Dass der Kindergarten St. Burkard in Erlenbach in die Jahre gekommen ist, wissen die örtlichen Gemeinderäte spätestens seit Jahresanfang 2017. Damals erfolgte die Übernahme der Trägerschaft der bis dahin katholischen Einrichtung. Später im Jahr erwarb die Gemeinde auch die Grundstücke und Gebäude von der Kirchenverwaltung.
In einem Bausachbericht der Diözese Würzburg sind Defizite beispielsweise beim Energiekonzept, bei der Barrierefreiheit oder beim Brandschutz aufgelistet. Jetzt stehen die Gemeinderäte vor der Frage, ob die vorhandenen Gebäude saniert werden sollen oder ein Neubau die bessere Alternative sei. Dem ging der Marktheidenfelder Architekt Georg Redelbach nach. Seiner Meinung nach sind die Mängel an den Bestandsgebäuden derart massiv, dass deren Erhaltung nicht sinnvoll sei.
In der jüngsten Gemeinderatssitzung stellte Redelbach drei erste Entwürfe vor, die auf dem knapp 3300 Quadratmeter großen Grundstück realisiert werden könnten. Der Zugang erfolgt bei allen Varianten über den Blumenweg, Parkplätze für Mitarbeiter und Eltern seien entlang des Burkardusweges und auf einem separaten Grundstück denkbar.
Fast ein Großbetrieb
Alle Entwürfe haben gemein, dass Mehrzweckräume, solche für Personal, Toiletten, Garderoben, Essenszubereitung und Speisen im Erdgeschoss untergebracht werden; ebenso wie Gruppenräume für Krippenkinder und angeschlossene Schlaf- und Waschräume. Spiel- und Bewegungsbereiche für die größeren Kinder sind jeweils im oberen Stockwerk geplant.
Redelbach rechnet mit der Unterbringung von 90 Kindern im Kindergarten und 45 in der Krippe im Neubau. Das heißt, das neue Gebäude wird auf vier Regel- und drei Kleinkindgruppen ausgelegt sein. Diese werden sich auf einer Nutzfläche von 1075 Quadratmetern zuzüglich etwa zwei Drittel der Fläche an Verkehrswegen und anderen Räumen verteilen.
Damit werde der neue Kindergarten schon fast ein Großbetrieb. "Wir haben dann die Grenzen dessen erreicht, was in einer Kita untergebracht werden kann", so der Architekt. Steigt der Bedarf an Betreuungsplätzen in den nächsten Jahrzehnten, empfehle er einen zweiten Kindergarten in Erlenbach.
Die erste Entwurfsvariante, ein kompaktes Gebäude entlang der hinteren Grundstücksgrenze (Westen) hat den Vorteil, dass die bisherige Kita bis zur Fertigstellung des Neubaus genutzt werden kann. "Dies hat finanzielle und logistische Vorteile", so Redelbach. Der zweite Fluchtweg aus dem Obergeschoss würde über Balkone und eine Rampe in den Garten führen.
Verwaltungsgebäude abreißen
Variante zwei sieht einen Winkelbau in der Ecke Blumenweg/westliche Grundstücksgrenze vor. Ein zweites Geschoss erhält nur ein Schenkel des Baus. Um Platz zu schaffen, würde das Veranstaltungsgebäude Burkardusheim vor Baubeginn abgerissen werden. Ein separater Eingang in die Wirtschaftsräume sowie insgesamt drei Treppen in das Obergeschoss kennzeichnen den Entwurf.
Der dritte Plan müsste in mehreren Bauabschnitten realisiert werden. Dazwischen seien immer auch Abrissarbeiten notwendig. Das Gebäude würde sich entlang des Blumenwegs erstrecken. Es böte den Vorteil, dass die Außenspielfläche komplett im Süden liegen würde. Diese könne während der gesamten Bauphase von den Kindern genutzt werden.
Nach diesen ersten Informationen müssen Planer und Gemeinderat mit denen in Kontakt treten, die in dem neuen Gebäude arbeiten werden. Das Kindergartenteam muss sich nun vielen Fragen des Arbeitsalltags stellen. Welcher Bau passt am besten zum pädagogischen Konzept? Wird das Mittagessen auch in Zukunft angeliefert? Dann wird eine kleinere Küche benötigt, als wenn die Speisen vor Ort gekocht werden.
Bis Ende März 2020 wird Architekt Redelbach zusammen mit der Verwaltungsgemeinschaft den Antrag auf Fördermittel zur Vorlage beim Landratsamt Main-Spessart beziehungsweise bei der Regierung von Unterfranken fertigstellen. Dann wird ein VgV-Verfahren für den Planungsentwurf eingeleitet. Denn bei öffentlichen Aufträgen muss nach der Vergabeverordnung (VgV) ab einem bestimmten Bauwert ein europaweit ausgeschriebener Wettbewerb abgehalten werden. Redelbach hofft, dass dieser im nächsten Herbst abgeschlossen werden kann.
Kindergarten ErlenbachDie Bedarfsermittlung zum 31. Juli 2020 hat ergeben, dass insgesamt 106 Kinder betreut werden müssen, so Erlenbachs Bürgermeister Georg Neubauer. Davon sind zwölf aus anderen Gemeinden. Hinzu kommen 14 Schulkinder, die in den Ferien in den Kindergarten kommen.Ab dem 1. Januar 2020 werde bereits eine zweite Kleinkindgruppe mit zwölf Plätzen eröffnet, um den Bedarf zu decken. Diese ist vom Landratsamt Main-Spessart befristet bis Ende August 2021 genehmigt – unter der Voraussetzung, dass der Beginn einer Baumaßnahme nachgewiesen wird.