Der US-amerikanische Konzern Cummins (Columbus, Indiana) will vom Marktheidenfelder Unternehmen Hilite dessen Sparte zur Abgasnachbehandlung für Nutzfahrzeuge kaufen. Damit würde Hilite die Hälfte der Belegschaft und zwei Drittel des in Altfeld erwirtschafteten Umsatzes verlieren.
Der Betriebsübergang soll spätestens zum 1. August erfolgen. Die vom Wechsel betroffenen Mitarbeiter werden allerdings in Altfeld bleiben. Cummins will dazu Gebäudeteile von Hilite anmieten, wie Betriebsratsvorsitzender Karl Rüppel auf Anfrage der Main-Post erklärt.
Wie Hilite mitteilt, sieht sich das Unternehmen im Altfelder Gewerbegebiet mit seinen Komponenten zur Abgasnachbehandlung weltweit als Technologieführer in der Entwicklung und Produktion von Abgasdosiersystemen für Nutzfahrzeuge. Dieses Geschäft soll Teil von Cummins Emission Solutions werden.
Zentrales Standbein
Die Abgasnachbehandlungstechnik generiert etwa 25 Prozent der weltweiten Hilite-Umsätze, ist aber ein zentrales Standbein in Altfeld. Nach Auskunft Rüppels sind 130 Festangestellte und 30 Leiharbeiter in Entwicklung und Produktion dieses Geschäftsfelds beschäftigt. Insgesamt arbeiten in Altfeld 287 Festangestellte und 49 Leiharbeiter. Ursprünglich kam die Abgasnachbehandlung aus der Zeit, als das Unternehmen noch zu Siemens gehört hat. Im Laufe der Jahre seien dann laut Rüppel viele Ressourcen in diese Sparte geflossen. Da die Nachfrage der Kunden aber immer mehr auf Systemlösungen ziele statt auf Einzelkomponenten, wurde dieses Geschäft „eine Nummer zu groß für uns“, wie der Betriebsratsvorsitzende sagt. Daher habe der Mehrheitseigentümer von Hilite, der internationale Investor 3i, die Unternehmenssparte zum Verkauf angeboten.
Mit Cummins, weltweit bedeutend in der Entwicklung und im Bau von Dieselmotoren, wurde man sich einig. Investor 3i erklärt dazu: „Der Verkauf wird zu einer attraktiven Rendite führen.“ Am Dienstag stellten sich Vertreter des designierten neuen Besitzers in Altfeld vor. Nach Worten Rüppels habe Cummins einen guten Eindruck hinterlassen und vielversprechende Zukunftserwartungen geäußert. Zum Verkauf sagt Rüppel: „Wenn schon – dann Cummins!“ Der US-Konzern gelte als vergleichsweise sozial.
Bekenntnis zum Standort
So habe es ein klares Bekenntnis zum Standort Marktheidenfeld gegeben. Sollte Hilite nicht auf Dauer Gebäudeteile vermieten, würde sich Cummins „maximal im Umkreis von zehn Kilometern“ neu ansiedeln, berichtet Rüppel. Überdies wolle sich der neue Arbeitgeber in der Stadt und im Gemeinwesen einbringen. Ein Besuch bei Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder wurde für nächste Woche angekündigt. „Cummins will hier Wurzeln schlagen“, ist Rüppels Einschätzung.
Für den Betriebsratsvorsitzenden geht es nun darum, zum einen eine möglichst gute Vereinbarung für die Beschäftigten zu erzielen, die vom Betriebsübergang betroffen sind. Zum anderen hat Rüppel die Restmannschaft im Auge. Sie stellt als „Renner“ Doppelkupplungsgetriebe für Volkswagen her. Da der Rumpfbetrieb nun aber wesentliche Teile seiner Entwicklung, seines Personals und seines Umsatzes verlieren werde, verlangt Rüppel rasch ein tragfähiges Zukunftskonzept für den Hilite-Stammsitz.
Karl Hammer, Vorstandsvorsitzender von Hilite International, erklärt in einer Pressemitteilung: „Mit dem Verkauf werden wir unsere Anstrengungen und Finanzmittel auf das Hilite-Geschäft mit Motor- und Getriebekomponenten für Personenkraftwagen konzentrieren.“ Die Ausrichtung auf das Kerngeschäft solle die Wachstumsstrategie fortsetzen, die marktführende Position und die internationale Präsenz von Hilite stärken.
Auf drei Kontinenten
Cummins erwirtschaftete 2011 mit 44 000 Mitarbeitern weltweit einen Umsatz von 18 Milliarden US-Dollar und einen Gewinn von 1,85 Milliarden US-Dollar. Hilite beschäftigt 1300 Mitarbeiter an acht Standorten auf drei Kontinenten und erzielte 2010 rund 300 Millionen Euro Umsatz.