Der Senior der „Dertinger“ denkt auch drei Jahre vor seinem 80. Geburtstag noch nicht an den musikalischen Ruhestand. Wie ging es anno 1957 auf der „Mess“ zu? Damals stand das Zelt von Festwirt Most auf der Wiese am Rande der Stadt, wo ein paar Steinwürfe weiter die letzten Stoppeläcker standen. Mit der heutigen Papertschen Festhalle war das „Messe-Dach“ nicht annähernd vergleichbar. Biertische und Bänke bestanden als Holzbohlen mit bretter-ähnlichen Auflagen, erinnert sich Raimund Weis. Einen Vergnügungspark suchte man auf dem Wiesen-Geviert vergebens. Nur unten am Main standen Karussell, Schieß- und andere Buden mit Vergnügungscharakter. Mit dabei war auch „der Ranzenberger“ aus Würzburg als „Billiger Jakob“, eines der Markenzeichen der frühen Volksfest-Jahre.
„Wir spielten damals hausgemachte Blasmusik“, denkt der Homburger Posaunist an die „Mess“ während der Wirtschaftswunder-Jahre zurück. Verstärker, Mikrofone und andere technische Hilfsmittel kannte man damals, als die Laurenzi-Messe nur ein paar Tage und noch keine Woche dauerte, noch nicht.
Während der musikalischen Laurenzi-Premiere von Raimund Weis gab auch eine amerikanische Band vom Wertheimer Reinhardshof, wo damals das 72. Artillerie-Regiment stationiert war, ein Gastspiel. „Wir hatten mit den Amis eine Mords-Gaudi“, erinnert sich der Homburger. Den Freunden von der „anderen Feldpostnummer“ habe auf jeden Fall das „German Bier“ von der Martinsbräu im Steinkrug Schluck für Schluck besser geschmeckt. Vor allem Volkslieder seien damals auf der etwas wackligen Musikanten-Bühne, in deren Nähe auch ein Tanzpodium stand, gefragt gewesen. Die Gage während seiner „musikalischen Frühzeit“ betrug manchmal nur zehn bis zwanzig Mark plus Brotzeit pro Auftritt, später waren ein paar Scheine mehr in der Lohntüte.