Regional ist in: Fleisch aus Franken, Kartoffeln vom Bauern, Wein von fränkischen Winzern oder Spargel aus dem Gäuboden. Aktuell wird den Triefensteiner Bürgern ein Produkt angeboten, das komplett vor der "Haustüre" erzeugt wird. Es heißt Regionalstrom und wird von der größten Freiflächen-Photovoltaikanlage im Landkreis Main-Spessart am Rande der Gemarkungen von Rettersheim und Trennfeld von 51.000 monokristallinen Solarmodulen erzeugt.
Triefensteins Gemeinderat war ganz Ohr, als Bernd Büttner, Geschäftsführer der Firma Main-Spessart-Solar in Bessenbach, in einer öffentlichen Sitzung im Oktober 2020 in der Trennfelder Triefenstein-Halle ein acht Felder umfassendes Solarpark-Projekt am Rande der Autobahn mit einer Leistung von 10 000 Megawatt vorstellte, das 4000 bis 5000 Triefensteiner Haushalte mit Elektrizität versorgen könnte. Der Bessenbacher Geschäftsmann und sein Kollege Eberhard Jaklin machten im weiteren Verlauf der Beratungen deutlich, warum sie in die Sitzung gekommen waren: Man wolle am Rande der Autobahn vor dem Hintergrund der ständigen Energiewende weitere Solarfelder unter Bürgerbeteiligung erschließen, lautete die Botschaft der beiden Gäste.
Schafe für Pflegearbeiten
Mit dem Thema "Energie aus der Sonne" hatten die beiden Redner ein Projekt angestoßen, das auch im Rathaus offene Ohren fand. In weiteren Sitzungen brachte der Gemeinderat mit großer Mehrheit und kaum hörbaren Einwänden bei einer öffentlichen Auslegung sowohl die notwendige Änderung des Flächennutzungsplanes als auch den erforderlichen Bebauungsplan auf den Weg. Auch das Landratsamt Main-Spessart hatte seinem Segen zu dem geplanten Projekt gegeben.
Die Leistung des mittlerweile größten Solarparks in der Region, in den das Bessenbacher Unternehmen 13 Millionen Euro investiert hat, beziffert sich jährlich auf 22 Millionen Kilowatt - eine Energiemenge aus "grünem Strom," die ausreicht, um 6000 bis 7000 Triefensteiner Haushalte zu versorgen. Die vor Ort erzeugte Solarenergie wird auf Grundlage des "Erneuerbaren-Energie-Gesetzes" in die am Rande des Solarparks liegende Umspannstation des Bayernwerkes eingespeist und über die Stadtwerke Würzburg direkt vermarktet.
Vor dem Hintergrund einer ökologischen Nutzung wurde das Areal zwischen den Solarmodulen mit einer hochwertigen Wiesenfläche zur Unterstützung der Artenvielfalt eingesät. Künftig sollen "Schafe die Pflegearbeiten übernehmen", heißt es in einer Pressemitteilung. Ferner sind Aufstellflächen für Bienenstände vorgesehen. Auf Rückfrage war von Büttner zu hören, dass der Solarpark auch dann noch Strom erzeugt, wenn einmal die Sonne nicht scheint. Im vergangenen Winterhalbjahr sei die Anlage täglich zwischen neun Uhr und 15 Uhr in Betrieb gewesen. Es sei kein einziger Tag ohne Energiegewinnung vergangen. Hauptsache, der Tag sei "hell genug gewesen".
Bürger-Beteiligung möglich
Als Bernd Büttner dieser Tage Bürgermeisterin Kerstin Deckenbrock und Bauamtsleiter Volker Kuhn mit letzten Infos über das Großprojekt versorgte, sprach die Rathauschefin wiederholt von einer "sehr guten Nachfrage" nach Regionalstrom im Rathaus. Vor dem Hintergrund des Solarparks hat die Firma "Main-Spessart-Solar" zusammen mit den Stadtwerken Würzburg das Projekt "Mein Strom bleibt vor Ort" organisiert und dafür die Webseite www.wvv.de/triefenstein online gestellt.
Mit einer Kommunalabgabe von jährlich rund 50.000 Euro profitiert auch der Markt Triefenstein von dem Solarpark. Hinzu kommt die Gewerbesteuer, ferner werden pro Kilowatt erzeugten Stroms o,1 Cent angespart, die von der Gemeinde für die Triefensteiner Vereine oder für ein soziales Projekt verwendet werden. Der Solarparkbetreiber erhält pro Kilowattstunde eine Einspeisevergütung zwischen 6.39 Cent und 6.69 Cent
Die "Solarpark MSP5" bietet Bürgern eine Beteiligung in Form eines Nachrangdarlehens an. Über ein sogenanntes "Crowdfunding" sollen 750.000 Euro angesammelt werden, schreibt Bernd Büttner in einer Pressemitteilung. Die Mindestbeteiligung pro Bürger betrage 250 Euro, maximal seien 5000 Euro Beteiligung möglich. Anteile können ab Donnerstag, 18. April, über folgende Webseite gezeichnet werden: www.dkb-crowdfunding.de/solarparkmsp5".