder gar nicht. DVD-Geräte Internetzugang und Handy sind in der Forensik verboten.
Einige Besucher zeigten sich enttäuscht darüber, dass sie das Forensischen Zentrum nach der Diskussion nicht besichtigen konnten. Da bat Flesch um Verständnis. Man hätte nicht mit so vielen Besuchern gerechnet. Führungen seien nur nach vorheriger Anmeldung beim Kliniksekretariat möglich. Es müsse auch an die Patienten gedacht werden, die bräuchten nach dem Umzug erst mal Ruhe. „Wir wollen keinen Besichtigungstourismus.“