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KARLSTADT: Für jedes Gefühl das passende Smiley

KARLSTADT

Für jedes Gefühl das passende Smiley

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    Der Blick nach unten: Schülerinnen in der Aula des Johann-Schöner-Gymnasiums in Karlstadt sind auch in der Schule online.
    Der Blick nach unten: Schülerinnen in der Aula des Johann-Schöner-Gymnasiums in Karlstadt sind auch in der Schule online. Foto: Foto: Lucas Hain

    Ob im Bus, in der Bahn, am Esstisch, in der Kneipe oder auf der Couch, viele Erwachsene sehen den jugendlichen Nachwuchs nur noch mit dem Lieblingsspielzeug in der Hand – dem Smartphone, mit dem viele Kinder und Teenager ständigen Internetzugang haben. Doch über die Risiken wird oft nicht geredet. Das Thema fällt unter den Tisch. Oder fühlen sich Eltern machtlos?

    Ein inzwischen ganz normales Szenario: Paul und Sebastian sitzen in der Kneipe und unterhalten sich beim Bier. Eine eher stockende, wenig unterhaltsame Konversation der beiden. Der Grund dafür ist simpel. Paul schreibt währenddessen auf seinem Smartphone mit Felix.

    Am nächsten Abend trifft er Felix in derselben Kneipe. Während sich Felix mit Paul zu unterhalten versucht, schreibt dieser jedoch mit Sebastian, mit dem er am Vorabend die Gelegenheit gehabt hätte, direkt zu kommunizieren – ohne elektronische Hilfsmittel. Freilich sprechen die Jugendlichen miteinander, aber immer mit dem Smartphone in der Hand. Sie sind gleichzeitig an- und abwesend.

    Die Diskussion, ob Kinder und Teenager ein Handy besitzen sollten, ist längst nicht mehr von Relevanz. Vielmehr ist entscheidend, ob sie ein Smartphone bekommen, und falls ja, wie und in welchem Umfange sie dann damit umgehen sollten. Warum ist es inzwischen anscheinend so normal geworden, dass Kinder und Jugendliche von diesem elektronischen Spielzeug fasziniert sind, dass sie sich nur mit Mühe entziehen können?

    Internet in der Hosentasche

    Die ständige Erreichbarkeit, permanent „on“ zu sein und kontinuierlich das Internet in der Hosentasche zu tragen, ist für viele selbstverständlich geworden. Eltern verbieten zwar das Handy beim Essen, jedoch ist dies für viele „Kids“ schon gar nicht mehr machbar. Warum muss das Smartphone immer bei ihnen sein oder sie bei ihrem Smartphone?

    „Ich will nie etwas verpassen, immer aktuell sein und mit meinen Freunden in Verbindung bleiben. Ich bin mir bewusst, dass das bei vielen meines Alters ein Problem ist, ich hab‘ das aber unter Kontrolle“, erklärt Paul seine Situation. Auch Felix schildert: „ Klar, oft sitzt man da und schreibt nur, aber wir unterhalten uns natürlich auch. Es ist aber nicht leicht, beides immer gleichzeitig zu bewältigen.“

    Eine Schülerin der elften Klasse am Johann-Schöner-Gymnasium in Karlstadt, die nicht namentlich genannt werden will, findet, dass ihre Freundin zu viel Zeit mit ihrem Smartphone verbringt, abgelenkt ist und sich nicht auf die Realität konzentrieren kann, weil sie in ihrer virtuellen Welt eingefangen ist.

    „What's app“

    Am Familientisch ist für die Freundin das Handy verboten und sie widerspricht ihren Eltern auch nicht. Sie merkt aber, wenn ihr Smartphone vibriert, wenn ihr wieder jemand in „What‘s app“ geschrieben hat und spürt ihren inneren Drang, nachzusehen, was einer, dem vielleicht gerade wieder mal langweilig ist, so schrecklich Wichtiges von ihr will.

    Lambert Zumbrägel, Medienfachberater des Kreisjugendrings, ist der Meinung: „Eltern sollen auf keinen Fall, nur weil sie selber nicht vertraut sind mit der neuen Technik, den Fehler machen und den Kindern einfach selbst überlassen, wie sie mit dem Smartphone umgehen.“ Zumbrägel stellt allerdings auch fest, dass die Neugierde der Eltern an den Geräten wächst.

    Ein Patentrezept für den Umgang gibt es nicht. Auch klare Stundenangaben, die den Gebrauch einschränken würden, seien schwer festzulegen. Jugendliche und Kinder reagieren sehr individuell auf den Konsum, berichtet Zumbrägel.

    Auf die Frage, ob denn „SMS“ oder „What‘s app“ in der Lage wären, innerhalb der Kommunikation die emotionale Ebene zu transportieren und ob dies möglicherweise Einfluss auf die emotionale Intelligenz habe, antwortet die Freundin der Elfklässlerin (sie möchte ebenfalls nicht genannt werden), dass es doch für jedes Gefühl das passende Smiley gebe. Körpersprache beim Vis-a-vis scheint keine Rolle mehr zu spielen.

    Kommunikation ist aber nicht nur Text und Sprache. Vielmehr haben Dinge wie Mimik, Gestik, der Klang der Stimme und ihr Ausdruck einen Einfluss. „Es kommt schon öfter vor, dass Jugendliche sich hinter der reinen Textkommunikation verstecken. Sie bauen eine gewisse Distanz auf. Dies ist dann aber ein grundlegendes soziales Problem“, so Medienfachmann Zumbrägel.

    Wer braucht da noch Sensoren für echte Gefühle? Das Smartphone schlägt alles über denselben elektronischen Leisten.

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