Die vierte Klasse der Grundschule war auf den Spuren des Mesolithikums im Lagfeld II oberhalb der Sonnenstraße unterwegs. Dort ist ein ausgewiesenes Bodendenkmal, das als Baugebiet vorgesehen ist. Das Baugebiet liegt auf einem mittelsteinzeitlichen Lagerplatz europäischer Siedler aus der Zeit um 8500 vor Christus.
Sozusagen direkt vor der Schulhaustür besuchte die vierte Klasse der Grundschule Gräfendorf mit ihrer Klassenlehrerin Hildegard Wirthmann die Felder des Lagfelds in Gräfendorf. Hier wurden sie vom Archäologen Dr. Marc Miltz und seinem Team vom Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege aus München empfangen und bekamen die Arbeit der Forscher anschaulich erklärt.
In den 60er Jahren wurden hier schon Steinwerkzeuge gefunden, die auf einen Lagerplatz der Menschen zwischen 9000 und 7000 vor Christus hinwiesen. Weitere Belege finden sich von jungsteinzeitlichen Viehzüchtern um 2400 vor Christus. Forscher aus Gelnhausen haben über 2000 steinzeitliche Pfeilspitzen, Schaber und ein Figürchen gefunden. Die Gemeindeverwaltung hatte letztes Jahr die Sammlung der Hobby-Archäologen aufgekauft und ins Rathaus gebracht.
Anhand von Grabungen mit Schaufeln, Spaten, Bohrstangen und maschinell in den Boden getriebenen Bohrkernen wurde die Erde gesiebt und von den Archäologen auf Fundstücke und Beschaffenheit untersucht. Die Schüler waren eifrig bei der Sache und konnten die verschiedenen Bodenschichten wie Lehm, Ton, Sand und Ackerboden im Bohrkern deutlich erkennen, mit den Händen ertasten und begreifen.
Interessiert hörten sie, dass es zu dieser Zeit nur etwa 50 Menschen in ganz Bayern gab. Sie waren Jäger und Sammler und haben in kleineren Gruppen, je nach Jahreszeit und Standort der wilden Tiere, ihre Lagerplätze gewechselt und sich in regelmäßigen Abständen auch am Lagfeld aufgehalten. Mit zusätzlichem Infomaterial des Archäologen-Teams aus München begab sich die vierte Klasse nach dieser besonderen Unterrichtsstunde in Heimat- und Sachkunde mit neuen Erkenntnissen wieder auf den kurzen Rückweg zur Schule.
Das Lagfeld ist eine Hügelkuppe mit steil abfallenden Flanken nach Osten und Süden ins Saaletal oberhalb des Altortes.
Von: Wolfgang Schelbert für die Gemeinde und Grundschule
