Die Freude steht Gerhard Köhler und Guardian Bruder Ludwig Moschel ins Gesicht geschrieben: Alle 20 Dorsalien-Gemälde im Mönchschor sind restauriert! Im Mai hatte der Förderkreis „Kloster und Wallfahrtskirche Schönau“ um Paten für die 300 Jahre alten, fast gänzlich geschwärzten Porträts geworben und fast im Nu waren die jeweils nötigen 300 Euro zusammengekommen. Mehr noch: Drei Spender mehr als nötig hatten sich gemeldet – daher kann der Verein jetzt weitermachen und an die Freilegung der Altarbilder an der Stirnseite des Mönchschors gehen.
Am Montag waren Bernhard Schmitt (Restaurator im Handwerk) und seine Mitarbeiterin Helga Hartmann von der Würzburger Vergolder- und Restaurierungswerkstätte Theodor Spiegel mit den letzten Arbeiten an den 20 großformatigen Gemälden befasst. Um 1725 hatte der bekannte Barockmaler Georg Sebastian Urlaub aus Thüngersheim die 18 Porträts und zwei Blumen-Stillleben dort auf Eichenplatten gemalt. Als Dorsalien-Gemälde bilden sie einen Teil der Rückwand des an drei Wänden umlaufenden eichenen Chorgestühls.
Brückenfest am Samstag
Vom Erfolg der Restaurierung kann man sich am Samstag, 19. Juli, beim Schönauer Brückenfest einen Eindruck verschaffen. Um 13.30 Uhr bietet Matthias Risser vom Förderkreis eine kunsthistorische Führung durch die Kirche an, wobei auch der sonst verschlossene Mönchschor zu sehen sein wird. Der Andachtsraum der Mönche ist beim Kirchenumbau von 1699 bis 1710 durch eine Teilung des Langchors entstanden, wobei er nicht barockisiert wurde, sondern den ursprünglichen frühgotischen Stil der Erbauung um 1280 behalten hat.
Wie neu leuchten die Gemälde in frischen Ölfarben, so wie sie Georg Sebastian Urlaub vor 300 Jahren aufgetragen hat, versichert Bernhard Schmitt, der wie der Maler aus Thüngersheim stammt. Schmitt hat lediglich eine alte, vergilbte Firnis-Schutzschicht entfernt und ersetzt, so vor- und umsichtig, dass er und seine Mitarbeiterin dafür etwa einen Tag je Bild benötigten. Die Porträts stellen bedeutende Franziskaner-Minoriten dar, die allesamt „im Ruf der Heiligkeit“ gestorben sind und ihren Brüdern als Vorbild dienen sollen, wie Bruder Ludwig erklärt.
Für die dringend nötige Auffrischung dankt Gerhard Köhler den Spendern. Dass die Bereitschaft, eine Patenschaft für ein Bild zu übernehmen, so groß sein würde, hatten er, Bruder Ludwig und ihre Kollegen im Förderkreis nicht gedacht. Sogar aus Würzburg vier Spender dabei, berichtet der Gemündener Köhler. So ist er zuversichtlich, auf dem Weg auch die vier großen Altargemälde vom Schmutz der Zeit befreien lassen zu können. Sie zeigen die Heiligen Appolonia, Odilia, Nepomuk und Wendelin.
Neue Herausforderung
Für Bernhard Schmitt eine neue Herausforderung, denn im Gegensatz zu den Dorsalien-Gemälde hat Georg Sebastian Urlaub diese Ölbilder 1735 auf Leinwand mit einer Kreidegrundierung gemalt. Die Leinwand reicht vom Boden bis zur Kirchendecke und ist zur Abtrennung des Mönchschors vom Langchor auf ein Lattengerüst genagelt. Es handelt sich also nicht um einzelne Bilder, die vergoldeten Rahmen können nicht abgenommen werden, da sie sozusagen Teil des Gerüsts sind.
Wie bei den Dorsalien-Gemälden überzieht ein Schmutzfilm (Staub und Ruß von Kirchenkerzen) die Bilder. Der ölige Ruß hat sich mit den Ölfarben auf der empfindlichen Leinwand verbunden. Aber Schmitt hat in seinem fast 50-jährigen Berufsleben schon oft solche Probleme bewältigt. Einmal dabei, möchte der 63-Jährige ebenfalls die Rahmen reinigen. Zunächst hat er noch in seiner Würzburger Werkstatt zu tun, aber er freut sich schon auf die weitere Arbeit in Schönau am Erbe des großen Sohnes seiner Heimatgemeinde Thüngersheim.
Arbeit bleibt genug
Gerhard Köhler weist darauf hin, dass alle Arbeiten mit dem Landesamt für Denkmalpflege abgesprochen sind. Auf die Frage, ob auch das bis zur Decke reichende Hintergrundbild der Altarwand noch aufgefrischt werden kann, muss Köhler auflachen, dann sagt er: „Wenn der Förderkreis und die Spender das Geld dafür aufbringen können . . .“
Wer die Restaurierungsarbeiten im Klöster Schönau unterstützen und eventuell die Patenschaft für ein Objekt übernehmen möchte, kann sich beim Brückenfest am Samstag, 19. Juni, informieren oder kann sich direkt an Gerhard Köhler, Tel. (0 93 51) 86 73, beziehungsweise an Bruder Ludwig Moschel, Tel. (0 93 51) 33 01 wenden.
ONLINE-TIPP
Lesen Sie dazu „Wenn aus dem Dunkel Mönche erscheinen“ über den Beginn der Restaurierungsarbeiten unter www.mainpost.de/art768,8144121
Kloster-Veranstaltungen
Ein Brückenfest feiern die Schönauer am Samstag, 19. Juli, zur offiziellen Freigabe ihrer neuen Saalebrücke. Um 11 Uhr eröffnet Gemündens Bürgermeister Jürgen Lippert das Bauwerk, das Pater Lukas vom Franziskanerminoritenkloster segnen wird. Anschließend beginnt das Fest. Um 13.30 Uhr lädt der Förderkreis „Kloster und Wallfahrtskirche Schönau“ zu einer kunsthistorischen Führung mit Matthias Risser durch die Kirche ein. Dabei wird auch der Mönchschor mit den restaurierten Gemälden der heiligmäßigen Franziskaner zu sehen sein. Der Fränkische Singkreis veranstaltet am Sonntag, 20. Juli, um 17 Uhr ein Konzert in der Klosterkirche mit Werken Johann Sebastian Bach, Carl Philipp Emanuel Bach, Georg Philipp Telemann und Wolfgang Amadeus Mozart sowie Chorsätzen und einer Flötensonate des Dirigenten und Kirchenmusikdirektors Gustav Gunsenheimer. Der Chor besteht zum größten Teil aus Musiklehrern aus ganz Franken, die regelmäßig zusammen proben. Das Konzert in der Schönauer Kirche dauert etwa eine Stunde. Der Eintritt ist frei.