Als eine Art unterhaltsames Heimatkundebuch, aber auch als Nachschlagewerk für Geschichte Vergangenheit charakterisiert Bürgermeister Theo Gärtner die erste Ortschronik von Sachsenheim und Gössenheim. „Selbst ältere Menschen, die seit Geburt hier leben, werden erstaunt sein, was sich alles in diesem Buch so findet“, sagte Gärtner bei der Buchvorstellung „Der Geschichte der Gemeinden Gössenheim und Sachsenheim“ vor rund 80 Besuchern und Ehrengästen in der Zehntscheune. Keine klassische Ortschronik mit viel nüchternen Zahlen, eher Mischung aus persönlichen Erzählungen, Geschichtlichem und ein paar Statistiken mit alten Plänen und Bildern.
„Unsere Ortsgeschichten sind Teil unserer Heimat, und in dieser Heimat fühle ich mich, als reingeschmeckter und eingebürgerter mit Wernfelder Migrationshintergrund, seit über 41 Jahren so richtig wohl“, nannte Gärtner einen der Beweggründe für die Erstellung der Chronik. Als Bürgermeister sei er nun Teil dieser Geschichte. „Schon seit Längerem fiel mir auf, dass sich hin und wieder Fragen aus der Ortsgeschichte ergaben, die nicht oder nur unzureichend beantwortet werden konnten.“ Auch das habe Interesse und Motivation für ein solches Buch gegeben.
„Es ist wichtig, die Vergangenheit unserer Heimat nicht nur der Nachwelt zu erhalten, sondern auch uns selbst den geschichtlichen Hintergrund unseres engsten Lebensraumes bewusst zu machen“, betonte Gastredner Landrat Thomas Schiebel, der auch Gössenheimer Blut in sich trägt. „Die Heimatgeschichte ist immer auch ein Stück weit Spiegelbild der Zeitgeschichte“, meinte Schiebel. Die Aufgabe eines solchen Werkes sei nicht nur Zahlen aneinander zu reihen, sondern mit Anekdoten einen Bezug zwischen der Vergangenheit und der aktuellen Familiengeschichte herzustellen. Dies mache den Reiz dieses Buches aus. Es mache sicher Spaß, sich mit der Geschichte zu beschäftigen, aber es erfordere auch viel Fleiß, Durchhaltevermögen und viele Helfer, die zum Gelingen beitragen.
Gärtner dankte dann auch seiner Frau und den zahlreichen Helfern, die seine Arbeit unterstützten. So hatte ihm Schulleiterin Waltraud Bunzel die Schulchronik ausgeliehen und Pfarrer Norbert Thoma die Reste des Kirchenarchivs zur Verfügung gestellt. Die Übersetzung der Familienchronik von Franz Försch ist dem Gössenheimer Jungpriester Manuel Vetter zu verdanken. Viel Anteil habe auch der Industriepublizist Klaus Meier-Gerssler, der im Auftrag von der Raiffeisenbank Main-Spessart tätig sei. Monika und Rolf Bär kamen aus dem nordrhein-westfälischen Overath zur Buchvorstellung. Bärs privater Familienchronik verdanke das Buch viele persönliche Erlebnisse aus den letzten Tagen des Zweiten Weltkrieges und der Zeit danach in Gössenheim.
Stellvertretend für alle Sachsenheimer nannte Gärtner die Bürgermeisterwitwe Christine Blatterspiel, deren „mehr als emsige Mithilfe bei der Beschaffung alter Fotos aus Sachsenheim und dem Wissen von Zeitzeugen vorbildlich war“. Für umfangreiche Aufzeichnungen aus dem „früheren Ortsalltag mit hohem Unterhaltungswert“ dankte Gärtner dem ältesten Gössenheimer, dem früheren Schmiedemeister Emil Haas, mit einem Geschenkexemplar.
Gärtner dankte auch Kreisarchivpfleger Werner Fella: „Meine polizeilich eingefärbten und gegliederten, schriftlichen Entwürfe forderten seine ganze Berufserfahrung als ehemaligem Lehrer. Amtsdeutsche Schilderungen und manchmal auch Unwörter strapazierten seine geschmeidigen Deutschkenntnisse und veranlassten jede Menge Randbemerkungen.“ Technische Unterstützung kam von der Firma City Foto von Diakon Kim Sell in Gemünden; die Gestaltung sowie Buchherstellung mit einer Auflage von 300 Exemplaren oblag dem Familienbetrieb der Druckerei Scholz in Dettelbach-Schnepfenbach.
Am 18. Juni 2014 bekam die Gemeinde überraschend drei ältere Chroniken von Sachsenheim: „Hätte ich diese bereits im letzten Jahr besessen, wären sie heute Teil unseres Buches“, sagte Gärtner. Sie könnten bei einer eventuellen Neuauflage oder als Teile eines anderen Buches verarbeitet werden. „Unser blaues Buch wird mit Sicherheit kein überörtlicher Renner oder Verkaufsschlager, aber sicher ein Überraschungsgeschenk für alle Einheimischen und früheren Bewohner unserer Ortsteile“, meinte der Bürgermeister sicher. Die Gäste zumindest bekundeten großes Interesse: Bereits 80 Exemplare der Ortschronik, die zum Selbstkostenpreis von 23 Euro abgegeben wird, gingen am Ende der Buchvorstellung über den Verkaufstisch.