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MARKTHEIDENFELD: Gunter Ullrich zeigt „Zeitenwandel“

MARKTHEIDENFELD

Gunter Ullrich zeigt „Zeitenwandel“

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    Realismus und Abstraktion können im zeitgenössischen Kunstgeschehen ihre künstlerischen Positionen nebeneinander vertreten. Das Marktheidenfelder Kulturzentrum Franck-Haus bietet mit Ullrichs „Zeitenwandel“ und den Rauminstallationen „Innen – Außen“ von Edeltraud Klement (Niedernberg) und Christine Wehe-Bamberger (Bad Königshofen) gegenwärtig unter einem Dach das schönste Beispiel dafür.

    Der Zweite Bürgermeister Manfred Stamm freute sich am Freitag bei der Vernissage trotz der zeitgleichen Verabschiedung von Landrat Armin Grein über viele Gäste im barocken Festsaal, darunter den in Aschaffenburg tätigen und in Marktheidenfeld geborenen katholischen Geistlichen, Monsignore Edgar Röhrig. Die Jubiläen in Marktheidenfeld – 60 Jahre Stadt und zehn Jahre Franck-Haus – sowie die bevorstehenden Wechsel in politischen Ämtern führten den Wandel deutlich vor Augen, sagte Stamm. Ullrich habe in seinen Werken Zeitgeschichte als erlebte Geschichte verarbeitet und deutlich gemacht, dass alles in Bewegung sei. Er stelle damit auch die Frage, ob der Mensch Opfer oder Gestalter des Wandels sei.

    Dr. Sigurd Martin, ein profunder Kenner von Ullrichs Lebenswerk, meinte, dieser habe ein Leben für die Kunst geführt und die Kunst habe ihn am Leben gehalten. Nirgends werde das deutlicher als in seiner frühen Auseinandersetzung mit dem Kriegserleben und der Flucht. In seinen Druckwerken verschwinde das Individuum, es verstumme über das schreckliche Erleben.

    In der französischen Kriegsgefangenschaft sei der Maler von der südlichen Landschaft in den Bann gezogen worden und von der Malerei Cézannes. Darin sei vielleicht eine Grundlage seiner späteren ausdrucksstarken Mainlandschaften zu sehen, die Ullrichs Ruf in erster Linie begründeten.

    Nach dem Kunststudium wirkte der Maler und Grafiker als Kunsterzieher in Aschaffenburg; seine realistische Auffassung hätte ihm im damaligen Kunstbetrieb kaum das Überleben sichern können. Er wandte sich dem Linol- und Holzschnitt zu, beteiligte sich an einer Künstlergruppe, die realistischer Darstellung wieder die Bahn in der Kunst bereiten wollte. Arbeiten aus den Sechziger Jahren des vorigen Jahrhunderts zeigten wachsenden Wohlstand, das Wirtschaftswunder und den Wandel zum Konsumrausch.

    Wenig wollte Martin zu den fränkischen Landschaftsbildern, Ullrichs wohl bekanntester und am meisten geschätzter Werkgruppe ausführen. Seine neuartige Technik aus Hoch- und Tiefdruckverfahren erinnere an Lasurmalerei, vermittele Tiefe und Dichte und spare auch das Thema Landschaftszerstörung nicht aus.

    Plakativ, kräftig, aber auch subtil wirke die spätere druckgrafische Auseinandersetzung mit der Wiedervereinigung und die vor einigen Jahren schon gezeigten Stuhlbilder drückten mit simplen Formen menschliches Zusammenleben in Perfektion aus. Martin meinte zusammenfassend, Ulrichs Schaffen sei von handwerklicher Perfektion, kreativer Einzigartigkeit und gelassener Ruhe gekennzeichnet. Kein moralischer Zeigefinger fälle Urteile, der Künstler blicke warmherzig und Anteil nehmend auf den Menschen.

    Die Ausstellung „Zeitenwandel“ mit gut 50 Gemälden und Druckgraphiken von Gunter Ullrich ist bis zum 25. Mai im vorderen Galeriebereich des städtischen Kulturzentrums Franck-Haus (Untertorstraße 6) von Mittwoch bis Samstag von 14 bis 18 Uhr und an Sonn- und Feiertagen von 10 bis 18 Uhr geöffnet.

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