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HESSDORF: Heßdorf hat noch ein echtes Dorfgasthaus

HESSDORF

Heßdorf hat noch ein echtes Dorfgasthaus

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    Familientradition: Seit einem Dreivierteljahrhundert zapft die Familie Englert in ihrem Gasthaus in Heßdorf Bier. Wirtin Anita Liebler führt das Dorfgasthaus in der dritten Generation.
    Familientradition: Seit einem Dreivierteljahrhundert zapft die Familie Englert in ihrem Gasthaus in Heßdorf Bier. Wirtin Anita Liebler führt das Dorfgasthaus in der dritten Generation. Foto: Fotos: Herbert Hausmann

    Zuerst waren es die Schulen, dann die Pfarrhäuser sowie Rathäuser und nun sind es die Gasthäuser, die zunehmend aus dem Dorfbild verschwinden oder leer stehen. Als eine der wenigen verbliebenen echten Dorfgaststätten kann das „Gasthaus Krone“ in Heßdorf auf eine 75-jährige Tradition verweisen.

    Als „stinknormal“ beschreibt Anita Liebler, die Wirtin der Krone, ihr Dorfgasthaus. Ein Tresen, einige Tische und Stühle und natürlich die Eckbank bilden das Mobiliar. Der Besucher fühlt sich in eine andere Zeit versetzt, in der das Dorfgasthaus noch einen zentralen Treffpunkt für die Dorfbevölkerung darstellte und in der „man noch Zeit hatte“. In den Wirtshäusern pflegten die Gäste soziale Kontakte und tauschten die neusten Nachrichten aus. Dem entsprach das kleine Speisenangebot: Kleinigkeiten wie Bratwurst mit Kraut oder ein paar Belegte bietet Anita Liebler in ihrem Haus an. Das ist genau das, was die Gäste bisher wünschten.

    Für größere Feiern oder Veranstaltungen hält die Wirtin im oberen Stockwerk einen im Jahr 1995 umfangreich sanierten Saal bereit, der 90 Personen Platz bietet. Der ehemalige Tanzsaal wird heute gerne bei Hochzeiten, Taufen, Kommunion- oder Konfirmationsfeiern oder auch bei Beerdigungen in Anspruch genommen.

    „Nur weil die Familie zusammenhält, können sich viele Gasthäuser noch über Wasser halten.“

    Wirtin Anita Liebler zum Wirtshaussterben

    1938 hat Adam Johann Englert, der Großvater der heutigen Wirtin, das Lokal in Heßdorf eröffnet. Die Familie musste die Ortschaft Hundsfeld verlassen, weil das Dorf abgesiedelt und als Teil des Truppenübungsplatzes Hammelburg für Ausbildungsvorhaben der Armee genutzt wurde. In Heßdorf wagte sie einen Neubeginn. Bis zum Jahr 1952 war Adam Johann Englert der Kronen-Wirt; seine Ehefrau war vier Jahre zuvor gestorben. 1947 hatte der gemeinsame Sohn Alois die Kriegerwitwe Else geheiratet.

    Bis 1959, als Alois Englert tödlich verunglückte, führte das Ehepaar gemeinsam das Dorfgasthaus. Nach dem Tod des Ehemannes musste Else Englert mit den Einnahmen aus der Gaststätte alleine den Unterhalt der Familie mit den Kinder Anita, Reinhard und Wolfgang sichern. Deshalb hielt sie die Kinder schon früh zur Hilfe in dem kleinen Familienunternehmen an – auch bei der Sanierung des Gastraums 1960 mussten sie anpacken.

    Unter dem eigentlichen Namen „Gasthaus Krone“ war die Gaststätte weniger bekannt. Vielmehr hieß der Treffpunkt nach dem Namen der Wirtin „Else“. Für fast alle Vereine des Dorfes war das Gasthaus zum Vereinsheim geworden. „Mit den Vereinen herrscht immer noch ein gutes Einverständnis“, erzählt die jetzige Wirtin Anita Liebler, die das Wirtshaus 1990 übernahm. Zahlreiche Urkunden an den Wänden des Lokals geben Zeugnis von dem guten Miteinander.

    Doch nicht nur bei den Vereinen und der Bevölkerung Heßdorfs war und ist die Dorfgaststätte beliebt, auch bei den Verantwortlichen der US-Armee und der Bundeswehr war das Gasthaus früher eine beliebte Unterkunft. Als in den 60er und 70er Jahren mehrmals im Jahr Übungen in der Region stattfanden, befand sich für die Dauer des Manövers im Nebenraum oder im Tanzsaal eine Befehlsstelle. „Da musste dann ein eigener Telefonanschluss gelegt werden“, berichtet die Wirtin.

    Allgemein gehören die „guten Jahre“ der Dorfgaststätten, in denen die Wirtsleute von den Einnahmen auch ihre Familien ernähren konnten, schon längst der Vergangenheit an. So hatte Heßdorf vor nicht allzu langer Zeit noch zwei Gasthäuser. Weshalb die Gäste den Dorfgasthäusern fernbleiben? Diese Frage stellt sich auch Kronen-Wirtin Anita Liebler. Vor allem die jüngeren Dorfbewohner gehen nicht mehr so häufig ins Wirtshaus.

    Einen Grund sieht die Wirtin des 75 Jahre alten Traditionshauses im gesetzlichen Rauchverbot. Gerade auf dem Land wollen die Menschen ins Wirtshaus gehen, Bier trinken, sich unterhalten oder diskutieren und dabei eine Zigarette rauchen, meint sie. Dass sie dafür vor die Tür gehen sollen, dafür haben viele kein Verständnis. Auch Anita Liebler, selbst Raucherin, nicht. Schließlich betreibe sie kein Speiselokal. Außerdem ärgert sie sich darüber, dass in anderen Bundesländern im Wirtshaus geraucht werden darf, in Bayern aber nicht.

    Nur „weil die Familie zusammenhält, können sich viele Gasthäuser noch über Wasser halten“, meint Anita Liebler. Außer ihren Brüdern Reinhard und Wolfgang sowie deren Familien helfen auch ihre Kinder Thomas und Claudia im Betrieb.

    Die Unterstützung ist besonders am letzten Wochenende im August gefragt, wenn in Heßdorf Kirchweih gefeiert wird. Diese findet traditionell in der Krone statt. Ein attraktives Rahmenprogramm sorgt für die Unterhaltung der Gäste, die den Weg in das Gasthaus, in die Nebengebäude und zum Umfeld des Gebäudes finden, und nicht nur aus Heßdorf, sondern auch den Orten der näheren Umgebung, kommen.

    Kirchweihfest

    Eröffnet wird der Festbetrieb zur Heßdörfer Kirchweih am Samstag, 31. August, um 15 Uhr. Ab 19 Uhr spielt ein Alleinunterhalter. Musikalisch geht es am Sonntag gegen 17 Uhr mit den Michelauer Musikanten weiter. Ab 15 Uhr können sich die Kinder beim Kinderschminken oder auf der Hüpfburg vergnügen.

    Zum Festausklang am Montag bietet die Küche Haspeln und Kesselfleisch an. Sitzgelegenheiten für die Gäste gibt es in ausreichender Anzahl im Gasthaus, im Hof oder im Außenbereich. Es wird eine kleine Zeltstadt errichtet. Dafür ist die Mühlstraße während der Dauer des Kirchweihfestes für den Fahrzeugverkehr gesperrt.

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