"Harry, es wird ernst", hieß es am Samstagabend für Bürgermeister Herbert Hemmelmann, als die Narren vor dem Rathaus aufmarschiert waren und er partout die Türe nicht öffnen wollte. Da half es auch nicht, dass diese Verstärkung aus Eußenheim, Retzbach und Thüngersheim mitgebracht haben und Sitzungspräsident Christian Scheb offenbar mit dem Gemeindeoberhaupt per Du ist. Und als Gemeinderat nicht nur mit dem.
Überhaupt stand da ein gewisser Interessenkonflikt im Raum. "Wenn ich sage, die Mitglieder vom Himmelstadter Karnevalsverein sollen runterkommen, steht ihr nur noch zu dritt da oben", stellte der Sitzungspräsident fest. "Und ich müsste eigentlich auch runterkommen", befand der Bürgermeister. Mehr noch: Der hölzerne Schandkragen, mit dem er später von Hexen gefesselt wurde, war einst sein Werk.
Rückblick auf die unerwartet lange Regentschaft
Schließlich versuchte es Christian Scheb auf die liebe Art, etwa bei der zweiten Bürgermeisterin: "Marie Luise, welcher junge Mann hat dich besucht und einen Blumenstrauß mitgebracht, als Du krank warst?", was von einigen der gut 100 Schaulustigen mit "Schleimer" tituliert wurde. Von einem vermeintlich krustigen Spanferkel ließ sich Jürgen Döll nicht locken. Doch dann, als die Alleinunterhalter zwecks Bedenkzeit aufspielten, schlich eine Gestalt die Treppe herunter und ließ die Hexen ein.

Darauf stieß das scheidende Prinzenpaar Fabian I. und Lena I. noch mit einem Narrenschoppen an, ehe es dem Beispiel des Kinderprinzenpaars Elias I. und Anika I. folgte und mit einem Rückblick auf die schöne, aber unerwartet lange Regentschaft, abdankte. Beide waren 2019 inthronisiert worden.
Orden und Prinzenpaar kommen im 40-Tonnen-Sattelzug
Zeit für Christian Scheb, sich auf die Suche für die Nachfolger zu machen. Im Publikum fand er mit dem achtjährigen Joshua aus Stetten einen potenziellen Kinderprinzen, der wohl auch seine neunjährige Tochter Stella überzeugte, sich krönen zu lassen. Doch würde es auch ein neues "großes" Prinzenpaar geben? Der Sitzungspräsident verneinte zunächst, bat sogar schon zwei Leute aus dem Gemeinderat, kommissarisch die Orden zu verleihen, doch die fehlten noch.
Schnell griff er zum Handy, um der Expresszustellung Beine zu machen. Nach bangen Minuten des Wartens schob sich ein 40-Tonnen-Sattelzug rückwärts vor das Rathaus. Im Auflieger fand sich erst ein kleiner Karton mit den Orden – und dann doch noch ein großes Prinzenpaar. Karsten I. und Melanie I. (Kuhn) vom Brunntal stellten sich vor und die Narren atmeten spürbar auf.
Nicht ganz uneigennützig Geld für eine Kapelle übergeben
Am Ende überreichte Bürgermeister Herbert Hemmelmann statt einer leeren Kasse ein kleines rotes Säckchen mit Geld darin. "Damit ihr euch 2023 wieder eine Kapelle leisten könnt und nicht still über die Brücke laufen müsst", sagte er. Nicht ganz uneigennützig, dadurch könnte er zumindest wieder hören, wenn die Narren aufmarschieren, denn sehen kann er es mangels geeigneter Fenster im Sitzungssaal nicht.