Das Filmforum der vhs Marktheidenfeld zeigt ab Donnerstag, 13. Februar, in den Movie-Lichtspielen den Film „Tage am Strand“.
Die französische Regisseurin Anne Fontaine, seit „Nettoyage a sec“ eine Expertin für intelligent-vielschichtige Liebesfilme, bearbeitet in „Tage am Strand“ ein pikantes Thema. Basierend auf der Novelle „Großmütter“ der unlängst verstorbenen Literatur- Nobelpreisträgerin Doris Lessing, geht es darin um zwei Mittvierzigerinnen, die sich in eine Liebesbeziehung zu deutlich jüngeren Männern verstricken.
Roz und Lil wohnen in einem australischen Küstenort mit paradiesischem Sandstrand. Seit Kindestagen sind sie beste Freundinnen. Ihre Söhne Ian und Tom sind ebenfalls befreundet und gemeinsam groß geworden. Seit dem Tod von Lils Ehemann und dem berufsbedingten Wegzug von Roz' Gatten rücken die beiden seelenverwandten Frauen noch enger zusammen und zu viert lebt man fast wie eine Familie.
Die Beziehung zwischen den beiden Frauen wandelt sich, als die Söhne sich zur jeweils anderen Mutter hingezogen fühlen. Grenzen werden überschritten und Tabus gebrochen, doch als Tom Lil mit Hannah betrügt und Ian auf Mary trifft, kommt Bewegung in die Beziehungsdynamik des Liebes-Quartetts.
Liebe, Zweifel und Verlangen
Anne Fontaines Film über Liebe, Zweifel und Verlangen rüttelt an einem gesellschaftlichen Tabu, das durch die zugespitzte Verdoppelung an Brisanz gewinnt.
Angesiedelt in einer in traumhaften Landschaftsaufnahmen eingefangenen, unwirklichen Parallelwelt entfaltet sich ein irisierendes Spiel um die Möglichkeiten und Facetten des Begehrens. Weil sie aber auf wohlfeiles Moralisieren und auf reißerisch-provozierende Szenen verzichtet, gelingt es der Regisseurin über weite Strecken, den Zuschauer, mit den zwar fehlerbehafteten, letztendlich aber menschlichen Figuren mitfühlen zu lassen. Fazit: Unterhaltsames, bildwirksames Hochglanzkino, das allerdings wegen seines weitgehenden Verzichts auf die tiefenpsychologische Raffinesse der Vorlage nur in Ansätzen überzeugt. Nächste Woche läuft der Film „Genug gesagt“.