„Ich bin schon ein verrückter Hund“ – den Spruch verwendet Hilmar Schmitt oft, und zutreffend ist er in Teilen durchaus. Auch seine zahlreichen Freunde können ein Lied davon singen. Der gebürtige Seifriedsburger führt ein rastloses Leben, immer bereit, sich für andere einzusetzen und hat einen ausgeprägten Hang, unlösbare Probleme zu lösen oder es zu versuchen und sich an Obrigkeiten und der Bürokratie zu reiben. Am Dienstag, 16. April, feiert das Original in Rieneck 70. Geburtstag.
Soziales Engagement und Sport, Schabernack und Politik, Dichten und Familie – wofür sich Hilmar Schmitt am meisten einsetzt, ist nicht auszumachen und mischt sich munter. So sieht es auch heute noch in seinem Terminkalender aus: Unterstützung und Vorlesestunden in der Kinderkrebsstation „Regenbogen“ der Uniklinik Würzburg, auf den Fußballplätzen der Region Talentsucher für den FC Nürnberg, ehrenamtliche Sozialarbeit im hessischen Aufnahmelager für Erstflüchtlinge am Frankfurter Flughafen.
Ähnlich verschlungene Wege nahm sein beruflicher Werdegang. Schmitt absolvierte eine Forstlehre, lernte dann Maschinenbau, holte die Mittlere Reife nach und arbeitete im Caritas-Kinder- und Jugenddorf St. Anton in Riedenberg. Dort entdeckte er seine Neigung zur Pädagogik und absolvierte eine dreijährige Ausbildung zum heilpädagogischen Erzieher mit Qualifizierung zum Heimleiter an der katholischen Fachakademie in München.
Zunächst arbeitete er danach als Heimleiter der Lebenshilfe in Pflochsbach und eröffnete schließlich selbst mit zunächst zwei Partnern ein Heim in Gemünden, das „Haus Sonnenblick“, eine ehemalige Pension. Schmitts Ziel war, geistig und körperlich behinderte Menschen nicht länger gemeinsam zu betreuen sowie eine Einrichtung für schwerst erziehbare Jugendliche und schwer psychisch Kranke zu schaffen, für die es in ganz Deutschland kaum therapeutische Möglichkeiten außerhalb der Psychiatrie gab. Der Bedarf war und ist groß. Zum Schluss betrieb er drei Häuser, dazu einen therapeutischen Bauernhof in Reichenbuch, später in Rieneck.
Übergabe an die AWO
1994 übernahm die Arbeiterwohlfahrt das „Haus Sonnenblick“. Stolz ist Hilmar Schmitt darauf, dass in seiner Zeit durch intensive Betreuung der Einsatz von Psychopharmaka um 38 Prozent gesenkt werden konnte. Der Nachbarschaft im Wohngebiet zollt er noch heute Dank für das weitgehende Verständnis im nicht einfachen Umgang mit den Betreuten, ebenso dem damaligen Amtsgerichtsdirektor Anton Brimer für die Unterstützung.
Trotz der hohen beruflichen Beanspruchung fand Hilmar Schmitt Zeit für soziale Brennpunkte, in nächster Nachbarschaft oder – in den 1990er Jahren – in Rumänien, Bosnien, Kosovo, Pakistan. Immer gelang es ihm, Mitstreiter zu motivieren. Während des Kriegs im ehemaligen Jugoslawien beherbergte Familie Schmitt drei Flüchtlingsfamilien – vier Frauen und sechs Kinder – aus Bosnien mit allen Konsequenzen, den Behördengängen und der Suche nach vermissten Familienangehörigen. Vor allem in der Rumänienhilfe der Bayerischen Landtagspräsidentin Barbara Stamm engagierte sich Hilmar Schmitt. Er trug über 130 000 D-Mark aus Spenden zum Aufbau eines Kinderkrankenhauses in Temesvar bei und organisierte und begleitete Hilfstransporte.
Spiel bei 1860 München
Seine Kontakte im Sport nutzte der ehemalige Fußballlandesligaspieler und Trainer im Bund deutscher Fußballlehrer für soziale Zwecke. Schon während der Studienzeit in München hatte es der gewitzte Seifriedsburger geschafft, eine reguläre Halbzeit in der ersten Mannschaft von 1860 München zu spielen. In der Heimat organisierte er legendäre Benefizspiele von Bundesligaclubs in Seifriedsburg, Rieneck und Langenprozelten (wo er auch Trainer war), bei denen zum Beispiel Rudi Völler dem heutigen Landrat Thomas Schiebel gegenüberstand.
Auch die Einnahmen aus Schmitts mittlerweile sieben Büchlein mit Kurzgeschichten und Gedichten flossen den caritativen Zwecken zu. Der achte Band „Seht den Regenboden“ mit sieben Märchen kommt jetzt heraus; der Erlös ist für die Regenbogenstation und das Misereor-Hospiz bestimmt. Anstelle von Geschenken wünscht sich der Jubilar zu seinem Geburtstag Spenden zugunsten der Regenbogenstation (Konto 0100937657, Raiffeisenbank Main-Spessart, Bankleitzahl 79069150, Kennwort: Regenbogenstation).
„Meine Mutter ist mein ganz großes Vorbild, Menschen in Not zu helfen“, sagt Hilmar Schmitt, der auch eine Periode Stadtrat in Rieneck war. Er selbst ist mit seiner Frau Anna seit 1967 verheiratet, hat mit ihr zwei Töchter, Patricia und Bettina, und die Enkel Jule und Henrik Ruppert sind sein ganzer Stolz.
Die Familie weiß viele Anekdoten über ihr Oberhaupt zu erzählen wie auch seine Freunde. Der Rienecker „Trimm-Dich-Vater“ Richard Richard Filippi steuert zum Beispiel folgende Begebenheit bei: Nach einem Auswärtsfußballspiel kam man spät nachts heim. Filippi wollte am Rienecker Parkplatz sein Fahrrad besteigen, doch Hilmar Schmitt lud ihn in sein Auto ein: „Ich fahr' Dich heim, Du bist heute genug gelaufen. Das Rad kannst Du morgen holen.“ Doch statt zu Filippis Haus ging die Fahrt ins Fließenbachtal. „Da ist eine Kuh ausgebrochen. Die müssen wir jetzt einfangen“, erklärte Schmitt dem verdutzten Beifahrer. Dann hetzten sie – bergauf, bergab – stundenlang der Kuh hinterher, bis sie endlich eingefangen war.