Ein Blick in die Runde zeigte: Es versammelten sich Menschen jeden Alters, größtenteils aus Lengfurt, die eines verbindet – sie wollen helfen. Rund 60 Menschen kamen zum Infoabend „Helferkreis zur Asylarbeit“ ins Lengfurter Pfarrheim. Dazu aufgerufen hatten Bürgermeister Norbert Endres und Pfarrer Matthias Wolpert.
„Auslöser“ für die Zusammenkunft waren fünf junge Männer. Die 18-jährigen Flüchtlinge, die aus Eritrea stammen, wohnen seit einigen Wochen gemeinsam in einem Haus im Altort. Zuvor waren Goytom, Semere, Efrem und die anderen als unbegleitete Jugendliche in Wohngruppen in Altfeld und Würzburg untergebracht. Manche der Besucher sahen die Jungen zum ersten Mal. Das öffentliche Interesse war ihnen sichtlich peinlich. An der Sprache hapert es noch. Besonders das Wort „Berufsschulintegrationsjahr“ geht schwer über die Lippen. Die Jungen besuchen Schulen in Karlstadt, Würzburg oder Marktheidenfeld.
Was sie in ihrem Heimatland erlebt haben und aus welchen Verhältnissen sie stammen, das kann man nur vermuten. „Sie haben noch nichts darüber gesagt“, sagte die Lengfurterin Dagmar Blaha. Dies liege wohl zum Großteil an den sprachlichen Barrieren. Blaha ist eine von denen, die sich seit deren Einzug um die jungen Eritreer kümmern. Doch es fehlt den Flüchtlingen auch an männlichen Bezugspersonen.
Sie tun sich noch schwer mit der deutschen Kultur, der Sprache, dem Alltag. Hilfe brauchen sie in fast allen Lebenslagen. Gefragt sind vor allem handwerkliche Unterstützung, Vermittlung von kulturellem Wissen, Nachhilfe, Fahrdienste, Behördengänge, Einkaufsdienst, das Lehren von Computerwissen, aber auch die Integration in den Vereinen. Blaha zeigte sich überzeugt: „Je mehr sie ins Leben eingebunden werden und die Sprache üben, desto leichter wird es für sie.“ Deshalb braucht es nicht nur Deutschunterricht, sondern auch Freiwillige, die mit den jungen Männern Konversation üben oder mal mit ihnen die Zeitung lesen.
„Ich wünsche mir, dass wir unsere Türen aufmachen. Alles andere wäre eine Schande.“
Appell einer Besucherin
Goytom, Semere, Efrem und die anderen sind Blaha ans Herz gewachsen. „Es machte mich hilflos, traurig und wütend, ständig Flüchtlinge im Fernsehen zu sehen. Ich wollte diese Passivität überwinden, indem ich vor der eigenen Haustüre etwas tue“, sagte sie. Dagmar Blaha ist diejenige, die die Hilfe koordiniert. Maria Dimpfel schaut täglich in der Wohngemeinschaft vorbei, hilft rund um die Uhr. Doch die beiden Lengfurterinnen schaffen die viele Arbeit nicht alleine.
„Wir suchen Helfer für Hunderttausende von Kleinigkeiten“, sagte Blaha. Wer einen Beitrag leisten will, der kann seine Bereitschaft auf einem Bogen kundtun. Die Frauen werden dann die Hilfe koordinieren.
Die Besucher wollten noch einiges über die Situation der jungen Männer wissen – etwa, wer ihnen den Haushalt macht. Blaha erklärte, dass die 18-Jährigen erwachsen seien und dies selbst tun. Das erstaunte manchen in der Runde. Doch wer die jungen Männer kennengelernt hat, weiß von deren Disziplin und ihrer ruhigen Art. Nachbarn beschreiben sie als zurückhaltend, aber freundlich. „Da könnten sich viele deutsche Jugendliche eine Scheibe abschneiden“, bestätigte Bürgermeister Endres.
Mehrere Menschen wollten wissen, wohin man Geld für die Flüchtlingshilfe im Ort spenden könne und was noch gebraucht werde. Der Bürgermeister bat darum, alle Spenden über die Gemeinde, die Pfarrei oder den Helferkreis abzuwickeln.
In der kommenden Woche wird ein sechster junger Eritreer in die Wohngemeinschaft einziehen. Dann ist die Unterkunft voll. Ob weitere Flüchtlinge nach Triefenstein kommen, ist ungewiss. Endres sagte: „Momentan bezieht sich alle Hilfe auf die Jungs. Es ist jedoch nicht auszuschließen, dass noch mehr zu uns kommen.“ Deshalb sei es wichtig, dass Privatpersonen, die Flüchtlinge aufnehmen möchten, leer stehenden Wohnraum bei der Gemeinde oder beim Landratsamt melden.
Kritische Stimmen gegenüber Ausländern und Andersgläubigen blieben bei der Versammlung aus. Im Gegenteil – eine Besucherin sprach das aus, was wohl viele an dem Abend bewegte: „Wir haben hier so viele leere Wohnungen und Häuser. Ich wünsche mir, dass wir unsere Türen aufmachen. Alles andere wäre eine Schande.“ Sie erhielt großen Applaus. Bürgermeister Endres fügte hinzu: „Was wäre, wenn es umgekehrt wäre? Wenn unsere Kinder fliehen müssten und in der Ferne keine Willkommenskultur finden würden?“
Wer sich engagieren will, findet den Helfer-Bogen auf der Internetseite www.markt-triefenstein.de