Ein Fuchs hat innerhalb weniger Wochen 15 Enten und Hühner eines Geflügelzuchtbetriebes mitten in Gräfendorf gerissen. Nun hat ein Jäger ihn mit einer Sondergenehmigung der Unteren Jagdbehörde erschossen.
Immer wieder zieht es Füchse in die Wohngebiete. Bei Nacht und mittlerweile auch während des Tages gehen sie ohne Scheu auf Beutezug und reißen Hühnern, Enten, Gänse und Lämmer. Mehrfach wurden deshalb in Gräfendorf Füchse mit Sondergenehmigungen der Unteren Jagdbehörde des Landratsamtes im Ort gejagt. Dir Räuber stellen nicht nur eine Gefahr für Haus- und Nutztiere dar, sondern übertragen auch Krankheiten wie Fuchsbandwurm, Tollwut oder Räude.
Besuch im Garten
Anscheinend haben die Tiere die Scheu vor den Menschen verloren. Vor zwei Wochen meldete Martina Jung dem örtlichen Jäger Gerhard Müller besorgt, dass ihre Kinder während der Nacht, beim Zelten im eigenen Garten, im Schein der Taschenlampen einen Fuchs in nur zehn Meter Entfernung gesehen hätten. Und der Fuchs sei nicht geflohen. Aus dem Zelten wurde nichts mehr, die Kinder zogen sich lieber ins sichere Haus zurück.
Die Hobby-Landwirtin Lena Brönner teilte Jäger Müller vor drei Wochen mit, dass ein Fuchs innerhalb von zwei Wochen 15 ihrer Hühner und Enten gerissen habe. Nach ihren Beobachtungen schlug er am Tag zwischen 8 und 13 Uhr zu. Beim letzten Besuch tötete er gleich vier Hühner und deponierte drei beim Rückzug im nahen Gebüsch, sozusagen als stille Reserve für schlechte Zeiten. „Die Ursache sehe ich eher in der Überpopulation der Füchse, denen der natürliche Feind fehlt“, erklärt Gerhard Müller das vermehrte Auftreten der Tiere. „Zwar werden die Füchse in dem Gemeinschaftsjagdrevier Gräfendorf von den Jagdpächtern wegen deren großen Anzahl scharf bejagt, jedoch ist von den Verantwortlichen der dahinter liegenden riesigen Juliusspitälichen Wäldern die Jagd auf Füchse bei Treib- und Drückjagden untersagt“, sagte Müller. Er beklagt die fehlende Unterstützung des Juliusspitals.
Bürgermeister Alfred Frank verständigte, in Absprache mit den Jagdpächtern, die zuständige Untere Jagdbehörde beim Landratsamt Main Spessart. Diese erteilte der Gemeinde die erforderliche, widerrufliche Erlaubnis, dass der Jagdausübungsberechtigte oder ein beauftragter Jagdscheininhaber die Jagd im Ortsbereich ausüben darf.
„Eine Ortschaft ist ein befriedeter Bezirk, in dem nicht gejagt werden darf“, erklärte Werner Ühlein vom Landratsamt. „Davon gibt es zwei Ausnahmen, nämlich bei Marderproblemen, wenn der Jagdpächter Fallen aufstellen möchte, und bei Gefährdungen durch Füchse.“
Tollwutfälle gebe es zwar nur noch sehr selten, aber sehr häufig verbreiteten die Tiere den Fuchsbandwurm, erklärt er weiter. „Meist stellt die Gemeinde den Antrag für den Jagdpächter oder den Jäger. Das kommt aber vor allem im Sinngrund häufiger vor.“ Der Fuchs sei ein Kulturfolger und immer wieder treibe es einzelne Füchse in Wohngegenden.
Genug Nahrung im Wald
„Der Fuchs hat normalerweise optimale Lebensbedingungen im Wald und dort genug Nahrung durch Kleintiere. Da verlässt nur sehr selten ein Fuchs aus Neugierde seinen Lebensraum und siedelt sich in Wohnbereichen an“, sagt Matthias Wallrapp, Betriebsleiter des Juliusspital-Waldes, über das Verhalten der Füchse. „Füchse werden bei Treibjagden nicht geschossen, aber der Fuchs wird gelegentlich bei Einzeljagden erlegt. Die Population der Füchse regelt sich von alleine, da eine geringere Anzahl von Füchsen eine höhere Nachwuchszahl nach sich zieht“, erklärt der Förster und Jäger.
Um einen neugierigen Einzelgänger handelte es sich wohl bei dem Fuchs im Schondratal, der vor zwei Wochen das 16. Opfer in der Geflügelzuchtanlage riss. Einige Versuche des Jägers, dem Fuchs während des Tages aufzulauern, brachten keinen Erfolg. Offenbar hatte Meister Reineke seine Strategie geändert und ging in der Nacht auf Jagd. Nach wiederholtem erfolglosen Ansitz lockte der Jäger schließlich den schlauen Fuchs mit Beute an, einer sogenannten Kirrung, und streckte ihn nieder.
„Die Kirrung muss so gewählt werden, dass von einem bestimmten Ansitzort aus ein gezielter Schuss mit sicherem Kugelfang abgegeben werden kann. Unter allen Umständen musste eine Gefährdung von Personen und Sachen vermieden werden“, erklärte Jäger Gerhard Müller. Vermutlich hatte der Fuchs seinen Bau in einem von Büschen bewachsenen Hang zwischen zwei Häusern in der Nähe der Geflügelzuchtanlage gegraben.
Es gab immer mal wieder Füchse, die in Gräfendorf in ungesicherten Ställen auf Raubzug gingen. Vor zwei Jahren riss ein Fuchs zwei junge Lämmer im offenen Stall des landwirtschaftlichen Anwesens von Ingrid Herch. Da das Mutterschaf bei der Geburt verendet war, zog die Bäuerin die Lämmer mit der Flasche groß, sie fielen aber nacheinander einem Fuchs zum Opfer. Auch diesen erlegte damals ein ortsansässiger Jäger mit einer Sondergenehmigung.