Heutzutage sind Echsen, Schlangen und Vogelspinnen fast schon normale Haustiere. Manche mögen's eben exotisch. Die Tiere, die eine Hofstettenerin allerdings hält, sind wirklich exotisch, weil sie sonst kaum jemand zu Hause hat: Lisa Breitenbach zählt vier Feuersalamander zu ihren Hausgenossen. Dabei sind Lurchis Verwandte sehr spezielle Haustiere – man muss sie gießen, und Streicheleinheiten belohnen sie, indem sie über die Haut ein giftiges Sekret absondern.
Die vier nachtaktiven Feuersalamander der 24-Jährigen verbringen in einem feuchten Terrarium unter einem Rindenstück ihre Tage. Für ein paar schnelle Fotos lüftet Lisa Breitenbach das Rindenstück und setzt sie in eine Schüssel. Träge kriechen sie umher. Aber prompt wird die Haut der Tiere glitschig, da sie sich von Menschen eher bedroht fühlen, auch Frauchen gegenüber ungesellig sind und deshalb ein leichtes Gift absondern. Das sei normalerweise für den Menschen kein Problem, nur sollte man es nicht auf die Schleimhäute bringen, erklärt die ausgebildete Krankenschwester.
Warum hält jemand Tiere, die man kaum sieht und nicht unbedingt anfassen soll? Ihr habe die Farbe gefallen und auch, dass sonst niemand solche Tiere hält, sagt Lisa Breitenbach. Schon mit acht Jahren hat sie ihren ersten Lurchi gehabt. Nach allem, was sie erzählt, versteht man jedoch gut, wenn sie sagt:„Das sind überhaupt keine Tiere für Kinder.“ Andere Menschen finden es auch oft etwas merkwürdig, dass sie Feuersalamander hält, erzählt sie. Aber sie sagt: „Ich mag haarlose Tiere.“ Bei einer Tierhaarallergie durchaus verständlich.
Der erste Lurch hieß Fritz
Lisa Breitenbachs erster Salamander hieß zwar Fritz, war aber ein Weibchen. „Man erkennt nicht gleich, ob sie Männchen oder Weibchen sind“, erklärt die 24-Jährige. Das sehe man erst, wenn die Tiere mit drei Jahren geschlechtsreif werden. Nach ihrem ersten Salamander kaufte sie sich vor vier Jahren wieder zwei Tiere und später noch zwei weitere – jeweils Männchen und Weibchen. Da die Tiere bei uns geschützt sind, darf man sie nicht in der Natur einfangen. „Nachzuchten darf man aber halten“, sagt die Hofstettenerin.
Ihre Tiere hat sie auf einer Amphibienbörse in der Rhön erworben. Bei ihren Feuersalamandern handelt es sich aber nicht um die bei uns vorkommende Art „Salamandra salamandra“, sondern um zwei Unterarten, bei denen die gelben Flecken auf dem Rücken zwei Bänder bilden.
Bei der Nahrung sind ihre Tiere überhaupt nicht wählerisch. „Die fressen alles, was sich bewegt und ins Maul passt.“ Das können Schnecken, Spinnen, Würmer und Grashüpfer sein – oder auch kleinere Artgenossen, die ihnen nicht schnell genug aus dem Weg gehen. Das Salamander-Frauchen macht sich im Abstand von einigen Tagen mit einem Kescher auf in die Natur zur Jagd und fängt das Fressen für ihre kalten Lieblinge. „Wenn's ums Fressen geht, sind sie auch am Tag aktiv“, sagt Lisa Breitenbach.
Damit sich ihre Feuersalamander wohlfühlen, beträgt die Luftfeuchtigkeit im Terrarium immer zwischen 60 und 70 Prozent. Dafür nimmt die 24-Jährige auch mal eine Gießkanne und imitiert damit den Regen in der Natur. Vor allem bei Sommerhitze ist das nötig. Die Feuchtigkeit hält sich zwischen Steinen und Moos. Etwas speziell wird es, wenn es um den Winterschlaf der Tiere geht, denn diesen verbringen sie im Kühlschrank der Breitenbachs. „Da freut sich die Mama immer“, sagt Lisa Breitenbach. Aber da die Salamander bei drei bis sechs Grad überwintern sollten, sei ein Kühlschrank mit immer der gleichen Temperatur dafür nun mal perfekt geeignet.
Und nach dem Winterschlaf kommen sie in Paarungsstimmung. „Es ist schon seit Jahren mein Traum, dass sie mal Junge machen“, sagt das die Amphibien-Liebhaberin, die auch eine Bartagame und japanische Feuerbauchmolche hält.
Weil die Salamander-Weibchen gerade wohlgerundet sind, ist sie guter Dinge. Die Hoffnung hatte sie allerdings im vorigen Jahr schon, damals habe sich ein Weibchen aber wohl überfressen. Vielleicht klappt's diesmal. Dann müssten die Kleinen getrennt von den Großen gehalten werden, sonst könnten sie schnell Opfer der gefräßigen Alten werden.
Feuersalamander
In weiten Teilen Mittel- und Südeuropas kommt der Feuersalamander, Salamandra salamandra, vor. Er ist vor allem in bewaldeten Gebieten verbreitet, wobei er alte Laubwälder bevorzugt. Feuersalamander leben versteckt in Höhlen, unter Totholz, flachen Steinen, zwischen Felsblöcken und unter Baumwurzeln. Bei Regenfällen kommen die feuchtigkeitsliebenden, eigentlich nachtaktiven Tiere auch tagsüber hervor.
Salamander brüten Eier in der Regel in ihrem Bauch aus und gebären lebende Larven mit Kiemen, die sie in Gewässern absetzen. Die Tiere häuten sich, bis sie ausgewachsen sind. Feuersalamander gelten als „besonders geschützt“. Gegen mögliche Fressfeinde schützen sich die Tiere durch ihre auffällige Hautfärbung und das Gift, das sie über Hautdrüsen absondern.