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RETZBACH: Gemeinde drehte Zirkus den Strom ab

RETZBACH

Gemeinde drehte Zirkus den Strom ab

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    „So etwas gibt es in ganz Deutschland nicht“, schimpft Geschäftsführer Martin Schlieb. Seit Dienstag campiert der Zirkus mit zwölf Wohnwägen und 30 Tieren am alten Sportplatz in Retzbach. Die Erlaubnis zur Nutzung wurde mit dem Markt Zellingen schon sechs Wochen vorher abgeschlossen. Sie umfasst das Aufstellen des Zeltes und das Abstellen der Fahrzeuge. Dass in dem Schreiben der Marktgemeinde steht, „beinhaltet nicht die Lieferung von Strom und Wasser“, ist für den Geschäftsführer nichts Ungewöhnliches: „Es ist oft so, dass die Städte und Gemeinden mit Strom nichts mehr zu tun haben.“

    In Zellingen liegt der Fall indes anders. Da gehört der Gemeinde sogar das Stromversorgungsnetz. Die Energieversorgung Lohr-Karlstadt betreibt und unterhält es für die Gemeinde. Beim alten Sportplatz gibt es einen Anschlusskasten mit Sicherungen sowie Steckdosen für Wechsel- und Drehstrom. Die erste Nacht konnte der Zirkus von dort auch Strom beziehen. Doch dann drehte man im Rathaus den rund 25 Zirkusleuten den Strom ab.

    Für den Zirkus ist die Sache mehr als ärgerlich. „Ohne Strom können wir nicht mal das Zelt aufbauen“, klagt Direktor Dominik Schubert. Die Masten werden nämlich mit einem Elektromotor aufgestellt. Zudem verdarben ohne Kühlung Lebensmittel. Zwei Säcke voller verderblicher Waren mussten weggeworfen werden.

    Der Zirkus wandte sich auch Hilfe suchend an den Landkreis. Stellvertretender Landrat Roland Metz bot an, die Feuerwehr mit Wasser für die Tiere vorbeizuschicken. Doch das Wasserproblem konnte der Zirkus dank des hilfsbereiten Retzbacher Fischervereins als Nachbarn lösen. Verstehen kann Metz das Verhalten der Gemeinde Zellingen nicht, aber auch nicht beeinflussen. Sie ist in dieser Angelegenheit zivilrechtlich tätig und frei in der Vertragsgestaltung. Ihm gegenüber habe der Bürgermeister von einem Gemeinderatsbeschluss gesprochen, berichtet Metz.

    Zellingens Bürgermeister Karl Mühlbauer und sein Stellvertreter waren gestern dienstlich unterwegs und für eine Stellungnahme nicht zu erreichen. Erich Brunner von der Verwaltung erinnerte sich, dass der Circus eigens auf die Nichtlieferung von Strom und Wasser hingewiesen wurde. Daraufhin sei von einem Stromaggregat die Rede gewesen. Das ist laut Zirkusdirektor Schubert defekt und für eine dauerhafte Versorgung zu teuer.

    Helfen konnte dem Zirkus schließlich Rechtsanwältin Ulrike Jäger aus Karlstadt. Sie erwirkte am Amtsgericht Gemünden eine einstweilige Verfügung. Seit Freitag, 12.30 Uhr, hat der Circus wieder Strom. Die Formulierung „beinhaltet nicht die Lieferung von Strom und Wasser“ bedeutet nach Ansicht der Anwältin, dass der Circus diese Leistungen bezahlen muss. Dieser Auffassung schloss sich der Richter an.

    Die Aufführungen des Circus Central sind jeweils von Freitag bis Sonntag um 15 und 19 Uhr und am Montag als Familientag mit verbilligten Preisen um 15 Uhr. Am gestrigen Freitag fielen die Vorstellungen aus, weil das Zelt noch nicht stand. Ab dem heutigen Samstag sowie am nächsten Wochenende spielt der Zirkus wie geplant.

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