Auch Karlburg wurde nun zum Ziel eines besonders schweren Diebstahls: Unbekannte haben in dem Ortsteil von Karlstadt (Lkr. Main-Spessart) in der Nacht zum Samstag einen Geldautomaten gesprengt. Sie türmten laut Mitteilung der Polizei mit einer Beute von vermutlich mehreren Zehntausend Euro und richteten „im Zuge der lebensgefährlichen Aktion“ erheblichen Sachschaden an.
Es ist nicht der erste Angriff auf einen Geldautomaten in der Region. Im Mai etwa hatten es Täter bereits auf einen Geldautomaten in Dittelbrunn bei Schweinfurt abgesehen.
Lauter Knall nach Mitternacht
Aktuell waren an der Großfahndung nach der Sprengung in Karlburg Streifen aus ganz Unterfranken und ein Hubschrauber beteiligt. Die Ermittlungen der Würzburger Kriminalpolizei laufen weiterhin auf Hochtouren. Geprüft werde auch ein Zusammenhang mit anderen Taten.
Den Angaben zufolge hörten Anwohner gegen 2.10 Uhr einen lauten Knall und alarmierten über Notruf die Polizei. Insgesamt sollen drei Täter den im Vorraum der Sparkassen-Filiale in der Luitpoldstraße aufgestellten Automaten gesprengt haben.
Etwa fünf Minuten später sei das dunkel gekleidete Trio samt Beute mit einem dunklen Kombi mit ortsfremden Kennzeichen bereits auf der Flucht gewesen. Diese verlief nach Zeugenangaben von Karlstadt über die B 27 bis Veitshöchheim, dann über Güntersleben nach Rimpar und schließlich in Richtung Autobahn. Die Fahrweise, etwa aufgrund der hohen Geschwindigkeit, könnte anderen Verkehrsteilnehmern aufgefallen sein, ebenso riskante Überholmanöver. Deshalb bittet die Polizei um Hinweise (Telefon: 0931 4 57 17 32).
Inzwischen teilte die Sparkasse Mainfranken Würzburg mit, dass ihre Geschäftsstelle in Karlstadt-Karlburg bis auf Weiteres geschlossen sei. Eine Aussage, bis wann sie instand gesetzt werden könne, sei zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht möglich. Kunden werden gebeten, auf die Geschäftsstelle in Karlstadt auszuweichen.
Bei den Sprengungen in Karlburg und in Dittelbrunn gibt es Gemeinsamkeiten: Die Taten geschahen nach Mitternacht. Auch in Dittelbrunn sollen drei dunkel gekleidete Männer beteiligt gewesen sein, die ebenfalls in einem dunklen Kombi flüchteten. Bis heute hat die Polizei zu Dittelbrunn „keine neuen Erkenntnisse“, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Unterfranken auf Anfrage.
- Im Mai 2017 sprengten Unbekannte in Dittelbrunn bei Schweinfurt einen Geldautomaten in die Luft
- Dittelbrunn: Wie geht es nach der Sprengung nun weiter?
Das Bundeskriminalamt (BKA) in Wiesbaden spricht von einem „Phänomenbereich“. Im jüngst veröffentlichten Bericht „Angriffe auf Geldautomaten“, der auf Informationen der jeweiligen Polizeidienststellen beruht, werden die Vorfälle für das Jahr 2016 ausgewertet. Demnach wurden dem BKA bundesweit 318 „besonders schwere Fälle des Diebstahls durch Sprengung von Geldautomaten“ bekannt. In 128 Fällen seien die Täter an Bargeld gelangt, in 190 Fällen soll es beim versuchten Diebstahl geblieben sein – wie etwa Ende Juni in Leesten, einem Ortsteil von Strullendorf im Landkreis Bamberg.
Gegenüber 2015 hätten die Sprengungen und die Versuche deutlich zugenommen (plus 80 beziehungsweise 121 Prozent). Der regionale Schwerpunkt liege in Nordrhein-Westfalen. Aber auch Bayern gehöre neben Hessen und Baden-Württemberg zu den überdurchschnittlich betroffenen Ländern. Bei der Auswahl der Objekte würden die Täter Geldautomaten in ländlichen Regionen oder am Stadtrand bevorzugen, die eine gute Verkehrsanbindung aufweisen.
Risiko für Leib und Leben
Laut BKA-Bericht entsteht durch die Sprengungen auch für die Bewohner der betroffenen Bankfilialen und für Passanten „ein Risiko für Leib und Leben“. Geldautomaten würden häufig durch Einleitung eines Gases oder Gasgemisches und dessen anschließende Zündung gesprengt. Dabei könne es zu einer nicht abschätzbaren Trümmer- und Splitterverteilung kommen. Und: Der dabei entstehende Sachschaden übersteige den Beuteschaden in vielen Fällen deutlich.