Als Hildegard Baunach aus Marktheidenfeld am Donnerstag ihren 90. Geburtstag feierte, wollte ihr Telefon gar nicht mehr stillstehen. „Das ist ja wie bei mir – vielleicht sollten Sie sich noch eine Sekretärin suchen“, scherzte Bürgermeisterin Helga Schmidt-Neder, die die Jubilarin besuchte und ihr einen Blumenstrauß überreichte. Neben Familie und Freunden sowie zahlreichen Vereinsvertretern gratulierte auch Pfarrer Hermann Becker.
Hildegard Baunach wurde am 12. November 1925 in Heiligenkreuz geboren, einem Dorf in der Nähe von Plan im damaligen Sudetenland. Dort wuchs sie mit ihren vier Geschwistern auf dem elterlichen Bauernhof auf. Im Alter von elf Jahren zog es Baunach zu ihrem Onkel nach Prag, wo sie zur Schule ging. „Das waren die sechs glücklichsten Jahre meines Lebens“, erinnert sie sich.
Nachdem ihr Onkel gestorben war, lebte Baunach einige Jahre in Karlsbad, ehe sie Arbeits- und später auch Kriegsdienst leisten musste. Das Kriegsende 1945 erlebte die damals 20-Jährige in einem Lazarett in Marienbad. Noch im selben Jahr flüchtete sie nach München, wo sie „froh war, ein Dach über dem Kopf zu haben“.
In den Spessart kam Baunach 1946. Dort wohnte sie zunächst in Karbach, wo sie ihren späteren Mann kennenlernte. 1953 zog sie nach Marktheidenfeld, wo sie bis heute lebt. „Ich kann von Glück reden, dass ich gleich eine Stelle bekommen habe“, ist die inzwischen 90-Jährige froh, die von 1947 bis 1980 als Sachbearbeiterin im Landratsamt in Marktheidenfeld und später in Würzburg tätig war.
1949 heiratete Baunach ihren Mann, mit dem sie vier Kinder, sieben Enkel und sogar einen Urenkel hat. Ihre Leidenschaft ist die Musik. Das belegt nicht nur ihre immense Sammlung an Schallplatten, die sie im Regal stehen hat, sondern auch die Tatsache, dass sie seit stolzen 63 Jahren Mitglied im Gesangsverein ist.
„Trotz ihrer 90 Jahre sehen Sie immer noch klasse aus“, sagte Schmidt-Neder zu Baunach. Und geistig fit ist sie. Als die Bürgermeisterin wissen wollte, wie man im Sudetenland gesprochen hat, fing die alte Dame mit ihrem Sohn ein Gespräch im Dialekt an. Die Gäste amüsierten sich darüber prächtig und sangen der Jubilarin zum Abschluss gemeinsam ein Geburtstagsständchen.