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GEMÜNDEN (BS): Holz geht von Gemünden auf die Reise nach Vietnam

GEMÜNDEN (BS)

Holz geht von Gemünden auf die Reise nach Vietnam

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    Der Historische Verein unternahm eine Exkursion zum Gemündener Sägewerk Hamm
    Der Historische Verein unternahm eine Exkursion zum Gemündener Sägewerk Hamm Foto: FOTO Bruno Schneider

    Als Programmpunkt ihres Jahresthemas „Vom Handwerk zur Industrie“ besuchten die Mitglieder des Historischen Vereins Gemünden und Umgebung das Sägewerk Hamm. Geschäftsführer Norbert Henning, der nach 40 Jahren Betriebszugehörigkeit, die Firma mit 20 Beschäftigten wie kein anderer kennt, führte durch das Werk.

    Zunächst informierte er seine Gäste über die Situation auf dem Holzmarkt, während im Hintergrund gerade ein Container mit Holz für Vietnam beladen wurde. „Holz wird in Zukunft ein Mangelprodukt in Deutschland werden“, kommentierte er den Vorgang. Schuld daran seien die Exporte nach China und Indonesien. Möglich sei dies durch äußerst günstige Transportkosten auf Containerschiffen. So koste der Transport nach Hamburg genauso viel wie eine Fracht nach Indonesien.

    Vor allem Nadelhölzer für die Bauindustrie seien dort gefragt. Da die Firma Hamm in erster Linie Buchenstämme säge, betrage der Exportanteil ihrer Produktion nur zehn Prozent. Jährlich würden 10 000 Festmeter verarbeitet. Lastkraftwagen transportierten die Buchen, in der Regel aus Unterfranken und Hessen, aber auch aus dem Baltikum, Polen, Tschechien und Österreich, auf den Holzlagerplatz vor der Gatterhalle.

    „Früher verfügte die Firma über eine eigene Schiff-Anlegestelle und auch über einen eigenen Gleisanschluss. Doch mit der Privatisierung der Bahn kam das Ende für diese umweltfreundliche Lösung. Da der Rangierbetrieb von Würzburg aus erfolgte, war dies für die nur noch gewinnorientierte Deutsche Bahn zu teuer“, erklärte Norbert Henning. „Wir wollten das Gleis erhalten, um Belastungen durch den Lkw-Verkehr zu vermeiden. Alles sei versucht worden, doch auch das Engagement der örtlichen Abgeordneten habe keinen Erfolg gebracht. „Von Seiten der Bahn bestand leider nicht das geringste Interesse“, kritisierte er das Vorgehen der Bahn. Der Anschluss habe schließlich auf eigene Kosten zurückgebaut werden müssen.

    Nach dem Sägen wird das noch frische Holz in zwei Vakuum-Kammern getrocknet. Durch den geringen Luftdruck von einem Bar gelingt das Trocknen in ihnen fünf- bis achtmal schneller als in herkömmlichen Kammern. Denn Wasser würde bei diesem Druck schon bei 46 Grad kochen.

    20 Festmeter können in einer der zylinderförmigen Kammern untergebracht werden. Nach etwa 36 Stunden Trockenzeit haben sie 8000 Liter Flüssigkeit verloren. Das Holz schwindet dabei nur wenig, büßt aber viel an Gewicht ein. Nur Eichenbretter lassen sich nicht frisch in den Kammern trocknen. Sie werden erst auf dem Holzplatz gestapelt, um an der Luft zu trocknen.

    Viele Kunden bevorzugen eine gedämpfte Buche. Durch das Dämpfen erhält das Holz einen dunkleren Farbton und verliert an Spannung. Um dies zu erreichen wird aus dem Kesselhaus 106 Grad heißer Dampf in die Dämpfkammer eingeleitet. Dieser kondensiert zunächst am Holz und durchdringt es schließlich vollständig. Voraussetzung ist eine Temperatur von 80 bis 90 Grad.

    Nach der Bearbeitung warten Holzarten aus ganz Europa und allen Vegetationszonen in großen Lagerhallen auf die Kunden. „In den Export gehen in der Regel nur Hölzer von minderer Qualität. Sie werden für die Gestelle der Polstermöbel-Fabriken benötigt. Ursprünglich verarbeiteten die „Gestellfabriken“ im Inland das meiste Holz dieser Art. Doch die Produktion verlagerte sich wegen der Billiglöhne immer weiter nach Osten“, erklärte Norbert Henning abschließend.

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