1992 gründete der jetzige Direktor Jochen Fleischmann den Circus Charivari, der auf der Lindenwiese ein Gastspiel gibt, und führt ihn nun zusammen mit seiner Frau Petra Griesing. Charivari bestand zunächst aus "Übrigbleibseln" des ehemaligen Staatszirkus der DDR Busch-Berolina.
Viel hat sich seit der Wende vor zehn Jahren verändert. War Zirkus zu DDR-Zeiten vollständig als Kultur bei den Bürgern anerkannt und durch staatliche Förderung auf einem sehr hohen Niveau, musste nun gegen mehr oder weniger gute Konkurrenz versucht werden, wirtschaftlich zu überleben.
"Künstler, die von der staatlichen Artistenschule ausgebildet waren, und in einem der drei Staatszirkusse arbeiteten, waren bekannt wie Opernsänger oder Schauspieler, dann interessierten sich die Menschen in den neuen Bundesländern nur noch für das Neue. Oftmals wurden dann die gewohnten Leitungen nicht gezeigt, die Menschen waren enttäuscht. Es hat lange gedauert, dass daraus resultierende Misstrauen wieder abzubauen", beschreibt Fleischmann seine Eindrücke der damaligen Zeit.
Keine Unterstützung
Auch die stattlichen Subventionen fielen weg. Die Gehälter, die vom Staat regelmäßig und gut gezahlt wurden und ein hohes Grad an Zirkuskunst garantierten, mussten nun selbst eingespielt werden. Trotzdem wagte Fleischmann den Sprung ins Unternehmerleben und heute gehört Charivari zu den größten Zirkusbetrieben Deutschlands. Mehr als 300 Gewerbe dieser Art gibt es zur Zeit in der Bundesrepublik "und über 90 Prozent davon sind unseriös, haben eine schlechte Tierhaltung, locken die Leute mit Versprechungen, die sie nicht halten können und anschließend sind die Besucher erst einmal vom Circus kuriert", sieht sich Fleischmann einem gravierenden Problem für die gesamte Branche gegenüber.
Nach eigenen Aussagen gilt Charivaris besonders Interesse dem Wohlergehen der vielen mitreisenden Tiere. Unter dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung" stehen den Vierbeinern modernste Stallzeltanlagen, Einzelboxen und Außengehege zur Verfügung, "um im Vorneherein allen Tierschützern den Wind aus den Segeln zu nehmen."
Das garantiert sowohl zufriedene Tiere als auch fünf große Tierdarbietungen im Programm, "womit wir in Europa an erster Stelle liegen", ergänzt Fleischmann.
Natürlich kommen auch die Artisten zu Zuge, wobei zwei Künstler mit dem "Silbernen Clown" beim Zirkusfestival in Monaco ausgezeichnet wurden, dem "Oscar" der Zirkusleute und "sich nun eigentlich zur Ruhe setzen könnten". Für die jüngeren und Junggebliebenen gibt es Slapstick von Clown Mimicol, russischer Humor aus der Schule des Moskauer Staatscircus.
"Wie hatten zum Anfang zwei schwere Jahre, denn nach dem Ende der DDR war alles anders, doch Dank der Besuchertreue konnten wir uns stetig vergrößern, so dass wir heute einen Zirkus aus dem Bilderbuch haben und fast immer ausgebucht sind", so Fleischmann abschließend.