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HESSDORF: Im Bachgrund seit Jahren auf Schatzsuche

HESSDORF

Im Bachgrund seit Jahren auf Schatzsuche

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    Schatzkiste: Den Schaukasten für seine Funde hat der Heßdorfer Sondengänger Oliver Krämer selbst gebaut.
    Schatzkiste: Den Schaukasten für seine Funde hat der Heßdorfer Sondengänger Oliver Krämer selbst gebaut. Foto: Foto (3): Björn Kohlhepp

    Gleich hinter der Tür hängen im Flur die ersten Fundstücke: zwei altertümlich aussehende Sicheln. Dann geht es vorbei an einem mehrstöckigen, verglasten Ständer mit allerlei Bleikugeln, Kreuzen, Fibeln, daneben steht ein Schaukasten mit Armbrustbolzen, Dolchen, Schlüsseln und Beilen. Im Wohnzimmer hängen mittelalterliche Streitäxte an der Wand. Wir sind zu Gast bei Sondengänger Oliver Krämer, der von sich sagt: „Ich bin halt ein Mittelalterfreak.“ Bei der 825-Jahr-Feier Höllrichs am kommenden Wochenende, 23. und 24. August, wird der 39-Jährige im Schloss Höllrich einen Teil seiner Fundstücke präsentieren. 90 Prozent davon stammen aus dem Bachgrund.

    Seit 15 Jahren auf der Suche

    Wenn die Bauern die Felder abgeerntet haben, ist die Bahn frei für den Sondengänger. Dann zieht es Krämer hinaus auf die Äcker mit seinem Metalldetektor. Stundenlang streift er umher. Seit rund 15 Jahren ist er schon auf Schatzsuche im Bachgrund. Mittlerweile hat der Heßdörfer seinen 17. Metalldetektor. Jetzt hat er ein ausgefuchstes amerikanisches Gerät, das eigentlich für die Suche nach Goldnuggets entwickelt wurde. Doch so lange er schon sucht – einen Goldschatz oder auch nur eine Goldmünze war bislang noch nicht unter seinen Funden.

    Sein schönstes Fundstück, eine drei- bis viertausend Jahre alte keltische Münze mit Pferdemotiv, hat sich der 39-Jährige auf den rechten Unterarm tätowieren lassen. Ein bisschen Bronzezeitliches hat er noch gefunden: Paukenfibeln und eine Gewandnadel. Aber in der Hauptsache stammen seine Schätze aus dem Mittelalter – zwischen den vielen Burgen kein Wunder, sagt Krämer. Wertvolle alte Funde meldet er dem Landesamt für Denkmalschutz in Bamberg. Viel Neuzeitliches, darunter etwa Bleigeschosse aus der Schlacht der Preußen gegen die Bayern bei Hammelburg, Münzen, Knöpfe oder Patronen aus dem Zweiten Weltkrieg, findet sich freilich auch.

    Erkennungsmarke eines GI

    Einen besonderen Fund hat er vor zwei Monaten auf dem Sodenberg gemacht: die Erkennungsmarke eines US-Soldaten, die dieser, mutmaßlich ein Mitglied der „Task Force Baum“, wohl beim Vorstoß auf das Kriegsgefangenenlager Hammelburg 1945 verlor. Allerdings ist es keine offizielle Erkennungsmarke, sondern eine selbst hergestellte, die der Soldat wohl am Handgelenk trug. „Sam W. Davis“ ist auf der Oberseite eingraviert, auf der Rückseite steht eine lange Nummer. „Ich würde die Marke gern der Familie des Soldaten zukommen lassen“, sagt Krämer. Allerdings sind bisherige Versuche, etwas über den Besitzer der Marke herauszufinden, fehlgeschlagen. Da die Erkennungsmarke aus Silber ist, war hier wenig Arbeit nötig. Bei Eisenfunden aber macht sich Oliver Krämer eine Heidenarbeit bei der Restaurierung: Erst kommt der Rost ab, dann das Stück zum Entsalzen drei bis sechs Monate lang in ein Gefäß mit destilliertem Wasser. Anschließend trocknet er es im Backofen und legt es dann in einen Topf mit flüssigem Paraffin. Anders als beim Elektrolysebad bleibe so die Patina des Metallstücks erhalten, sagt Krämer. Es gebe auch andere Mittel als Paraffin, also Wachs, aber dann glänze das Fundstück, was ihm nicht gefällt. Zum Reparieren von beispielsweise gebrochenen Dolchgriffen setzt er Eisenpulver und Sekundenkleber ein. Der 39-Jährige ist ein Sammler, wie er im Buche steht. Er verkaufe nichts und horte seine Funde lieber. „Ich kann mich von nichts trennen“, sagte er. „Ich hab auch eine ganze Tüte voller Knöpfe, die kommen nicht weg.“ Mittlerweile sei die Gegend um Heßdorf schon ganz gut abgesucht. Auf den Äckern werde durch das Zackern aber immer wieder Neues an die Oberfläche geschafft. Aber der Dünger setzt den Metallfundstücken zu. Die Funde, die Krämer im August in Höllrich präsentiert, stammen zu 90 Prozent aus dem Bachgrund, sagt der glückliche Finder. Die Schaukästen dafür hat er selbst gebaut. Man merkt, dass er sich auf die Ausstellung freut. Aber das sind zwei Tage, an denen er nicht auf Schatzsuche gehen kann.

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