Es ist vollbracht. Die Tinte unter dem Kaufvertrag ist getrocknet. Eines der größeren Objekte in Marktheidenfelds Innenstadt ist verkauft: Das ehemalige Geschäftshaus Döhler & Väthjunker in der Obertorstraße gehört seit Juli der Familie von Christian Hochbein.
Als Geschäftsführer zweier Gesellschaften im Metier der Binnenschifffahrt makelt der 42-jährige Marktheidenfelder normalerweise mit Schiffen aller Art, sein zwölfköpfiges Büroteam erledigt den Verwaltungskram für 45 Schiffseigentümer.
Eigenbedarf für seine Firmen hat diplomierte Kaufmann nicht: Sitz seiner BVG (Binnenschifffahrt-Verwaltungsgesellschaft mbH) und seiner THG (Transportvermittlungs- und Handelsgesellschaft mbH) ist am Mainufer, am unteren Ende der Oberen Gasse. Doch als sich nun ein Schnäppchen anbot wie das D&V-Geschäftshaus, Luftlinie nur 120 Meter entfernt, da konnte Hochbein nicht widerstehen.
Der Verkehrswert des gesamten Anwesens lag laut Gutachten der Sparkasse bei rund 300 000 Euro. Über den tatsächlichen Kaufpreis bewahren beide Seiten – Käufer wie Verkäufer – Stillschweigen.
Wie berichtet, steht das Geschäftshaus seit der Insolvenz des Modehauses von Walter Väthjunker im Jahre 2007 leer. Nachdem die Sparkasse als Gläubiger die auf 20. November terminierte Zwangsversteigerung des nördlichen Teils zurückgezogen hatte, hatte sie sich um den Verkauf des gesamten Objekts bemüht – und nunmehr mit Erfolg.
„Die Hochbeins sind uns als seriöse Unternehmerfamilie bekannt“, kommentierte Walter Väthjunker den Verkauf auf Anfrage der Main-Post. „Es freut uns, dass eine Marktheidenfelder Handel zustande gekommen ist. Wir glauben, dass sie es sinnvoll nutzen werden und dafür sorgen, dass es die Obertorstraße belebt.“
Dafür will Christian Hochbein auf jeden Fall sorgen, wie er gegenüber der Main-Post versicherte. Konkrete Vorstellungen aber habe er noch nicht. Er wolle erst einmal untersuchen, „welche Gebäude wir erhalten und welche nicht“. Denn der gesamte Komplex auf rund 800 Quadratmetern Grund besteht aus drei Einheiten, von denen Väthjunker die beiden Hausnummern 3 und 5 zur Obertorstraße hin 1969 zusammengebaut hat.
Die Wohnungen im Obergeschoss werden wohl als solche erhalten bleiben, erwägt Hochbein. Für die ehemaligen Geschäftsräume hingegen hat er nur eine Vision: „Das würde sich doch anbieten für die Stadtbibliothek – dann braucht man nicht neu zu bauen.“ Bereits bei der Laurenzi-Bierprobe habe er auf den Busch geklopft und einige Stadträte mit seiner Idee überrascht.
Die Crux dabei ist: Die Standortanalyse mit Machbarkeitsstudie für einen Neubau an der Schmiedsecke hat sich die Stadt schon 45 000 Euro kosten lassen. Wie viele Architekten sich bis zum 5. August um das Drei-Millionen-Projekt bemüht haben, war am Freitagnachmittag im Rathaus nicht mehr in Erfahrung zu bringen.