Fremde glauben nicht selten, dass es sich bei den zwei Rundtürmen - auf einem weht die Deutschlandfahne - unterhalb des Steinbruchs um Reste der Hammelburger Stadtmauer handelt. Helmut Leidner klärt dann gerne auf. In den etwa 25 Meter hohen Türmen, deren Mauerwerk etwa 1,20 Meter dick und innen mit Schamottesteinen ausgekleidet ist, wurde früher der gebrochene Kalkstein gebrannt. Wechselweise wurden dazu Stein und Koks aufeinander geschichtet. Nach dem Brennvorgang wurde der Kalk klein gemahlen und abgelöscht. Der so entstandene Mauer- oder Putzkalk lagerte dann in Silos, bis er in Säcke abgefüllt wurde. Heute zeugen nur noch die beiden Brennöfen von dem einstigen Kalkwerk, das der Metzgermeister Anton Herbst, der auch das Gasthaus Goldener Pflug in Hammelburg betrieb, mit dem Bau des ersten Ofens 1911 begründete.
Betrieb ruhte bis 1946
Während des "Dritten Reiches" war der Betrieb stillgelegt worden. Nach dem Krieg 1946 übernahm dann der Sohn, Anton Herbst junior, das Werk. Er baute den zweiten Ofen und die Anlage zu einem großen Kalkwerk aus. Helmut Leidner hat selbst noch dort gearbeitet, von 1959 bis zur Stilllegung 1964. Danach wurde das Kalkwerk zum Schotterwerk umfunktioniert, weil für den Bau der Autobahn seinerzeit Schotter in großer Menge benötigt wurde. 1969 wurde der Betrieb dann an den Steinbruch nach Oberthulba verlagert und 1980 an die heutigen Besitzer Albert und Hochrhein verkauft.
Vor etwa zehn Jahren begann der heute 71-jährige Enkel des Firmengründers Anton Herbst, das im Lauf der Jahre verwilderte Grundstück herzurichten. Die großen Silos wurden abgerissen und auch die hohen Kamine auf den Brennöfen abgebrochen. Inzwischen hat sich der 71-Jährige dort sein "kleines Paradies" geschaffen, wo er Ruhe und Natur genießen kann.
Der Erhalt der beiden Brennöfen als Relikte einer längst vergangenen Zeit ist für Helmut Leidner eine Verpflichtung. Deshalb hat er sich auch an das Denkmalamt gewandt und darum gebeten, die Kalköfen unter Schutz zu stellen. Dem kommt die Behörde gerne nach, sind die beiden Türme doch Technik-geschichtlich von Bedeutung. Darüber möchte Helmut Leidner die junge Generation gerne auch informieren. Er plant deshalb, in dem größeren der beiden Öfen Schaukästen mit alten Fotos und Informationen zum früheren Kalkwerk aufzustellen. Schon jetzt kämen regelmäßig Schulklassen zur Besichtigung vorbei. Auch Touristen führt Leidner hin und wieder über den Hof, damit sie die Öfen aus der Nähe besichtigen können. Möglicherweise soll die Besichtigung der beiden Kalköfen auch in die Stadtführungen des Fremdenverkehrsamtes aufgenommen werden.