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MARKTHEIDENFELD: Hilde Winkler erhielt Gedichte für Gerichte

MARKTHEIDENFELD

Hilde Winkler erhielt Gedichte für Gerichte

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    Das war ihr Reich: Hildegard Winkler in der Küche des Krankenhauses Marktheidenfeld
    Das war ihr Reich: Hildegard Winkler in der Küche des Krankenhauses Marktheidenfeld Foto: Fotos: Lukas Haber

    5.45 Uhr: Produktionsplan einsehen, Frühstück für mehrere hundert Menschen vorbereiten. 7 Uhr: Frühstücksausgabe und Mittagessen kochen. 11.30 Uhr: Mittagessen fertig. Anschließend: Abendessen anrichten. 14.30 Uhr: Feierabend.

    Das war 46 Jahre lang der Arbeitsalltag für Hildegard Winkler, der Küchenchefin des Kreiskrankenhauses Marktheidenfeld. „Ich bin jeden Tag gerne zur Arbeit gegangen“, erzählt die 64-Jährige, die am Dienstag ihren letzten Arbeitstag antrat.

    Nach ihrer Ausbildung zur Köchin in Würzburg kam sie im September 1968 als Diätköchin ins Marktheidenfelder Krankenhaus. Schließlich wurde sie Küchenchefin und somit verantwortlich für die hungrigen Mäuler im Kreiskrankenhaus Marktheidenfeld, im Seniorenheim Hafenlohr, in der Lebenshilfe Marktheidenfeld sowie im Balthasar-Neumann-Gymnasium.

    „Mittlerweile kenne ich die verschiedenen Geschmäcker“, sagt Winkler aus langer Erfahrung. „Bei Senioren kommt Hausmacher oft sehr gut an und die Menschen in der Lebenshilfe zum Beispiel haben eine ganz andere Einstellung als die Schüler. Freitag gibt es häufig viel Gemüse, weil wir das Gymnasium nur von Montag bis Donnerstag beliefern und man den Kindern so etwas einfach nicht auftischen kann. Wir in der Küche können sie nicht erziehen, sondern müssen sie zufrieden stellen.“

    In den vielen Jahren im Krankenhaus hat sich einiges verändert: Heute gibt es eine Küche mit modernem Dampfgarer, Konvektomat und einer riesigen Druckgarpfanne. Doch das war nicht immer so. „Früher mussten wir den alten Herd bereits in aller Frühe einschalten, weil er so langsam aufheizte. Jetzt haben wir zum Glück einen Induktionsherd, bei dem das viel schneller geht“, erklärt Winkler.

    Vor einigen Jahren wurde das Essen auf Wägen in die Stationen gefahren und den Patienten dort auf die Teller gefüllt. Damals gab es nur ein Menü. „Heute gibt es drei, darunter ein Vegetarisches“, erzählt Winkler. „Die Patienten können ihre bevorzugte Menüzusammenstellung bestellen und wir beladen die Tabletts bereits in der Küche am Fließband.“

    „Wir in der Küche können die Schüler nicht erziehen, sondern müssen sie zufrieden stellen.“

    Hildegard Winkler 46 Jahre Küchenchefin im Klinikum

    Der scheidenden Küchenchefin liegt außerdem die Herkunft und Qualität der Lebensmittel am Herzen. „Zweimal pro Woche werden wir vom Großhandel beliefert. Allerdings versuchen wir möglichst viele regionale Produkte zu verwenden. Unsere Milch erhalten wir beispielsweise von einer lokalen Molkerei“, sagt Winkler.

    „Jede Art von Lebensmittel hat ihre eigenen Anforderungen, um optimal zubereitet zu werden. Gemüse wird bei uns in der Regel gedämpft, damit die Vitamine nicht verloren gehen und Fleisch wird häufig über Nacht bei 70 Grad gegart.“

    In so einer großen Küche kann es schon einmal drunter und drüber gehen, doch die Chefin behält den Überblick: „Wir sind ein eingespieltes Team. Einer ist so wichtig wie der Andere.“ Natürlich brennt mal was an, oder jemand flutet den Herd, doch Winkler ist mit dem Arbeitsablauf und der Atmosphäre in ihrem Reich zufrieden. „Ich hoffe wirklich, dass sich daran nach meinem Weggang nicht viel verändert, doch ich mache mir da keine Sorgen.“

    „Ich hätte nie gedacht, dass die Zeit so schnell vergeht“, sagt Winkler über ihre lange Zeit in der Krankenhausküche. „Ich werde die Arbeit und die Menschen sehr vermissen, doch bei meinem Nachfolger Rainer Obmann ist die Küche in guten Händen.“ Obmann war zuletzt ihr Stellvertreter und übernimmt nun ihre Position.

    Viele Erinnerungen verbindet Winkler mit ihrem Arbeitsplatz: „Einmal waren Kinder aus Afghanistan zur Operation im Krankenhaus. Sie besuchten uns in der Küche und wir haben sie einmal mit dem Laufband fahren lassen.“

    Obwohl sie schon tagsüber in der Küche steht, kocht sie auch daheim noch gerne. „Kochen liebe ich – nur Abspülen ist nicht so mein Ding. Da bin ich ganz froh, dass ich das hier nicht machen muss.“ Vor allem das Zubereiten von Desserts hat es ihr angetan und sie weiß ein gutes Steak sehr zu schätzen.

    Zu schätzen wissen ihr Essen auch die Patienten. In Winklers Büro neben der Küche steht ein dicker Ordner, gefüllt mit Lobes- und Dankesbriefen ihrer zufriedenen Kunden. Manche loben die Kochkünste des Küchenteams sogar mit selbst geschriebenen Gedichten.

    Und was macht die scheidende Chefin in Zukunft? „Ich werde weiterhin das machen, was mir Spaß macht. Vielleicht schau ich mich mal bei der Volkshochschule nach interessanten Kursen um.“

    Hildegard Winkler

    Die scheidende Küchenchefin des Kreiskrankenhauses Marktheidenfeld, Hildegard Winkler, wurde 1950 geboren. Sie absolvierte in Würzburg eine Ausbildung zur Köchin, die sie 1966 erfolgreich beendete. Anschließend arbeitete Winkler im Würzburger Kreisaltenheim und kam im September 1968 als Diätköchin ans Kreiskrankenhaus nach Marktheidenfeld. Nach zahlreichen Fortbildungen, vor allem im Diätbereich, wurde die Mutter und Großmutter schließlich Küchenchefin. Am 16. September ging sie in den Ruhestand. Noch am letzten Arbeitstag bereitete sie für die rund 150 Mitglieder einer Fachtagung ein exklusives Buffet zu und freute sich über diese letzte Herausforderung. lha

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