Mit der Rolle der „Grizabella“ in „Cats“ wurde Angelika Milster 1983 über Nacht zum Star. „Classic meets Musical“ heißt ihr aktuelles Programm, mit dem die vielseitige Künstlerin weltliche und geistliche Musik in einem Konzert verbindet. Zweimal gastiert Milster in der Region: am 11. September in der Kirche Heiligste Dreifaltigkeit in Gemünden und am 16. Oktober in der evangelischen Stadtkirche Kitzingen.
Frage: Sie gelten als „Diva“. Würden Sie dem zustimmen? Ist dieser Begriff für Sie eher positiv oder negativ besetzt?
Angelika Milster: Diven waren immer etwas Außergewöhnliches, auch in der Art, wie sie ihre Kunst verkauft haben. Für mich ist die Bezeichnung „Diva“ also ein Liebesbeweis des Publikums. So eine Einschätzung hat immer etwas mit Authentizität zu tun, mit dem Lebensgefühl, in dem man seinem Beruf nachgeht. Das muss man wirklich mit dem Herzen machen.
Sie sind sehr wandlungsfähig, machen Musical, Schauspiel, Fernsehfilme und arbeiten als Synchronsprecherin. Was machen Sie denn am liebsten?
Milster: Diese Gedanken habe ich mir noch nie gemacht. Ich habe mich auch nie festgelegt. Ich bin jemand, der frei sein möchte. In meinem Leben gehört alles zusammen. Schauspiel ist immer mit dabei, wenn ich singe. Ich erzähle mit jedem Lied musikalisch eine Geschichte.
Das Musical „Cats“ hat Ihr Leben auf den Kopf gestellt . . .
Milster: Nein, auf den Kopf gestellt nicht. (Milster lacht.) Aber es war eine schöne Erfahrung. Es war eine Sternstunde in meinem Leben, das muss ich schon sagen.
Blicken Sie heute noch gerne auf diese Zeit zurück?
Milster: Immer noch gerne, ja. Diese Titel wurden ja nicht speziell für mich geschrieben. Die haben vor mir zum Beispiel schon Barbra Streisand gesungen und Marti Webb. Da überlegt man sich schon: Jetzt willst du das singen? Aber ich habe „Ja“ gesagt. Ich bin ja keine Spottdrossel. Eine Spottdrossel macht alle Vögel nach, imitiert die Stimmen der anderen – und verspottet sie damit, daher der Name. Das mache ich nicht. Ich singe meinen eigenen Stil.
Bei Ihrer aktuellen Konzerttour treten Sie in Gotteshäusern auf, bald in Gemünden und Kitzingen. Fühlen Sie sich Gott in Kirchen näher?
Milster: Nein, ich fühle mich ihm immer nahe. Ich glaube an Gott und ich bin sehr glücklich darüber, dass ich diesen Glauben habe. Das gibt mir viel Kraft.
Glaube ist also wichtig?
Milster: Sehr, sehr wichtig. Ich denke, jeder Mensch sollte einen Glauben haben, egal welchen.
Möchten Sie die christliche Botschaft musikalisch verkünden?
Milster: Es ist nicht unbedingt so, dass ich in der Kirche nur über Gott singe. Aber ich möchte schon, dass die Texte etwas damit zu tun haben, dass die Menschen etwas damit anfangen können. Ich muss aber nicht der Prediger sein in der Kirche. Ich möchte unterhalten.
Auf welches Programm dürfen sich die Besucher bei den Kirchenkonzerten freuen?
Milster: Es werden Musical-Titel dabei sein, es werden sakrale Lieder dabei sein. Ich würde sagen: von Bach bis Bernstein. Es werden aus dem klassischen Bereich Titel dabei sein, aber auch große Chansons, eine Ballade. Eine schöne Mischung, denke ich.
Sie arbeiten viel mit Ihrem Mann zusammen. Ist es leichter, mit dem Partner etwas kreativ zu gestalten?
Milster: Etwas Neues zu kreieren, ein neues Konzept entstehen zu lassen, ist immer schwer. Das hat etwas mit Respekt zu tun und mit Vertrauen. Ob es der eigene Ehemann ist oder ein anderer Produzent, das spielt da keine Rolle. Mein Mann ist ein großer Musiker und ein wunderbarer Dirigent. Und ein sehr, sehr guter Produzent und Berater. Er ist ein bisschen streng, manchmal. Aber er hat auch viel Geduld. (Milster lacht.) Und ich eben viel Temperament.
Sie engagieren sich sozial im Tierschutz und unterstützen Kinder . . .
Milster: Ich möchte Menschen davon überzeugen, dass man vielleicht doch nicht so viel im Leben haben muss. Niemand braucht eine Handtasche für 8000 Euro. Ein paar Euro zu spenden, das tut uns nicht weh.
Was machen Sie, wenn Sie mal frei haben?
Milster: Ich habe zu Hause meinen Garten. Das ist mein großes Hobby. Ich bin süchtig: pflanzensüchtig. Wenn ich frei habe, fahre ich heim und fange an, zu graben.