Das Film-Photo-Ton-Museum im Gemündener Huttenschloss ist um einen kleinen großen Schatz reicher: Die wohl größte Sammlung an Belichtungsmessern weltweit, über 500 Stück, ist dort seit vergangenem Jahr zu besichtigen. Zusammengetragen hat sie die frühere Berufsfotografin Gisela Paßlack aus Gießen, die jetzt in Bad Kissingen lebt. Beim Museumstag im September wurde die Sammlung zum ersten Mal der Öffentlichkeit präsentiert.
Manche der oft unscheinbaren Messgeräte sehen aus wie kleine Fernrohre, andere erinnern an eine Wasseruhr oder haben ein taschenuhrartiges Gehäuse. Ein Belichtungsmesser zeige einem Fotografen, wie das Licht ist, und gebe ihm vor, wie er Belichtungszeit und Blende an seiner Kamera auswählen sollte, sagt Jürgen Sommerer vom Film-Photo-Ton-Museum. Heute regle das oft die Automatik an Kameras, etwa in Handykameras, aber auch dabei gebe es Belichtungsmesser. Profis arbeiteten immer noch mit externen Belichtungsmessern, zum Beispiel an Filmsets. Ein Luxmeter für die Hallenbeleuchtung sei auch nichts anderes. Früher kamen Belichtungsmesser auch in der Dunkelkammer zum Einsatz.

Es war auf einer Reise in Namibia, erzählt die 77-jährige Gisela Paßlack am Telefon, als sie in einem Antiquitätengeschäft ein längliches Röhrchen aus Metall gesehen hat. "Ich wusste nicht genau, was es ist, ich habe es einfach mitgenommen", sagt sie. Sie hatte den Verdacht, dass es etwas mit Fotografie zu tun haben könnte. Belichtungsmesser hat die gelernte Porträtfotografin, die später als angestellte Fotografin in Kliniken in Marburg und Gießen arbeitete, beruflich selbst verwendet. Tatsächlich handelte es sich um ein Standartmeter von Watkins, einen der ersten chemischen Belichtungsmesser aus dem Jahr 1890, in dem Licht Fotopapier je nach Belichtung schnell oder langsam schwärzte.
"Ich wusste nicht genau, was es ist, ich habe es einfach mitgenommen."
Gisela Paßlack, hat Belichtungsmesser gesammelt
Zu Hause hat sie dann noch einen gekauft und noch einen und noch einen. 1992 hat alles angefangen. "Irgendwann dachte ich: 25 hast du schon." Sie tigerte jahrelang "von Flohmarkt zu Flohmarkt, von Fotobörse zu Fotobörse" und suchte nach Exemplaren, die sie noch nicht hatte. Sie hat chemische, optische, solche mit Selen und elektrische Belichtungsmesser aus aller Welt gesammelt, außerdem Belichtungstafeln. Irgendwann hat sie nichts mehr gefunden, sie hatte ja schon fast alles.

Als sie um die Jahrtausendwende nach Bad Kissingen umzog, landete die Sammlung im Keller. Sie hörte sich in ganz Deutschland um, ob ein Museum sie übernehmen wolle, an Verkauf habe sie nicht gedacht. Aber überall habe es geheißen: "Wir haben keinen Platz." Paßlack: "Die waren alle mehr auf Kameras aus."
Die leidenschaftliche Wohnmobilfahrerin, die auch Blitzgeräte und -birnen gesammelt hat, ist regelmäßiger Gast auf dem Campingplatz in Hofstetten und kam so auf das Film-Photo-Ton-Museum in Gemünden. Jürgen Sommerer, Vorsitzender vom Museumsverein, habe gleich Interesse an der Sammlung bekundet. Also fuhr Sommerer vergangenes Jahr nach Bad Kissingen und kam mit einem ganzen Kofferraum voller Belichtungsmesser wieder zurück. So landete die Sammlung im Huttenschloss.
Zur Unterbringung der Sammlung hat der Verein zwei Küchenkommoden mit lauter Schubladen besorgt, in denen die Stücke aus den Jahren 1890 bis in die späten 1980er Jahre unter Plexiglasabdeckungen liegen. Das Museum hat aus verschiedenen anderen Sammlungen noch 150 bis 200 weitere Belichtungsmesser, die es zusätzlich präsentieren möchte, was vermutlich eine weitere Küchenkommode nötig macht.
"Wir haben weltweit keine Sammlung gefunden, die so umfangreich ist."
Jürgen Sommerer, Vorsitzender des Film-Photo-Ton-Museumsvereins
Dass die Belichtungsmesser funktionieren, zeigt sich, wenn man die Schubladen öffnet. Dann schlägt bei den entsprechenden Geräten ein kleiner Zeiger aus und geht wieder zurück, wenn das Gerät wieder im Dunkeln landet. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es in Deutschland mehr als ein halbes Dutzend Hersteller von Belichtungsmessern, die mit Selen, einem Halbmetall, das durch Belichtung seine Leitfähigkeit ändert, funktionierten.
Über einen Belichtungsmesser aus Frankreich aus dem Jahr 1890, das Lieblingsstück der Sammlerin, sagt Sommerer: "Der dürfte einmalig sein." Dabei handelt es sich um einen der allerersten optischen Belichtungsmesser überhaupt, der aus einer Zeit stammt, als gerade erst das chemische System wie im Gerät von Watkins aufkam. Die optischen Messwerke, in denen die gerade erkennbaren Zahlen die Belichtungsdaten darstellten, waren schon die nächste Stufe und gingen erst ein Stückchen nach der Jahrhundertwende in die Serienproduktion.
Er hat zu Belichtungsmessern recherchiert, erzählt Sommerer. "Wir haben weltweit keine Sammlung gefunden, die so umfangreich ist." Auch das Deutsche Museum in München habe nur einen Bruchteil dessen. "Das ist ein schönes Alleinstellungsmerkmal für Gemünden", findet der Vorsitzende und erzählt, dass das Museum sich mittlerweile einen Namen gemacht habe und jährlich 4000 bis 5000 Besucher zähle.
Öffnungszeiten des Museums: April bis Oktober Di. 10–12 Uhr, Do. 15–17 Uhr, ganzjährig Sa. 14–17 Uhr, So. 10–12 Uhr sowie nach Vereinbarung.