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EUßENHEIM: Hitze schützt vor Kirschessigfliege

EUßENHEIM

Hitze schützt vor Kirschessigfliege

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    Das Ergebnis einer Woche wird durch ein Sieb geschüttet und dann zuhause unter dem Binokular ausgezählt.
    Das Ergebnis einer Woche wird durch ein Sieb geschüttet und dann zuhause unter dem Binokular ausgezählt.

    Fast 100 Exemplare des kleinen Schädlings sind dem Eußenheimer Winzer Ludwig Keller an diesem Vormittag in die Falle gegangen, aber zum Glück musste er an den umliegenden Trauben noch keine der typischen Einstichlöcher der Kirschessigfliege feststellen.

    Am frühen Morgen fahren Keller und sein Mitarbeiter Jonas Strohmenger in die Weinberge am Eußenheimer First. Dort hat er zwischen die Rebzeilen mehrere Plastikflaschen mit kleinen Löchern aufgehängt. In den Flaschen ist ein roter Cocktail aus Rotwein, Himbeersirup und Apfelessig.

    Signalfarbe Rot

    Ein rotes Band um die Flasche sendet auch deutliche Signale aus, denn die knapp dreieinhalb Millimeter große Drosophila suzukii liebt alles, was rot ist. Die Lockflüssigkeit wird durch ein Sieb gegossen und in ein beschriftetes Papiertuch eingewickelt. Das selbe wiederholt sich an zwei weiteren Stationen.

    Eine halbe Stunde später sitzt der Winzer daheim vor seinem Binokular und zählt seine Beute. Neben anderen Insekten wie Stechmücken und „Ohrenzwickern“ kann er knapp 100 Kirschfliegen feststellen. Ihr Körper ist gelb bis braun gefärbt mit dunkleren Streifen auf dem Bauch, und sie hat rote Augen. Das Männchen hat einen deutlichen dunklen Fleck nahe der Spitze jedes Flügels. Das Weibchen hat einen langen, scharfen, gezähnten Eiablageapparat. Mit diesem ritzt es die Trauben auf und legt die Eier in das Fruchtfleisch. Die daraus schlüpfenden Maden ernähren sich dann von der Frucht, wodurch diese schließlich zu faulen beginnt und ungenießbar wird. Auf diese Weise entsteht meist ein essigähnlicher Geruch, der dem Insekt auch seinen Namen gab.

    Kurzer Ortswechsel nach Retzstadt: Dort hat Heribert Schmitt die kleine Taufliege im Visier, er ist im Hauptberuf bei der Landesanstalt für Wein- und Gartenbau tätig. „Wir beobachten die Situation genau, aber können sie heuer wesentlich entspannter betrachten als noch vor zwei Jahren“, sagt er. Auch er registriert in Retzstadt hohe Flugzahlen, aber noch keine Eiablagen. Grund dafür sind die hohen sommerlichen Temperaturen, welche die Kirschessigfliege überhaupt nicht mag.

    Besonders beeinträchtigt werden davon die Männchen, die dann unfruchtbar werden. So erhofft sich Schmitt wie seine Kollegen einen deutlichen Populationsknick, gerade wenn jetzt die frühen Rotweinsorten wie den „Regent“, die „Domina“ oder den „Blauen Zweigel“ ins Reifestadium kommen. Ähnliche Beobachtungen wie der Eußenheimer Keller und der Retzstadter Rudi May machen zurzeit auch die Weinbauern aus Retzbach, wo der Winzervereinsvorsitzende Burkard Heßdörfer und sein Himmelstadter Kollege Reinhold Pröstler momentan noch Zuversicht verbreiten.

    Zurück nach Eußenheim: Was würde Ludwig Keller tun, wenn sich doch noch ein massives Schadbild durch die Kirschessigfliege ergäbe? „Wir versuchen, hier so naturnah zu arbeiten, wie nur möglich und wenn es irgendwie geht, auf chemische Schädlingsbekämpfung zu verzichten“, betont er. Das Problem ist in diesem Fall auch der noch relativ geringe Forschungsstand. Es gibt zwar einen effizienten Pflanzenschutzwirkstoff „Spinosad“, der aus Spinnengift gewonnen wird, doch der ist recht teuer, und wenn es kurz nach der Ausbringung regnen sollte, verpufft ein großer Teil seiner Wirkung.

    Einzelne Beeren befallen

    Ein wenig anders sieht es allerdings in Stetten aus. Dort wurden neben hohen Flugzahlen leider auch einzelne Beeren mit Befall registriert. Deshalb haben die Stettener Winzer Ende August/Anfang September doch eine Pflanzenschutzbehandlung durchgeführt.

    Also heißt es für die Winzer im Bereich Karlstadt abzuwarten und das Beste zu hoffen, zumal sich auch die übrigen Schädlinge und Widrigkeiten in den Weinbergen in diesem Sommer nicht allzu breit gemacht haben. In jedem Fall wollen sie aber lieber die schönen roten Trauben in Fässer und Flaschen füllen, als sie der Drosophila suzukii zu überlassen.

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