Vorerst werden die beiden freien Wohnungen im gemeindlichen Anwesen Schulplatz 9 in Zellingen nicht vermietet. Grund ist der fehlende zweite Rettungsweg für die im zweiten Stock und im Dachgeschoss gelegenen geräumigen Wohnungen. Zudem muss eine der Wohnungen im Bereich Wasser, Sanitär und Elektrik saniert werden.
Der Zellinger Gemeinderat machte sich bei einem Ortstermin ein Bild von den beiden Wohnungen soweit das möglich war, im zweiten Stock gab es kein Licht. Grundsätzlich waren die Räte der Meinung, dass die Wohnungen nicht auf Dauer leerstehen sollten. Beide Wohnungen sind klassisch geschnitten und in den Wohnräumen mit Holzböden ausgestattet. Im zweiten Stock gibt es auch eine kleine Loggia.
Weil schon die Fenster im zweiten Stock mehr als acht Meter Brusthöhe haben, sind sie im Brandfall mit klassischen Leitern nicht erreichbar. Der Treppenhaus als erster Rettungsweg ist aus Sicht des Brandschutzes mit großen Mängeln behaftet, weil Stufen und Geländer aus Holz sind und die Wohnungstüren keinen Feuerwiderstand bieten. Laien dürfte eher das blanke Holz der Stufen auffallen, nur stellenweise sind noch Reste einer ehemaligen Versiegelung erkennbar.
Zum Brandschutz erklärte Bürgermeister Wieland Gsell, dass am Gebäude bereits die Brandschutzübung der VG-Zellingen stattfand. Das Szenario sah dabei die Anfahrt der Drehleiter der Stützpunktfeuerwehr Karlstadt von der Brückenstraße her vor. Dabei habe sich historische Torbogen vor der Kirche als Nadelöhr für das große Fahrzeug erwiesen, so dass die Drehleiter erst nach einer halben Stunde in Stellung war. Deshalb sei er derzeit gegen eine Neuvermietung.
Zum zweiten Fluchtweg gibt es vom Altortsanierungsarchitekten den Vorschlag, an der Gebäuderückseite (grob in Richtung Schwimmbad) eine Fluchttreppe anzubauen. Dafür sollen jetzt die Kosten ermittelt werden. Denkbar wäre zum Beispiel eine schmale Wendeltreppe, Abmessungen wie nebenan an der Grundschule sind unnötig. Eine zusätzliche Option wäre ein Aufzug neben dem derzeitigen Treppenhaus, auch damit würde das Gebäude aber nicht barrierefrei erreichbar.
Geprüft werden auch die Förderungsmöglichkeiten der Fluchttreppe und auch der Renovierungen. Eine Möglichkeit wäre zum Beispiel das Programm "Leerstand nutzen, Wohnraum schaffen", allerdings müssen die Wohnungen danach auf Sozialhilfeniveau vermietet werden.
Diskutiert wurde bei dem Ortstermin auch, ob so große Wohnungen noch zeitgemäß sind oder unterteilt werden sollten. Dabei gab es aber auch Stimmen, dass gerade Familien mit mehreren Kindern oft händeringend Wohnungen suchen. Die beide Wohnungen erscheinen für Familien mit zwei oder drei Kindern auch nicht übertrieben groß.